- Tenbrinkkessel
Tenbrinkkessel sind Dampferzeuger mit Tenbrinkfeuerung (Bd. 4, S. 8). Alle gebräuchlichen Kesselsysteme lassen sich mit einer Tenbrinkfeuerung beliebigen Systems zur Ausführung bringen, so daß es Tenbrinkkessel von den mannigfaltigsten Konstruktionsformen gibt, wobei jedoch jeder besonderen Kombination auch besondere Vor- und Nachteile zuzusprechen sind.
Soll z.B. hochwertiger Brennstoff zur höchsterreichbaren Ausnutzung gebracht werden, so empfiehlt sich die Anwendung der normalen Tenbrink-Vorlage in Verbindung mit einem Flammrohrkessel (Bd. 4, S. 8, Fig. 19); ebensogut wird derselbe Zweck durch die Konstruktion von Kuhn (Bd. 4, S. 8, Fig. 21) erreicht, bei der die Feuerung in den ersten, entsprechend erweiterten Schuß des Flammrohres eingebaut wird. Beide Ausführungen, die als Tenbrink-Innen feuerungen bezeichnet werden können, haben aber den[522] Nachteil, daß sie zylindrische, durch äußeren Druck beanspruchte Kesselwandungen von sehr großem Durchmesser benötigen, so daß die Anwendung sehr hoher Dampfspannungen erschwert wird. Ferner bereitet die Unterbringung größerer Rostflächen Schwierigkeiten, so daß entweder mit geringer Kesselbelastung (Heizflächenbelastung) oder mit großer Rostanstrengung (großer Schichthöhe) gearbeitet werden muß; in letzterem Falle ist eine große Zugstärke unbedingtes Erfordernis.
Für sehr hohe Dampfspannungen wählt man besser eine Tenbrink-Vorfeuerung in Verbindung mit einem mehrfachen Walzenkessel (Bd. 4, S. 8, Fig. 20). Da hierbei alle durch äußeren Druck belasteten zylindrischen Wandungen vermieden werden können, auch die Zylinderdurchmesser nur mäßig groß gemacht zu werden brauchen, so kommt man selbst bei den höchsten Dampfspannungen mit den üblichen Blechstärken aus.
Eine besondere Ausbildung haben diese Art von Tenbrinkkessel durch die Maschinenfabrik Eßlingen erhalten. Nach Fig. 1 werden zur Erzielung der sogenannten Rückbrennung (vgl. Bd. 4, S. 8) mehrere kurze Zylinder A in etwa der gleichen Schräglage, wie sie der Rost erhält, angeordnet und durch Stützen mit den einzelnen Langkesseln verbunden. Zwei weitere Zylinder C bilden die seitliche Begrenzung des Feuerraums. Der Zwischenraum zwischen den Zylindern wird durch feuerfeste Platten abgeschlossen. Für minderwertigen Brennstoff können Tenbrinkkessel wegen der Unterbringung der erforderlichen großen Rostfläche nur nach Art der beiden zuletzt angeführten Konstruktionen mit Vorfeuerungen ausgeführt werden.
Heizrohrkessel und Wasserrohrkessel werden seltener mit Tenbrinkfeuerung versehen. Diese Kessel besitzen nur einen verhältnismäßig kleinen Wasserraum, so daß sie in Verbindung mit der Tenbrinkfeuerung nur für annähernd konstant bleibenden Dampfverbrauch zu empfehlen sind. Die Wärmeentwicklung der Tenbrinkfeuerung ist zwar auch in weiten Grenzen regelbar; es ist aber bei dem eigenartigen Verbrennungsprozeß eine größere Zeit erforderlich, ehe z.B. die Feuerung von schwacher Wärmeentwicklung auf forcierte Wärmeentwicklung gebracht werden kann. Fig. 2 gibt einen Wasserröhrenkessel mit Tenbrinkfeuerung nach einer Ausführung van Göhrig & Leuchs wieder.
O. Herre.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.