Urbarmachung

Urbarmachung

Urbarmachung, die Umwandlung einer ertraglosen Landfläche in ein ertragsfähiges Gelände. Die Ertraglosigkeit kann verursacht sein durch ungeeignete Bodenbeschaffenheit oder durch Wassermangel oder durch Wasserüberfluß. Nach der Ursache richten sich die technischen Maßnahmen.

Bodenbeschaffenheit. Der Boden kann in physikalischer oder in chemischer Hinsicht für die Ernährung von Kulturpflanzen ungeeignet sein. Ist der Boden zu hart, so daß die Pflanzenwurzel nicht eindringen kann, so muß er durch Pflügen, Hacken, Rajolen u. dergl. gelockert werden; die Lockerung soll jedoch nicht bloß bis auf die Wurzeltiefe der gewöhnlichen Ackerpflanzen (15–20 cm), sondern auch in die Untergrundschichten hinabreichen, um auch diese für den Eintritt von Luft und Wasser zu öffnen. Ist der Boden zu weich, so daß die Pflanzenwurzel nicht den genügenden Halt in ihm findet (z.B. bei Moorböden), so kann durch Mischung oder Ueberdeckung mit spezifisch schweren Bodenarten, insbesondere mit Sand, das Gefüge des Bodens gedichtet werden (vgl. Moorkultur, Bd. 6, S. 490). Ist der Boden unfruchtbar infolge zu großer oder zu geringer Wasserdurchlässigkeit, so kann durch Mischung des Sandbodens mit Lehm oder des Tonbodens mit Sand die Wasserdurchlässigkeit verbessert werden. – In chemischer Hinsicht kann Unfruchtbarkeit dadurch verursacht sein, daß die für die Ernährung der Pfalzen erforderlichen Stoffe nicht in genügender Menge oder nicht in der für die Aufnahme und Assimilierung geeigneten Form im Boden vorhanden sind, oder daß der Boden im Uebermaß solche Verbindungen enthält, die dem Pflanzenleben schädlich sind. Dem häufig auftretenden Mangel an Kalk (z.B. bei den Urgebirgsböden) kann durch Mischung mit kalkhaltigen Bodenarten wie Mergel, Löß, Rheinschlamm (im badischen Schwarzwald), Seeschlick (in den holländischen Hochmooren) u. dergl. begegnet werden. Im übrigen bildet die Beibringung der fehlenden Pflanzennährstoffe in der Regel die Aufgabe des der Urbarmachung nachfolgenden landwirtschaftlichen Betriebes. Ist die Unfruchtbarkeit durch das Vorhandensein pflanzenschädlicher Verbindungen (z.B. Eisenoxydul, schwefelige Säure u.a.) im Boden hervorgerufen, so müssen diese aus dem Boden entfernt werden. Da es bei diesen Verbindungen sich meistens um die Folgen der Bodenversumpfung handelt, so kann das Uebel häufig durch gründliche Entwässerung gehoben werden; dabei werden die wasserlöslichen schädlichen Verbindungen mit dem Bodenwasser ausgeschwemmt. Durch kräftige Berieselung kann der Vorgang der Auswaschung des Bodens befördert werden (Süßwässern sumpfiger Wiesen). Im übrigen ist Kalkung (s. oben) ein wirksames Mittel zur Entsäuerung des Bodens.

Wassermangel. Ist Wassermangel die Ursache der Unfruchtbarkeit, so kann dem nur durch künstliche Bewässerung abgeholfen werden. In den heißen Ländern bildet die Einrichtung der Bodenbewässerung regelmäßig die Voraussetzung der Urbarmachung. Nicht so im gemäßigten Klima, wo der Regel nach die natürlichen Niederschläge zur Versorgung der Pflanzenwelt mit Wasser hinreichen. Doch können auch hier Fälle eintreten – insbesondere, wo es um Anlage von Wiesen sich handelt –, in dunen die Urbarmachung an die künstliche Bewässerung gebunden ist; s. Bewässerung des Bodens und Bewässerungssysteme, Bd. 1, S. 754, 758.

Wasserüberfluß erzeugt Bodenversumpfung und unter Umständen gänzliche Unfruchtbarkeit. Zur Urbarmachung ist hier gründliche Entwässerung der Bodenoberfläche (Ableitung des Tagwassers) sowie des Untergrundes (Regelung des Grundwassers) erforderlich; s. Entwässerung des Bodens, Bd. 3, S. 462, Drainage, Bd. 3, S. 45, Schöpfwerke, Bd. 7, S. 771.

Drach.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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