Zierbrunnen

Zierbrunnen

Zierbrunnen, künstlerisch ausgeführte laufende Brunnen, die entweder zur öffentlichen unentgeltlichen Abgabe von Trinkwasser (s. Bd. 2, S. 367) oder nur zum Schmucke öffentlicher Plätze, Gärten, Höfe u.s.w. dienen, manchmal hervorragende Kunstdenkmale bilden ([1]–[4]) oder als sogenannte Springbrunnen durch Mächtigkeit der Wassermengen und Strahlhöhen große Wirkungen erzielen.

Wir erwähnen außer den verschiedenen monumentalen Brunnen in den Städten die Springbrunnen in Kassel, Herrenhausen, Karlsruhe, Stuttgart, Wiesbaden u.s.w., in Versailles, Rom u.a.a.O. Näheres darüber in [5]. – Bei allen derartigen Anlagen muß jeder einzelne Wasserstrahl seine besondere regulierbare Zuleitung haben, wenn eine richtig abgemessene Gesamtwirkung erzielt werden will. – In diesen Zuleitungen soll die Wassergeschwindigkeit 1 m/sec nicht überschreiten. Technisch können mit entsprechenden Mundstücken die Strahlen rund, flach oder zerstäubt angeordnet, auch als Sprudel entwickelt werden. Für runde Strahlen eignen sich Mundstücke wie in der Figur, die auf die Strecke h = 2 · d kreiszylindrisch sind und sich gegen die Strahlröhren trompetenartig erweitern. Flache Strahlen werden nach Art der Orgelpfeifen angeordnet. Von vorzüglicher Wirkung sind die Sprudel, weiß schäumende Wasserstrahlen, die mit geringen Wassermengen erzielt werden, wenn großer Druck und ein angemessenes Wasserbecken zur Verfügung steht, indem man einfach das Strahlmundstück mehr oder weniger tief unter dem Spiegel des Beckens ausmünden läßt. Dieselbe Wirkung erreicht man auch mit Strahlapparaten [6]. Sehr zu beachten ist bei den Springbrunnen, daß die Größe des Beckens im richtigen Verhältnis zur Strahlhöhe steht, damit der Strahl nicht schon bei leichtem Winde über das Becken hinausgeworfen wird und die Umgebung versumpft.

Die senkrechte Strahlhöhe s – alle Maße in Meter – berechnet sich für Mundstücke nach der Figur aus der Formel: s = H : (s + φ H), in welcher H die Druckhöhe im Zuflußrohre, gemessen in Nähe des Auslaufes, jedoch an einer Stelle, an welcher die Geschwindigkeit 1 m/sec noch nicht übersteigt und φ ein von der Weite des Mundstückes abhängiger Koeffizient ist,[998] nämlich φ = 0,00025 : (d + 1000 · d3). Bei geneigten Strahlröhren beschreibt der Strahl eine Kurve, ähnlich der in Bd. 1, S. 533, Fig. 1 dargestellten. – Erwähnt sei hier noch, daß schon seit längerer Zeit aus Springbrunnen auch beleuchtete Wasserstrahlen (Kalospinthechromokrene) entsendet werden [7]. Für kleinere Springbrunnen sind zahlreiche Modelle aus Metall im Handel (Brunnenschalen, Mundstücke, Brunnenfiguren u.s.w.); wir verweisen als Bezugsquellen auf Schäfer & Walcker, Berlin, Deutsche Wasserwerksgesellschaft, Höchst a. M., und andre Fabriken bezw. Installationsgeschäfte für Wasserleitungsgegenstände; vgl. a. Heronsbrunnen.


Literatur: [1] Schubert, C., Die Brunnen der Schweiz, Frauenfeld 1885. – [2] Boussard, Choix des fontaines décoratives, Paris 1879. – [3] Teirich, V., Ueber Brunnen und deren künstlerische Durchbildung, Gewerbehalle 1870, Heft 7. – [4] Handbuch der Architektur, Teil 4, Halbbd. 8, Abt. 8, Abschn. 2, Kap. 3. – [5] Lueger, O., Die Wasserversorgung der Städte, Abt. 2, S. 273 ff., Leipzig 1908. – [6] Fontänenmundstücke, Journal s. Gasbeleuchtung u. Wasservers. 1882, S. 148. – [7] Morton, Illuminated fountains, Frankl. Journ., 3. S., Bd. 59, 1870, S. 358.


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http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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