Aktinoelektrizität

Aktinoelektrizität

Aktinoelektrizität (Photoelektrizität), das Gebiet der Beziehungen der strahlenden Energie zur elektrischen Energie.

Die von den Körpern absorbierten Aetherschwingungen bringen nicht bloß Temperaturerhöhung der Körper hervor, oder in vielen Fällen chemische Veränderungen, sie verändern auch in vielen Fällen den elektrischen Zustand der Körper teils oberflächlich, sei es durch Veränderung der statisch-elektrischen Ladung, sei es des Potentials bei Kontaktwirkungen, teils im Innern durch Veränderung des Leitungsvermögens. Die lichtelektrischen Versuche von Hallwachs [1] und von Elster und Geitel [2] zeigen einen sehr starken Einfluß der Bestrahlung durch elektrisches Bogenlicht und auch durch Sonnenlicht auf geladene Konduktoren, der in einer Zerstreuung der negativen Ladungen, unter Umständen in der Erzeugung positiver Ladung oder auch in der Zerstreuung dieser besteht. Die Art und der Betrag der Erscheinungen ist von der chemischen Beschaffenheit der Körper (am empfindlichsten Amalgame der elektropositiven Metalle), von deren Oberflächenbeschaffenheit, von den umgebenden Gasen (hochverdünnte Gase), von der Leitfähigkeit der Gase, je nach ihrer »Ionisation« und von der Wellenlänge der Strahlen abhängig. Elektrisches Bogenlicht enthält mehr wirksame Strahlen als Sonnenlicht, sofern dieses in der Atmosphäre durch Absorption einen großen Teil der ultravioletten Strahlen sehr kleiner[121] Wellenlänge verloren hat. Ueber eine große Anzahl lichtelektrischer oder photoelektrischer Versuche von A. Righi sei auf [3] verwiesen. Die Erscheinungen stehen im engsten Zusammenhang mit den durch Kathodenstrahlen, Röntgenstrahlen, Becquerelstrahlen, Radiumstrahlen hervorgebrachten Wirkungen [4]. Zur zweiten Art von Aktinoelektrizität gehören die Veränderungen des elektrodynamischen Potentials durch Bestrahlung der einen der beiden Elektroden. Taucht man eine oxydierte und eine metallische Kupferplatte in Kochsalzlösung und belichtet die erstere, so steigt deren positives Potential bedeutend an, so daß die Stärke des entstehenden Stroms ein Maß ist für die Stärke der Bestrahlung, Aktinometer von Gouy und Rigollot [5]. Durch vorheriges Eintauchen der oxydierten Platte in Farblösungen kann dieselbe für bestimmte Farben besonders empfindlich gemacht werden. Eine Erscheinung dritter Art, Veränderung der Leitungsfähigkeit durch Bestrahlen, ist das Verhalten des Selens, von dem Bell und Tainter (1880) bei der Erfindung des Photophons (s.d.) Gebrauch machten; dahin gehören aber auch die Veränderungen des Widerstands im Platinastreifen des Bolometers (s.d.), dem empfindlichsten Aktinometer für die Vergleichung der Energie einzelner Teile des Spektrums. Man kann freilich die Wirkung der strahlenden Energie sich hier vermittelt vorstellen durch ihre Umwandlung in Leitwärme, durch die der Widerstand der elektrischen Leiter vergrößert wird.


Literatur: [1] Wiedem. Ann., 33 (1888), S. 308; 34, S. 731. – [2] Wiedem. Ann., 38 (1889), S. 27 u. 497; 41, S. 161 u. 166; 42, S. 564; 43, S. 225; 44, S. 722. – [3] Righi, Beibl. zu Wiedem. Ann., 13 (1889), S. 40, 198, 566, 567, 976; 14 (1890), S. 1167. – [4] Elster u. Geitel, Physik. Zeitschr. 4, S. 43 (1902). – [5] Gouy u. Rigollot, Comptes rendus, 106 (1888), S. 1470.

Aug. Schmidt.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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