Elektrotypie

Elektrotypie

Elektrotypie (Galvanotypie), das galvanoplastische Verfahren zur Vervielfältigung vorhandener Druckformen sowie zur Herstellung solcher nach aus nicht widerstandsfähigem Material erzeugten Originalplatten (vgl. Stylographie). Die solcherart erhaltenen Druckplatten werden Galvanos genannt.

Die zu vervielfältigende Form (Letternsatz, Holzschnitt, Aetzung u.s.w.) wird sorgfältig mit Benzin gereinigt und mit feinstgepulvertem Graphit abgerieben – in einem Eisenrahmen mit um einige Millimeter höheren Blei- oder Eisenstäben (Hochstegen) umgeben und festgeklemmt (geschlossen). Sodann wird die Matrize gewonnen, indem eine aus ganz reiner, »kornfrei präparierter« Guttapercha (die in heißem Wasser erweicht und dann gut durchgeknetet wurde) bestehende, mit Graphit abgeriebene Platte oder eine graphitierte Wachstafel (nach Urquart: 900 Teile gelbes Wachs, 135 Teile venezianisches Terpentin und 221/2 Teile seiner Graphit; nach Kreß: 120 Teile weißes Wachs, 40 Teile syrischer Asphalt, 40–60 Teile Stearin, 30 Teile Talg, 5 Teile Graphit) auf die Form gelegt und in der Schlag- oder hydraulischen Presse (mit ausziehbarer Platte) abgeprägt wird. Hierauf erfolgt, zumeist in der Graphitiermaschine, das Einbürsten der Matrizen mit Graphit (oder metallisierten Graphitpulvern, nach Langbein 3 Teile Graphit und 1 Teil seines Zinnpulver), um sie leitend zu machen. Sehr tiefe Matrizen werden zu diesem Zwecke durch Abspülen mit Spiritus und nachfolgender Behandlung mit Kupfervitriol und seiner Eisenfeile sowie gründlichem Waschen mit Wasser oberflächlich verkupfert (Langbein). Hierauf sind die Leitungsdrähte, von denen mehrere Fühler auf die Matrizenoberfläche auslaufen, an die Form zu befestigen. Beschwert durch Bleiplatten auf der Rückseite oder in mit Oefen versehenen Metallkästen (bei Wachsformen) gelangen nun die Matrizen als Kathoden möglichst parallel zu den Anodenplatten in das galvanische Bad. Der Kupferniederschlag für Druckzwecke muß sehr homogen, sein kristallinisch, dicht, zähe und elastisch sein. Deshalb ist die Verwendung von einfachen Zellenapparaten weniger, besser die einer getrennten Batterie, am vorzüglichsten die einer Dynamomaschine geeignet, weil letztere die größte Freiheit bezüglich Stromdichte und völlige Sicherheit betreffs Stromkonstanz gewährleistet (Hübl). Je nach der Zusammensetzung des Bades (Säurezusatz, bewegt oder unbewegt) und der gewünschten Härte des Niederschlages schwankt die Stromspannung zwischen 1–2 Volt, die Stromdichte zwischen 1,5–6,8 Ampère pro Quadratdezimeter. Ist der Niederschlag genügend dick (etwa 0,3 mm für Buchdruckklischees), wird er unter Anwendung von Wärme behutsam abgelöst, auf der Rückseite mit Salzsäure gereinigt, mit Lötwasser befeuchtet und über einer Flamme oder mit dem Lötkolben oder mit flüssigem Metall verzinnt. Die Bildseite muß mit einem Gemenge von Schlämmkreide und Leimwasser völlig verstrichen werden, worauf das Blech mit Schriftmetall hintergossen und in der Presse planiert wird. Behufs »Fertigmachen« wird die Platte von rückwärts[427] eventuell ausgeglichen, abgedreht, bestoßen (s. Bestoßzeug), mit Salzsäure und Schlämmkreide vorne poliert und zumeist auf eine Holzplatte »gestöckelt«. – In neuerer Zeit werden für Buchdruckzwecke auch vielfach Nickel- und Eisengalvanos (von Metallmatrizen) angefertigt (vgl. Nadherny, Jahrb. für Photogr. und Reprod., 1903, und Sonnenleithner, Graph. Zentralbl, 1904, Nr. 4). – In analoger Weise erfolgt die Herstellung von Tiefdruckplatten, bei welchen jedoch der Metallniederschlag eine weit größere Dicke erhalten muß.


Literatur: Hering-Meta, Die Anwendung der Galvanoplastik in der Buchdruckerkunst, 2. Aufl., Leipzig 1898; Kempe, Die Galvanoplastik für den Hausbetrieb in Buchdruckereien, 6. Aufl., Nürnberg 1897; Langbein und Frießner, Galvanoplastik und Galvanostegie, Leipzig 1904; Boquillon, Electrotypie (Rev. scient. et ind.), Paris 1842.

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elektrotypie — Elektrotypie, die Abformung von Lettern, Stereotypplatten, Holzschnitten etc. auf galvanoplastischem Wege, s. Galvanoplastik …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Elektrotypie — Elektrotypie, s. Galvanotypie …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Elektrotypie — Elektrotypīe (grch.), s. Galvanoplastik …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Elektrotypie — ◆ Elek|tro|ty|pie 〈f. 19; veraltet〉 = Galvanoplastik ◆ Die Buchstabenfolge elek|tr... kann in Fremdwörtern auch elekt|r... getrennt werden. * * * Elek|t|ro|ty|pie, die; , n [zu ↑ Type (1)]: Galvanoplastik. * * * Elek|tro|ty|pie …   Universal-Lexikon

  • Elektrotypie — Elek|tro|ty|pie* die; <zu ↑...typie> svw. ↑Galvanoplastik …   Das große Fremdwörterbuch

  • Galvanoplastik — 1 6 der galvanische Betrieb 1 die Spülwanne 2 der Gleichrichter 3 das Mess und Regelgerät 4 das Galvanisierbecken 5 die Anodenstange (mit Kupferanoden f) 6 die Warenstange (Kathode) 7 die hydraulische Matrizenprägepresse 8 das Manometer 9 der… …   Universal-Lexikon

  • Galvanoplastik — Galvanoplastik. Durch elektro chemische Zersetzung der Auflösung von Metallsalzen lassen sich die aufgelösten Metalle auf einer metallenen Oberfläche im regulinischen Zustande abscheiden. Je längere Zeit der Zersetzungsproceß einer solchen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Galvanotypīe — (Elektrotypie), die Herstellung von Druckplatten und Typen, ein der Galvanoglyphie (s.d.) sehr ähnliches Verfahren zur Herstellung von Stempeln etc. in Stahl mittels Ätzung (Galvanos, Kupferklischees, galvanische Klischees) für den Druck auf der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Albert-Galvanos — (Albert Fischer Galvanos), mittels besonderer, von E. Albert in München und Fischer in Berlin ausgearbeiteten Verfahren hergestellte galvanische Kopien von Originalhochdruckformen (vgl. Elektrotypie, Bd. 3, S. 426). Die zu vervielfältigenden… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Galvano — Galvano, in der Buchdruckerei Bezeichnung der galvanoplastisch erzeugten Druckplatte (s. Elektrotypie, Galvanotechnik und Klischee) …   Lexikon der gesamten Technik

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”