Graphit

Graphit

Graphit, auch Aschblei, Potelot (Pottlot), Ofenfarbe, Ofenschwärze, Graphitglimmer, Reißblei, fälschlich Molybdän, Wasserblei, Plumbägo, kristallisierter Kohlenstoff, in einer besonderen, von den übrigen Kohlenstofformen abweichenden Aggregationsform, außerordentlich schwer verbrennbar, so daß man feuerfeste Tiegel – Passauer Tiegel – daraus fertigt, erscheint in horizontalen Kristallen, und zwar gewöhnlich in Gestalt von sechsseitigen Tafeln. Eine aus Amerika kommende Sorte zeichnet sich durch Blättchenform und silbergraue glänzende Färbung aus und lieht hoch im Preis. Die Hauptmassen treten in derben Stücken auf, in denen man wohl kristallinische Struktur, aber keine deutlichen Kristalle unterscheiden kann.

Er ist von mehr oder weniger tief grauschwarzer, mitunter bleigrauer Farbe, glänzend, besonders beim Reiben mit dem Fingernagel; die Härte schwankt in ziemlich weiten Grenzen zwischen 0,5 und 1,0; das spez. Gew. ist 1,8018–1,0440, doch zeigen unreine Stücke ein größeres spezifisches Gewicht, das bis 1,9–2,2 geht. Beim Verbrennen hinterläßt er 0,3–30% Asche je nach seiner Reinheit; die Asche enthält Kieselsäure, Tonerde, Kalk, Magnesia, Mangan, Eisenoxyd u.s.w.; er läßt sich mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure oxydieren und gibt mit chlorsaurem Kali und Salpetersäure Graphitsäure. Graphit hat eine sehr ausgedehnte Verbreitung in der Natur; so zeichnet sich namentlich Oesterreich (Böhmen, Mähren), Bayern (in der Nähe von Passau), England (Borrowdale und Cumberland), Nordamerika (Massachusetts, Kalifornien, Connecticut u.s.w.), Grönland, Spanien, Sibirien (Allibertsche Minen, die einen namentlich zur Bleistiftfabrikation vorzüglich geeigneten Graphit liefern), Ceylon, Finnland durch reiche Graphitlager aus. Graphit wird in gleicher Form und allgemeiner Beschaffenheit wie natürlicher auch künstlich gewonnen; so bildet er sich beim Ausbringen von Eisen aus den Schmelzöfen, in den Retorten der Leuchtgasgewinnung und bei Zersetzung gewisser Cyanverbindüngen.

[615] Viele der natürlichen Graphitlager gestatten eine Ausbeutung nicht, weil das Material so mit fremden Mineralien verunreinigt ist, daß die Kosten der Reinigung den Wert des Produktes übersteigen würden. Die Reinigung des Graphits wird auf mechanischem Wege durch Pochen, Mahlen und Schlämmen, auf chemischem Wege durch Kochen mit Salzsäure, Auswaschen mit Wasser, Behandeln mit einer Lösung von kohlensaurem Kali und Glühen, Auswaschen mit Wasser und neuerliches Kochen mit Salzsäure vorgenommen und das Endprodukt endlich ausgewaschen und getrocknet. Auch durch Glühen des gemahlenen Graphits mit einem Gemenge von Soda und Schwefel, Auswaschen mit Wasser, Behandeln mit Salzsäure und hierauf folgendes Auswaschen kann Graphit gereinigt werden; Bronic empfahl folgendes Verfahren: Durch Mahlen in grobes Pulver verwandelter Graphit wird mit dem 14. Teil seines Gewichtes mit Kaliumchlorat gemengt, mit dem doppelten Gewichte dieses Gemenges mit Schwefelsäure so lange im Wasserbad erhitzt, als sich noch Unterchlorsäure entwickelt, worauf man erkalten läßt, mit großen Wassermengen auswäscht, trocknet und bis zum Rotglühen erhitzt. Der Graphit nimmt an Volumen zu und bildet ein ungemein zartes Pulver, das nach nochmaligem Auswaschen aus beinahe reinem Kohlenstoff besteht.

Graphit dient in gereinigter Form zur Bleistiftfabrikation (s. Bd. 2, S. 76); die gemahlenen und geschlämmten gewöhnlichen Sorten finden Anwendung zu Schmelztiegeln und feuerfesten Kompositionen, als Elektrizitätsleiter in der Galvanoplastik, zum Putzen und Polieren von Metall, zum Schwärzen und Glänzen von Eisenwaren, namentlich Oefen, zum Bronzieren von Gipsfiguren, zum Mischen unter Kalkmilch, als dauerhafte Oelanstrichfarbe für Eisen, Stein und Holz, als Kitte für Eisen (Mastic Serbat), als trockenes und mit Fett gemischtes Schmiermittel (trocken namentlich für Uhren), als Zahnradglätte, zur Ausführung der Sgraffitodekoration u.s.w.


Literatur: Wagner, Der Graphit, Berlin 1872.

Andés.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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