Glyzerinwässer

Glyzerinwässer

Glyzerinwässer. Die bei der Spaltung von Oelen und Fetten gewonnenen Glyzerinwässer enthalten stets organische und unorganische Verunreinigungen, die vor dem Eindampfen, das, um Verluste zu vermeiden, im Vakuum zu erfolgen hat, entfernt werden müssen, um Rohglyzerine zu gewinnen, die möglichst frei von Fettkörpern sind, was besonders dann von Wichtigkeit ist, wenn sie der Destillation unterworfen werden sollen. Die Dichte der Glyzerinwässer schwankt zwischen 2 und 6° Bé. Der Gehalt an Verunreinigungen ist sehr verschieden, je nach der Beschaffenheit der verarbeiteten Fette und nach dem Spaltungsverfahren. Die Reinigung richtet sich nach der Art des verwandten Spaltungsmittels. Nach L. Zipser [1] verfährt man zweckmäßig wie folgt:

Das durch Autoklavenverseifung unter Verwendung von Magnesia gewonnene Glyzerinwässer wird mit gelöschtem Kalk bis zur schwach alkalischen Reaktion versetzt und aufgekocht. Es scheidet sich Magnesiumhydroxyd und Kalkseife aus, die durch Filtration entfernt werden. Der in dem klaren Glyzerinwässer noch gelöste Kalk wird durch Oxalsäure ausgefällt, indem man das Glyzerinwasser kocht und so lange partienweise Oxalsäure zusetzt, bis eine entnommene und filtrierte Probe beim Aufkochen mit einem weiteren Oxalsäurezusatz keine Trübung mehr gibt. Ist dies der Fall, so wird das Glyzerinwasser neuerdings filtriert und eingedampft.

Bei der Spaltung mit Zink und Zinkoxyd kann die Reinigung in gleicher Weise, wie eben beschrieben, erfolgen. Eine andere Methode besteht darin, daß man das Glyzerinwasser mit sein gepulvertem Baryumkarbonat kocht, wodurch unlösliche Barytseife und unlösliches basisches Zinkkarbonat entsteht, die abfiltriert werden. Zur völligen Entfernung freier Fettsäure empfiehlt sich ein Zusatz von Barythydratlösung bis zu ganz schwacher alkalischer Reaktion.

Die kalkhaltigen Glyzerinwässer, die entweder im Autoklaven unter Zusatz von Kalk oder nach dem Krebitz-Verfahren gewonnen sind, werden durch Einleiten von Dampf zum Kochen gebracht und vom Kalk durch Oxalsäure in oben beschriebener Weise befreit. Bei Verarbeitung sehr unreiner Fette wird das halb eingedampfte Glyzerinwasser mit schwefelsaurer Tonerde behandelt, deren Ueberschuß durch Kalk ausgeschieden wird. Der noch vorhandene Kalk wird mit Oxalsäure entfernt.

Beim Twitchell-Verfahren enthält das abgezogene Glyzerinwasser, wenn zur Spaltung gut gereinigte Fette gelangten und Kondenswasser verwandt wurde, nur freie Schwefelsäure und Sulfofettsäuren, die entfernt werden müssen. Man läßt das Glyzerinwasser gut abstehen, schöpft die obenauf schwimmenden Fettsäuren gut ab und kocht unter Zusatz von sein gepulvertem Baryumkarbonat, bis das Glyzerinwasser nur noch schwachsaure Reaktion zeigt, die durch vorsichtige Zugabe von in Glyzerinwasser gelöstem Baryumhydroxyd beseitigt wird. Man läßt nun absitzen, zieht das klare Glyzerinwasser ab und dampft ein.

Die Glyzerinwässer von der fermentativen Fettspaltung enthalten freie Schwefelsäure und Mangansulfat und werden mit Kalkmilch gekocht. Es scheiden sich Manganhydroxyd, Gips und Kalkseife aus, die man abfiltriert. Zur weiteren Reinigung wird der Ueberschuß an Kalk durch Oxalsäure entfernt.

Die Unterlauge von der Seifenfabrikation wird in einem Holzbottich durch indirekten Dampf zum Kochen gebracht. Hierauf wird durch ein Dampfstrahlgebläse Dampf und Luft eingeblasen, wobei man solange konzentrierte Schwefelsäure oder Salzsäure langsam zufließen läßt, bis saure Reaktion eingetreten ist. Das Zufließen der Säure muß langsam er folgen, weil infolge der Kohlensäureentwicklung aus den in der Lauge enthaltenen Karbonaten ein starkes Schäumen eintritt. Nach einigem Kochen läßt man ruhig abstehen und schöpft die abgeschiedenen Fettsäuren vorsichtig ab. Um die saure Reaktion zu beseitigen, kocht man mit einem kleinen Ueberschuß von Soda auf und filtriert ab. Die klare Unterlauge wird in eine zweiten Holzbottich gebracht und abermals Dampf und Luft eingeblasen, während dessen man 0,3–0,4% Aluminiumsulfat in konzentrierter Lösung zusetzt. Das Aluminiumsulfat wird i Unterlauge gelöst, um ihre weitere Verdünnung durch Wasser zu vermeiden. Durch das Aluminiumsulfat werden die meisten in der Unterlauge enthaltenen organischen Verunreinigungen ausgefällt und dann durch Filtrieren beseitigt. Die erhaltene klare und helle Lauge wird dar eingedampft, nachdem man sie, wenn sie durch die Aluminiumsulfatbehandlung sauer geworden war, mit etwas Soda neutralisiert hat.

Nach E. Benz [2] dient in Amerika zum Reinigen der Unterlauge das Verfahren von Ruymbeke, der ein Eisensalz benutzt, das er »Persulfat« nennt. Es soll durch Behandeln von Eisenvitriol mit konzentrierter Schwefelsäure hergestellt werden und stellt ein graubraun [261] Pulver dar, das die Eigenschaft besitzt, alle in der Unterlauge gelösten Seifen zu zersetzen und sich mit den Fettsäuren zu unlöslichen Eisenfelsen zu verbinden.


Literatur: [1] Seifenfabrikant 1914, S. 467. – [2] Ubbelohde und Glodschmidt, Chemie und Technologie der Oele und Fette, Bd. 3, S. 72, Leipzig 1911.

Deite.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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