Grassamen

Grassamen

Grassamen, die meist bespelzten (d.h. von den bleibenden Deckblättern umhüllten) trockenen einsamigen Schließfrüchte (Caryopsen) gewisser Gramineen. Letztere ergeben durch reichliche Bestockung, energisches Wachstum und Dauerhaftigkeit einen geschlossenen Pflanzenverband, die Wiese.

Den Naturwiesen, die übrigens auch nur dem Menschen ihre Entstehung verdanken [1], stehen die Kunstwiesen gegenüber, die hauptsächlich durch den Anbau von passenden Grassamen erzielt werden. Als solche sind anzuführen: Timotheegras (Phleum pratense L.), englisches und italienisches Raigras (Lolium perenne und italicum), französisches Raigras (Arrhenaterum elatius), Wiesenschwingel (Festuca pratensis), Knäuelgras (Dactylis glomerata); diese Pflanzen werden zur Gewinnung eines Saatgutes im großen gebaut. Von wildwachsenden Pflanzen werden ebenfalls Grassamen eingesammelt, und zwar von den Rispengräsern (Poa pratensis und trivialis), vom Honiggras (Holcus lanatus), Trespe (Bromus mollis), Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) u. v. a. Der Handel mit Grassamen ist in hohem Grade Vertrauenssache, weil Fälschungen, Vermischungen mit minderwertigem oder keimkraftlosem Saatgut außerordentlich häufig vorkommen [2], [3].

Den Techniker interessieren besonders jene Grassamen, die auf beweglichem Terrain (Sandböschungen u.s.w.) anzubauen sind, um eine feste Decke zu bilden. Hierzu eignen sich das französische Raigras, der Wiesenhafer (Avenastrum pratense Jessen), vor allem aber die Quecke, Agropyrum repens Beauv., die Binsenquecke, Agropyrum junceum (Meeresküsten), der Hundszahn, Cynodon dactylon Pers. (in Südstaaten Nordamerikas die Grundlage des Weidegebietes, dort Bermudas-grass genannt) und Stenotaphrum americanum Schrank (Tropen und Subtropen, gegenwärtig schon im Süden Frankreichs, zum Binden des Ufersandes der Flüsse) [4], die in kurzer Zeit den Sandboden überwuchern. Vor der Verwendung sind die Grassamen am besten den Samenkontrollanstalten behufs Prüfung auf Reinheit und Keimkraft vorzulegen.


Literatur: [1] Beck, G., und v. Mannagetta, Flora von Niederösterreich, allgem. Teil, S. 57, Wien 1893. – [2] Nobbe, Handbuch der Samenkunde, Berlin 1876. – [3] Ders. in Dammers Lexikon der Verfälschungen, S. 348, Leipzig 1886. – [4] Hackel in Engler-Prantl, Pflanzenfamilien, II. Gramineen, Leipzig 1889.

T.F. Hanausek.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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