- Andesit
Andesit werden in der neueren Petrographie solche jüngere (neovulkanische oder tertiäre bis rezente) Eruptivgesteine genannt, die den älteren (paläovulkanischen) Porphyriten, Dioriten und teilweise auch den Diabasen mineralisch und strukturell entsprechen, letzteres nur insofern, als die älteren Gesteine nicht rein körnig oder diabasisch körnig, sondern porphyrisch entwickelt sind [1]. Die Andesite setzen sich also aus einem Kalknatronfeldspat (Oligoklas, Andesin, Labrador) und Biotit oder Hornblende oder Augit oder mehreren dieser drei Mineralien zusammen. Diesen Hauptgemengteilen schließen sich noch andre minder wichtige, wie Quarz, Hypersthen, Tridymit und als Nebengemengteile Magnetit, Apatit, Titaneisen, als sekundäre Schwefelkies, Epidot, Chlorit, Eisenglanz, Kalkspat u.s.w. an.
Das Gefüge des Andesit ist im allgemeinen porphyrisch, seltener körnig. Da die Gesteine, selbst im letzteren Falle, meist feinkörnig oder dicht sind und nicht alle Gemengteile mit bloßem Auge erkennen lassen, so ist zur genauen Untersuchung, Bestimmung u.s.w. die Beobachtung unter dem Mikroskop [1] und die chemische Bauschanalyse unerläßlich. Dem äußeren Aussehen nach besitzen die Andesite im frischen Zustand eine dunkelgraue bis schwarze Farbe (von feinverteiltem Magnetit), sind selten hellgrau (Siebengebirge), bei glasreicher Grundmasse werden sie glänzend; verwittern sie, so wird meist das Eisenerz oxydiert, die Gesteine werden bräunlich und rötlich gefärbt und die porphyrischen Feldspate milchweiß. Die Absonderung ist im allgemeinen eine bankige und plattige, oft auch säulige, doch im allgemeinen nicht so regelmäßig wie beim Basalt. Man unterscheidet nach der mineralischen Zusammensetzung [1], [2]: Augit-Andesit, aus Kalknatronfeldspat (Plagioklas) und Augit bestehend, untergeordnet sind Hornblende, Biotit und Quarz; das Gefüge ist vorwiegend porphyrisch, die Grundmasse oft glasig. Chemische Zusammensetzung im Mittel 57,2% Kieselsäure, 16,1% Tonerde, 13,0% Eisenoxydul, 2,2% Magnesia, 5,8% Kalkerde, 1,8% Kali, 3,9% Natron. Spez. Gew. 2,82,9, Härte der frischen Hauptgemengteile 67. Quarz-Augit-Andesit, aus Plagioklas, Augit[189] und Quarz bestehend; in der chemischen Zusammensetzung bis zu 65% Kieselsäure. Glimmer-Andesit, aus Plagioklas und Biotit bestehend, untergeordnet sind Hornblende und Augit; selten. Hornblende-Andesit, auch Andesit schlechtweg, aus Plagioklas, Hornblende und Glimmer bestehend, untergeordnet ist Augit. Hierher gehören die Propylite, der Isenit, ein noseanhaltiger Hornblende-Andesit. Chemische Zusammensetzung im Mittel 51% Kieselsäure, 17,3% Tonerde, 7,6% Eisenoxydul mit Eisenoxyd, 1,3% Magnesia, 6% Kalkerde, 4% Natron, 3% Kali, 1% Wasser. Spez. Gew. 2,7, Härte der frischen Hauptgemengteile 6. Quarz-Andesit, aus Plagioklas, Glimmer, Hornblende und Quarz bestehend. Hierher gehören auch Quarz-Propylit und Dacit. Die Zersetzung und Umwandlung der Andesite geschieht durch die kohlensäureführenden Atmosphärilien in der Weise, daß der Feldspat in Kaolin, Quarz und Kalkspat, der Augit zunächst in chloritische Aggregate, dann in Quarz und Calcit umgewandelt wird. Der Kalkspat wird meist wieder weggeführt, und so bleibt unter Oxydation und Hydratisierung des Eisenerzes zum Schluß ein mehr oder minder eisenreicher, quarzhaltiger Ton oder Lehm. Die Sickerwasser aus Andesiten werden geringe Mengen von Kalk, Kieselsäure und kohlensauren Alkalien führen. Im kompakten, blasenfreien Zustand sind die Gesteine sehr wenig durchlässig für Sickerwasser, im rein blasigen dagegen mehr. Anstehend als Gebirgsmasse dagegen werden die Gesteine durch ihre Zerklüftung und Absonderung durchlässiger. Die Druckfestigkeit (eines 6 cm langen Würfels) des Hornblende-Andesits von der Wolkenburg im Siebengebirge und vom Stenzelberg (ebenda) betrug [4] lufttrocken 563 kg und 719 kg, wassersatt dagegen 558 kg und 711 kg per 1 qcm. Die Wasseraufnahme derselben Gesteine betrug in 125 Stunden (satt) 2% und 2,4%. Die Verwendung des kompakten Andesits erstreckt sich meist nur auf Kleinschlag und Packung bei Straßen, auch auf Pflastermaterial, nur örtlich auf Hochbau. Blasige Gesteine liefern wegen ihrer leichten Mörtelaufnahme auch Material für rohes Mauerwerk, seltener für Hausteine.
Literatur: [1] Rosenbusch, H., Mikroskopische Physiographie der Gesteine, 2. Aufl., Stuttgart 1887, Bd. 2, S. 644694. [2] Kalkowsky, Elemente der Lithologie, Heidelberg 1886, S. 104111. [3] Zirkel, Lehrbuch der Petrographie, 2. Aufl., Bonn 1894, 2. Bd., S. 595 u. 802. [4] Mitteilungen aus den Kgl. technischen Versuchsanstalten in Berlin, Bd. 3, S. 126, 1885.
Leppla.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.