Quarz

Quarz

Quarz, Kiesel, Mineral, reines Kieselsäureanhydrid, SiO2.

Kristallisiert hexagonal, zumeist in sechsseitigen Säulen und Pyramiden; seltener derb oder faserig (Faserquarz); farblos und farbig in allen Tönen; vollkommen durchsichtig bis durchscheinend. Glas- bis fettglänzend (Fettquarz); sehr schwach positiv doppeltbrechend; ausgezeichnete Zirkularpolarisation; pyroelektrisch; muschelig brechend, spröde. Härte 7; spez. Gew. 2,65 bis 2,66; schmilzt im Knallgasgebläse und erstarrt zu einer amorphen, spezifisch leichten (2,2) Masse. Durch Alkalien und die meisten Säuren nicht angreifbar, nur in Fluorwasserstoffsäure löslich; zu den häufigsten und am schwersten verwitterbaren Mineralien gehörig. Man unterscheidet:

Bergkristall, Kristall, immer kristallisiert, farblos, gelb (Citrin, Goldtopas), braun bis rauchgrau (Rauchquarz, Rauchtopas) oder fast schwarz (Morion). Beim Glühen verblassen die rauchgrauen Arten und werden farblos. Innen oft Kristalle von andern Mineralen, Eisenerz, Hornblende, Rutil, Chlorit u.s.w., oder auch Flüssigkeiten einschließend. Bergkristall und seine gefärbten Abarten werden zu allerhand kleinen Kunstgegenständen, Figuren, Riechfläschchen, Siegelstöcken, Dosen, Nippes, der farblose Kristall zu optischen Instrumenten (Brillen, Fernrohren), zu Normalmaßen und -gewichten, zur Reflexion und Brechung des Lichtes bei Leuchtern u.s.w. verarbeitet. Ganz klare Stücke dienen auch als Nachahmungen von Diamant (Alençondiamant, Simili, Scheindiamant) zu Schmucksteinen, ebenso auch der gelbe Citrin als Nachahmung von Topas. Rauchtopas ist einer der wenigen braunen Edelsteine und wird in Tafel- und Treppenform geschliffen. Amethyst ist ein violett oder mehr violblau gefärbter, etwas weniger klarer kristallisierter Quarz; wird beim Erhitzen gelb und als gebrannter Amethyst oder Goldtopas benutzt. Die dunkelvioletten Abarten (Ceylon, Brasilien, Uruguay) sind geschätzte Edelsteine und werden in Brillantform, seltener mugelig geschliffen. Preis pro Karat 10–12 ℳ. für schöne, große, dunkel- und gleichmäßig gefärbte Steine. Rosenquarz, wahrscheinlich[314] durch sein verteilte organische Substanz rosenrot gefärbt, sonst derb, fettglänzend. Die Farbe ist nicht licht- und feuerbeständig; gangartig im Granit des Bayrischen Waldes. Verwendung der dunkelrosenrot gefärbten Steine zu kleinen Schmucksachen und Kunstgegenständen; Preis gering. Prasem (Smaragdmutter), lauchgrün, weil mit kleinen Nädelchen und Fasern von dunkelgrünem Strahlstein (Hornblende) vollgespickt. Vorkommen im Erzgebirge, in den Salzburger Alpen. Verwendung zu Schmucksteinen, Gravierungen, Mosaik; Wert gering. Saphirquarz, Lasurquarz, Siderit, blau gefärbt durch eine feinverteilte erdige Substanz. Milchquarz, weiß und milchig; gangartig im Schiefergebirge; wenn eisenfrei, zur Glasfabrikation und, wenn mächtig, zur Straßenbeschotterung verwendet. Rheinkiesel, Kiesel, abgerollte Stücke von farblosem Bergkristall in den Aufschüttungen des Rheines der mittelrheinischen Tiefebene; zu Schmucksteinen verwendet; Wert gering. Nadelstein, Haarstein, farbloser Quarz mit größeren, haar- oder nadelförmigen, oft sternartig gruppierten Kristallen von Strahlstein, Asbest, Rutil, Nadeleisenerz (flèche d'amour) u.s.w. Moosachat oder Moosstein, mit moosartig gestalteten, blaugrünen Infiltrationen oder fremden Kristallen; Verwendung je nach ihrer Zeichnung in großen, runden und gewölbten Platten zu Broschen u.s.w.; Liebhaberwert. Wassertropfenquarz, Bergkristall mit eingeschlossenen Tropfen von Flüssigkeiten, die sich bewegen, wenn eine Luftblase vorhanden ist; Liebhaberwert. Goldquarz, farblos, durchsichtig, mit kleinen Körnern oder Adern von gediegenem Gold. Vorkommen in Kalifornien. Verwendung geschliffen zu kleinen Kunst- und Schmuckgegenständen (Stockknöpfen, Broschen, Manschettenknöpfen). Katzenauge, Schillerquarz, fettglänzend, durchscheinend, meist grau, auch grün und braun und von zahlreichen parallel angeordneten Fasern von Asbest so dicht durchsetzt, daß er einen einheitlichen Eindruck macht. Im mugelig geschliffenen Zustand verleihen diese äußerst seinen Einschlüsse dem Stein einen bläulichen oder graulichen, bandförmigen Schimmer oder Lichtschein auf dem Scheitel der Schleifform, der sich beim Drehen des Steines bewegt und mit dem Lichtschein des Katzenauges verglichen wird. Vorkommen in Ostindien, Ceylon u.s.w. Verwendung als Ring- und Nadelstein und zu Broschen. Braunrote Steine mit bläulichem Schiller besitzen hohen Wert. Durch Behandlung des Tigerauges mit Salzsäure wird ein Stein von ähnlichem Lichteffekt erzielt und als Katzenauge verkauft. Falkenauge, dunkelindigoblau, durch Einschluß von sehr dicht und parallel gelagerten, äußerst seinen Fasern von krokydolithartiger Hornblende. Im geschliffenen Zustand (parallel den Fasern) zeigt der Stein einen bläulichen Schiller; Verwendung wie folgendes. Tigerauge, goldgelb und braun, durch sein verteiltes Eisenhydroxyd in einem an und für sich farblosen, aber parallelfaserigen Quarz, wahrscheinlich aus vorigem entstanden. Die Fasern sind oft geknickt und gebogen, und die ihnen parallele Schlifffläche zeigt einen beim Drehen des Steines wandernden goldgelben bis tiefbraunen, seidenartigen Schimmer und Glanz. Vorkommen in Griquatown (Südafrika). Verwendung zu Schmucksteinen (Broschen, Nadel- und Ringsteinen) in mugelig geschliffenem Zustand; ferner zu allerlei Zieraten und kleinen Kunstgegenständen (Stockknöpfen, Messergriffen, Schalen, Siegelstöcken, Dosen u.s.w.), auch zu Intaglien und Kameen; Wert roh gering (2–3 ℳ. pro Kilogramm). Aventurinquarz, gelb, rot oder braunblau, durchscheinend, mit vielen kleinen, rot- oder goldglänzenden Glimmerblättchen oder von Eisenoxyd; im geschliffenen Zustand rot, gelbbraun glitzernd und metallisch schimmernd. Vorkommen in Indien, im Ural; Verwendung zu größeren Schmucksteinen in mugeligem Schliff oder zu größeren Kunstgegenständen. In den Glasfabriken von Bibaglia in Murano bei Venedig wird ein ähnlich aussehendes Glas hergestellt, bei welchem der metallartige Glanz und das rote Glitzern durch sein verteilte Kupferspäne erzielt wird. Das sehr geschätzte Aventuringlas wird zu Kunstgegenständen aller Art verarbeitet. Iris (Regenbogenquarz), farbloser Quarz mit seinen Spalten, an denen das Licht zerstreut wird; irisiert. Eisenkiesel, rotbraun durch sein verteiltes Eisenoxyd; Nilkiesel, Nilstein, braun, durch sein verteiltes Brauneisenerz; beide wie Jaspis verwendet. Jaspis, vollkommen undurchsichtiger, muschelig brechender, derber oder dichter Quarz, durch reichliche Beimengungen verschiedener Art gelb, braun, rot (Blutjaspis, Hämachat), grün u.s.w. gefärbt. Sind die Farben lagenweise verteilt, so wird er Bandjaspis, fleckweise Fleckjaspis genannt. Vorkommen vielfach als Gang im Schiefer oder in Eruptivgesteinen. Verwendung bei schöner Färbung zu größeren Schmucksachen, Zieraten und kleineren Kunstgegenständen. Hornstein, dicht bis feinkörnig, etwas durchscheinend, grau bis weiß, braun; splitterig brechend. Knollenartig in Kalk und Ton viel verbreitet. Auch geschliffen, wenn hübsch gefärbt. Chrysopras, dicht, durchscheinend, blaugrün bis apfelgrün durch sein verteiltes Nickeloxyd. Färbung nicht licht- und feuerbeständig. Vorkommen im Serpentin bei Frankenstein in Schießen, wird mugelig oder in andern, z.B. Herzformen, geschliffen und ist als Schmuckstein sehr geschätzt; auch zu Mosaiken verwendet. Calcedon (Chalcedon), dicht, aber immerhin kristallin, feinfaserig in der mikroskopischen Struktur; splitterig brechend. Härte 61/2; spez. Gew. 2,59–2,6; von Kalilauge etwas leichter angreifbar als Bergkristall. Niemals mit äußerer Kristallform, meist rundlich kugelig, nieren- bis traubenförmig und konzentrisch-schalig. Meist nur durchscheinend, seiten klar durchsichtig; grau, bläulich und wenig gefärbt; wegen Porosität von färbenden Substanzen durchdringbar und färbbar. Nur rißfreie und gleichmäßig gefärbte, stark durchscheinende Steine haben Wert und werden als einfachere Schmucksteine mugelig geschliffen oder zu Kunstsachen (Teller, Vasen, Tassen, Siegelstöcken u.s.w.) verarbeitet; weit verbreitet als Ausfüllung von Gängen und Klüften und selbst lagerartig. Als Abarten des Calcedon: Moosachat, mit moosartigen Klumpen von wirren Fäserchen eines grünen Minerals durchsetzter, bläulichgrauer Calcedon. Mokkastein, mit baum- oder strauchartigen Infiltrationen (Dendriten), von brauner Farbe durchsetzt. Beide zu Broschen u.s.w. als flache, kreisrunde oder ovale Scheiben verwendet. Cerachat, wachsähnlich. Karneol, rot in verschiedenem Grad durch Eisenverbindungen, ungestreift; weniger spröde als Calcedon. Verwendung wie vorige, auch zu Gravierungen, in großen Stücken zu Kunstsachen. Sarder, kastanienbraun bis orangefarbig;[315] oft rot durchscheinend. Plasma, gleichmäßig grün, durch winzig kleine Schüppchen von Chlorit oder sein verteilter Grünerde gefärbt. Heliotrop, ein Plasma mit blutroten Punkten und Flecken; zu Ring- und Nadelsteinen, Broschen u.s.w. verwendet. Achat, gestreift, gebändert durch verschieden gefärbte sehr dünne Lagen, rot, braun, gelb, weiß, blau, seltener grün, an einem Stück. Die Bänderung ist meist geschlossen, also konzentrisch, und ahmt die Außenform des Hohlraumes nach (Mandel, Gang). In bezug auf die Form der Bänderung unterscheidet man am Stück Bandachat bei geraden Bändern, Festungsachat bei zickzackförmigen Bändern, Wolkenachat bei klumpigen, nicht scharf begrenzten Farbenflecken und Wolken. Stücke, welche aus zwei geradflächigen oder ebenen Schichten von weißem oder bläulichweißem einerseits und dunkelgrauem oder braunem Achat anderseits bestehen, heißen Onyx oder Sardonyx (braun) und werden zu Gravierungen, Intaglien und Kameen benutzt. Der gewöhnliche Achat dient zu allerhand Schmuck, als Amulette, Perlen, Broschen, Armbänder, zu kleinen Gebrauchsgegenständen oder deren Verzierung (Messer- und Stockgriffen, Dosen, Siegelstöcken, Tellern, Papiermessern, Bilderrahmen); dann zu Kunstsachen (Vasen, Leuchtern, Schalen, Schachfiguren), endlich zu Reibschalen, Glättsteinen für Papier- und Kartonfabriken, Walzen für Lederpressung und zur Herstellung von Bändern, Zapfenlagern für Wagen und in der Feinmechanik, zu Mosaik. Vorkommen besonders als Ausfüllung von Blasenräumen in lavaartigen Eruptivgesteinen, vornehmlich an der Nahe, in Ostindien und Brasilien. Der brasilianische ist wenig gefärbt, meist bläulich oder grau, kann aber durch längeres Liegen in färbenden Flüssigkeiten rot, grün, blau, braun, schwarz gefärbt werden. Sitz der Industrie ist Oberstein-Idar a. d. Nahe, Waldkirch in Baden. Flint (Feuerstein), grau oder rötlichgrau, durchscheinend; muschelig brechend, knollenförmig, außen mit weißem Kieselmehl bedeckt; durch Alkalien leicht angreifbar. Vielfach in der Kreideformation, früher zum Funkenschlagen benutzt, mitunter auch zu kleineren Kunstsachen verarbeitet. Dient auch zur Herstellung von Glas.


Literatur: Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1896; Blum, R.J., Taschenbuch der Edelsteinkunde, Leipzig 1887; Lange, Die Halbedelsteine aus der Familie der Quarze und die Geschichte der Achatindustrie, Kreuznach 1868; Hisserich, Hausindustrie im Gebiete der Schmuck- und Ziersteinverarbeitung, die Idar-Obersteiner Industrie, Oberstein 1894.

Leppla.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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