- Heizung [2]
Heizung geschlossener Räume. Für die Herstellung und Unterhaltung von Zentralheizungsanlagen der Staatsbauten in Preußen ist jetzt die vom Minister der öffentlichen Arbeiten am 29. April 1909 erlassene Anweisung maßgebend.
Lokalheizung. Wesentlich neue Ofenformen sind in den letzten Jahren nicht entstanden; einige neuere Bauarten suchen die Ausnutzung des Brennstoffs zu verbessern, die Bedienung zu vereinfachen. Für Gasöfen hat die Heizkommission des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern eine »Anleitung zur richtigen Konstruktion, Aufstellung und Handhabung von Gasheizapparaten« bearbeitet (1907 bei R. Oldenbourg in München erschienen). Hiernach sind neuere Ofenformen z.B. von Junkers & Co. in Dessau, Houben Sohn Carl in Aachen, von der Deutschen Kontinental-Gasgesellschaft in Dessau gestaltet worden. Die elektrische Heizung hat sich besonders in Orten, nach denen der Brennmaterialtransport sehr teuer ist oder die Kosten des elektrischen Stromes nicht ins Gewicht fallen, z.B. für Straßenbahnwagen, elektrische Zentralen, in Luxusbauten eingeführt. Die elektrischen Heizkörper werden für sich aufgestellt oder wegen besseren Aussehens in Oefen eingebaut.
Zentralheizung. Die Feuer-Luftheizung wird nur noch selten angewendet, neuerdings wohl wieder für Wohnhäuser, jedoch ist dann darauf zu achten, daß die Heizapparate zugänglich sind, häufig nachgesehen und nicht überhitzt werden, ferner daß die Heizluftkanäle gereinigt werden können. Luftheizungen mit Erwärmung der Luft durch heißes Wasser und namentlich durch Dampf werden vielfach hergestellt, häufig auch nur zur Erwärmung von Frischluft zur Lüftung der Räume. Meist wird dabei die Luft von Ventilatoren durch Kammern oder Kästen getrieben, in denen die mit Dampf oder Heißwasser gespeisten Heizkörper angebracht sind.
Die Warmwasserheizung in ihrer alten Form als Schwerkraft-Warmwasserheizung mit Niederdruck wird immer häufiger ausgeführt. Um den Kreislauf des Wassers im Rohrsystem gegenüber dem lediglich durch Temperaturunterschied bewirkten zu beschleunigen, sind Heizungsarten ersonnen worden, bei denen dem im Vorlauf aufzeigenden Wasser ein leichterer Körper (Dampf, Luft, hocherhitztes Wasser) zugemischt wird. Solche Schnellumlaufheizungen können sich für größere Gebäude und wenn Heizkörper tiefer als die Kessel liegen, eignen, wenn also z.B. Kellerräume zur Aufstellung der Kessel sich nicht anordnen lassen. Der Vorteil[368] engerer Rohre und kleinerer Ventile wird bei Weinen Anlagen oft durch die zusätzlichen Vorkehrungen aufgehoben. Es werden zahlreiche Systeme ausgeführt; eine umfassende Zusammenstellung hat Meter im Gesundheits-Ingenieur 1907, S. 469, gegeben. Neuerdings wird die Warmwasserheizung auch für ausgedehnte Gebäude und eine größere Zahl von Gebäuden als Fernwarmwasserheizung mit Pumpenbetrieb angewendet. Meist werden Zentrifugalpumpen mit elektrischem Antrieb im Rücklauf zur Bewegung des Wassers in den Fernleitungen oder auch in den Gebäuden benutzt. Zur Erhitzung des Wassers läßt sich auch der Abdampf von Dampfmaschinen verwenden. Ob für eine Gebäudeanlage Fernwarmwasserheizung oder Ferndampfheizung zu wählen ist, bedarf sorgsamer Prüfung aller Verhältnisse [1],
Die Heizkessel werden gewöhnlich als gußeiserne Gliederkessel ausgeführt, für sehr umfangreiche Anlagen aus Schmiedeeisen, fast ausschließlich mit Koksfeuerung, neuerdings auch mit Braunkohlen- und Brikettfeuerung. Als Heizkörper werden immer mehr gußeiserne Radiatoren und Hohlplatten bevorzugt, vielfach auch mit Temperaturreglern zur selbsttätigen Einstellung des Wasserzuflusses nach der gewünschten Raumtemperatur.
Die Heißwasserheizung wird nur noch selten angeordnet; für Wohnräume und Räume gleicher Benutzungsweise ist sie durch die Warmwasser- und Niederdruckdampfheizung verdrängt worden.
Die Hochdruckdampfheizung wird dann mit Vorteil verwendet, wenn Dampf noch zum Betriebe von Motoren, Pumpen, zum Kochen, Waschen, Baden, Warmwasserbereiten, Desinfizieren, Sterilisieren u.s.w. gebraucht wird. In diesen Fällen wird die Ferndampfheizung der Fernwarmwasserheizung vorzuziehen sein. Niederdruckdampfheizung wird mit Niederdruckkesseln betrieben oder als Abdampfheizung zur Ausnutzung der Wärme des Abdampfes von Dampfmaschinen. Wenn die Heizanlage mit einer unter dem Atmosphärendruck liegenden Spannung betrieben wird, spricht man von Vakuumheizung. Wird bei Ferndampfheizungen in den Fernleitungen Hochdruck benutzt, so wird zur Speisung der Heizkörper durch Druckminderungsventile aus dem Hochdruckdampf Niederdruckdampf erzeugt. Zur Regelung der Wärmeabgabe der einzelnen Heizkörper werden neuerdings auch selbsttätige Temperaturregler angewendet.
In den letzten Jahren gewinnt die Verbindung von Kraft- und Heizbetrieben zur Abwärmeverwertung wachsende Bedeutung, namentlich bei Anlage von Elektrizitätswerken, da dabei große Betriebsersparnisse erzielt werden können. Bei Dampfmaschinen und Dampfturbinen wird der Abdampf, gegebenenfalls auch Zwischendampf verwertet, oder das durch Oberflächenkondensatoren gewonnene heiße Wasser. Bei Gasmotoren, Diesel- und Benzinmaschinen läßt sich das durch nichts verunreinigte Kühlwasser ohne weiteres zu Heizzwecken ausnutzen. Höhere Wassertemperaturen lassen sich durch Ausnutzung der Wärme der Abgase und Rauchgase mittels Gegenstromapparaten erreichen [8].
Literatur: [1] Rietschel-Brabbée, Leitfaden zum Berechnen und Entwerfen von Lüftungs- und Heizungsanlagen, 5. Aufl., Berlin 1913. [2] Dietz, Ventilations- und Heizungsanlagen, München 1909. [3] Gramberg, Heizung und Lüftung von Gebäuden, Berlin 1909. [4] Recknagel, Kalender für Gesundheitstechniker, München. [5] Schneider, Abwärmeverwertung im Kraftmaschinenbetrieb, Berlin 1912. [6] Reutlinger, Zwischendampfverwertung, Berlin 1912. [7] Hottinger, Heizung, in Weyls Handbuch der Hygiene, IV. Bd., 3. Abt., Leipzig 1913. [8] Brabbée, Abwärmeverwertung, in »Werkstatt-Technik« 1912, Nr. 57.
Hartmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.