Holzbau

Holzbau

Holzbau. Die Verwendung des Holzes zu Bauzwecken, besonders zu Wandbildungen, beruht auf den Vorzügen und Mängeln desselben (s. Holz und Bauholz).

Der Holzbau ist da zu erstellen, wo es sich darum handelt: 1. auf schlechtem Baugrund einen leichteren Bau, 2. bei beschränktem Räume dünnere, 3. im allgemeinen wohlfeilere, auch wärmere Wände zu erstellen als solche aus Steinen; sie sind allerdings auch weniger dauerhaft, hauptsächlich aber von geringer Feuersicherheit. Dies gilt vor allem von dem leichteren Nadelholz, während das Hartholz, besonders das sehr haltbare Eichenholz, sich günstiger erweist. – Am Aeußeren des Holzbaues sind Schutzvorkehrungen gegen die schädlichen Einflüsse der Feuchtigkeit zu treffen, und zwar 1. Erhöhung über den Erdboden durch eine Untermauerung; 2. weit ausladende Dachungen; 3. Dachvorsprünge über einzelnen Stockwerken, auch Lauben und Balkone; 4. Schutzbretter über vorstehenden Teilen, wie Balkenköpfe u. dergl.; 5. ganze Wandverschalungen s. Bretterschalung; 6. gut deckende Anstriche (s.d.).

In konstruktiver Hinsicht sind drei Bildungsweisen zu unterscheiden, von welchen jede ihre eigne Entwicklung erfahren hat: 1. Ständerwand (Schrotwand), bei welcher das System des senkrechten Stutzens mit Zwischenfüllungen aus Holz (s. Holzwand 1.) zum deutlichsten Ausdruck kommt; 2. Blockwand, gebildet aus horizontal gelagerten Hölzern (s. Holzwand 2.); 3. Fachwerk oder Riegelwand, gebildet aus Hölzern in drei Richtungen (s. Fachwand).

Der Holzbau ist wohl die ursprünglichste und älteste Bauweise für menschliche Wohnungen [1], worüber schon Vitruv, Bd. 2, Kap. 1, Andeutungen gibt; er ist bei allen Völkern des Altertums, besonders bei den Aegyptern, nachzuweisen. Bei den germanischen Völkern bildet der Holzbau die nationale Bauweise gegenüber dem durch die Römer hereingetragenen Steinbau. Bei den Völkern des östlichen Asiens, China, Japan, Birma, ist der Holzbau seit Jahrtausenden bevorzugt.

Wohl die ältesten und interessantesten Beispiele finden sich in Norwegen [2], wo noch Holzbauten aus romanischer Zeit erhalten sind, so Kirchen, entweder durch horizontal gelegte Balken nach Art der Blockhäuser konstruiert oder aus senkrecht gestellten Bohlen hergestellt (sogenannten Reiswerkbauten), welche im Lande Stavekirker genannt werden. Der Hauptraum ist meist quadratisch gebildet mit einem im Halbkreis geschlossenen Choranbau, außerdem mit einem niedrigen, Bogenstellungen zeigenden, ringsherum laufenden Umgang, dem[111] sogenannten Laufgang, versehen, der wahrscheinlich zum Schütze gegen das Eindringen des Schnees erbaut wurde. Darüber erhebt sich in mehreren Absätzen ein hohes Dachwerk mit Giebeln, welch letztere ein stark vorspringendes eigenartig geformtes Schnitzwerk aufweisen. Im Innern ist die Kirche enge, fast fensterlos und dunkel und durch einen offenen Dachstuhl nach oben abgeschlossen. Ein origineller Glockenturm mit schräg ansteigenden Wänden pflegt getrennt von der Kirche angelegt zu sein. Ebenso eigenartig ist die Ornamentik dieser Bauten, welche wesentlich aus einem Schnitzwerk besteht, das sich aus bandartigen Verschlingungen, Drachen und andern Tiergestalten zusammensetzt und am häufigsten an Portalen, aber auch sonst an manchen andern passenden Orten angebracht erscheint. Die interessantesten Bauten dieser Art finden sich namentlich zu Borgund, Hitterdal (s. die Figur), sind und Urnes [3]. Die Kirche zu Wang in Norwegen, die baufällig geworden war, hat König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1841 abbrechen und im Riesengebirge bei Brückenberg wieder ausstellen lassen.

Auch England hatte einen Kirchenbau aus Holz zu Greenstead aufzuweisen, der im angelsächsischen Stile errichtet wurde. Desgleichen findet man heute noch viele alte Holzkirchen in Rußland, z.B. die Dorfkirche zu Zarskoje-Selo. Aehnliche Anlagen finden sich vereinzelt in Schießen, Böhmen, Mähren, Galizien und Ungarn.

Heute findet der Holzbau in besonders holzreichen Ländern, wie Skandinavien, den Alpengebieten und in weiten Gebieten im Inneren Nordamerikas, Sibiriens, bei einzelnstehenden Behausungen geeignete Anwendung, in enggebauter Anlage ist er tunlichst zu vermeiden.


Literatur: [1] Semper, G., Der Stil, Frankfurt 1860, Bd. 2, S. 249 ff. – [2] Dietrichson, L, u. Munthe, H., Die Holzbaukunst Norwegens, Berlin 1896. – [3] Dahl, Denkmale einer ausgebildeten Holzbaukunst in Norwegen, Dresden 1837.

Weinbrenner.

Holzbau

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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