Kaffeesurrogate

Kaffeesurrogate

Kaffeesurrogate, pflanzliche Stoffe, die gerottet (karamelisiert) nach Ausziehen mit Wasser ein kaffeeähnliches Getränk liefern.

[281] Zur Herstellung können alle kohlehydrat-, gerbstoff- und -ölhaltigen pflanzlichen Stoffe dienen, sofern sie nicht verdorben oder gesundheitsschädlich sind. Zurzeit kommen in den Handel: Zubereitungen aus gebranntem Zucker, aus zuckerhaltigen Wurzeln (Zichorien, Zuckerrüben, Löwenzahn, Erdmandel), aus zuckerreichen Früchten (Feigen, Datteln, Johannisbrot), aus mehlhaltigen Früchten (Roggen, Gerste, Malz, Leguminosen, Eicheln), aus fettreichen Rohstoffen (Erdnuß, Dattelkerne), endlich Mischungen verschiedener Ersatzstoffe. Von den Rohmaterialien sind es speziell die Zuckerrübe, die Zichorienwurzel, die Feige und die Cerealien, deren Zucker- bezw. Stärkemehlgehalt in besonderen Apparaten zunächst einer Röstung unterworfen zu werden pflegt. Hierzu geeignete Röstapparate, bestehend aus zwei Rösttrommeln, die von unten geheizt werden, baut z.B. die Firma Filler & Hinsch, Hamburg-Eimsbüttel. Zwischen den Trommeln liegt der Röhrenkessel, der, intensiv vom Feuer bestrichen, den erforderlichen Dampf erzeugt, mit dem die an der Hinterseite des Apparates aufgestellte Dampfmaschine in Bewegung gesetzt wird. Letztere bewegt die Trommeln. Durch das hintereinander folgende Füllen der beiden Rösttrommeln kann der Apparat in ständigem Betrieb gehalten werden. Die gerotteten Materialien werden nun entweder direkt als Kaffeesurrogate mit Zusätzen aller Art verwendet oder noch mit heißem Wasser erschöpft; vom ungelösten wird dann abfiltriert und die Lösung bis zur Extraktkonsistenz teils über freiem Feuer, teils im Vakuum eingedampft.

Bezüglich der Konstruktion von Röstapparaten sowie der Herstellung von Kaffeesurrogaten verweisen wir auf die D.R.P. Nr. 18081, 39185, 48106, 48816, 108052, 110793, 112891, 144016; weiteres über die Fabrikation wolle in [1] nachgesehen werden. S.a. Röstapparate.

Die Summe der löslichen Bestandteile der Kaffeesurrogate schwankt zwischen 45 und 60%. Ihre Untersuchung erfolgt nach denselben Grundsätzen wie die des Kaffees. Man ermittelt neben dem Wassergehalt die praktische Ausbeute an Gesamtextrakt und eventuell dessen wertvolle Bestandteile (Eiweiß, Zucker und Kohlehydrate); ferner wird Fett, Asche und Phosphorsäure sowie eventuell Kaffein bestimmt. Wichtig ist auch der Aschen- und Sandgehalt sowie die Prüfung auf Schimmelpilze und tierische Organismen; näheres in [2], [3]. Kaffeesurrogate sollen nur unter einer der Zusammensetzung entsprechenden Bezeichnung verkauft werden.


Literatur: Ueber die Fabrikation handelt [1] Lehmann, K., Die Fabrikation des Surrogatkaffees und des Tafelsenfs, Wien 1877. – [2] Ueber die Zusammensetzung der Rohstoffe im allgemeinen vgl. König, J., Die menschlichen Nahrungs- und Genußmittel; über die Zusammensetzung der Zichorienwurzel vgl. Wolff, J., Zeitschr. für Untersuchung der Nahrungs- und Genußmittel 1890, 3, 593. – [3] Ueber die Zusammensetzung einer großen Reihe von Kaffeesurrogaten vgl. Trillich, H., Die Kaffeesurrogate, Hygienische Tagesfragen V, München 1889; Kornauth, C., Mitteilungen aus dem Pharmazeut. Institut und Laboratorium für angew. Chemie der Universität Erlangen von A. Hilger 1890, III, 1; Wolffenstein, R., Zeitschr. f. angew. Chem. 1890, 84; Trillich, H., ebend. 1891, 540; Lange, G., ebend. 1892, 510; Trillich, H., ebend. 1894, 203; 1896, 440; Mansfeld, M., Pharm. Zentralh. 1894, 35, 196; Pfister, R., Schweiz. Wochenschr. für Chemie und Pharmazie 1896, 34, 54.

Mezger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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