- Konischbohren und -drehen
Konischbohren und -drehen. Die Herstellung von Innen- und Außenkonen an Arbeitsstücken.
Sie kann in folgender Weise geschehen, wobei auf die Art. Bohrmaschinen und Drehbank Bezug genommen wird:
a) Konischdrehen.
1. Versetzen der Reitstockspitze (vgl. Drehbank, Bd. 3, S. 80) gegenüber der Achse der Drehbankspindel (Fig. 1). Das Verfahren ist viel gebräuchlich, hat aber den Nachteil, daß die Auflagerung des Arbeitsstücks an den Spitzen des Spindel- und Reitstocks eine ungünstige ist.
2. Anwendung eines drehbaren (Kreuz-) Supports, dessen Oberteil (Führung für den Werkzeugschlitten) auf dem Unterteil oder der Bettplatte gedreht und nach der gewünschten Konizität in der Regel mit Hilfe einer Skala eingestellt werden kann (Fig. 2) (vgl. a. Drehbank, Bd. 3, S. 83).
3. Verwendung eines Leitlineals (Konusapparats), das am Drehbankbett der Konizität entsprechend befestigt wird (Fig. 3). Der Querschlitten gleitet mit einer Verlängerung an dem Leitlineal. Das Leitlineal sitzt entweder auf zwei Konsolen, die an dem Drehbankbett an beliebiger Stelle festgeschraubt werden können, oder die Unterlage des Leitlineals, auf der es nach der Konizität eingestellt werden kann, ist in einer am Bett selten Führung verschiebbar und wird an der gewünschten Stelle durch eine seitwärts angeordnete Klemme festgehalten, mit der die Unterlage des Leitlineals durch eine Schraube in Verbindung steht (Fig. 3) [2].
4. Verschiebung des auf gemeinsamer Grundplatte sitzenden Spindel- und Reitstocks und damit der Drehachse des Arbeitsstücks gegenüber den Support-(Bettschlitten-)führungen (Fig. 4, Draufsicht). Bei Spezialdrehbänken zur Bearbeitung von Bolzen, Hahnküken u. dergl. angewendet.
5. Gleichzeitige Bewegung des Lang- und des Planzugs (s. Drehbank, Bd. 3, S. 57 ff.). Von diesem Verfahren wird sehr selten Gebrauch gemacht.
6. Verwendung von Breitstählen (Messern), deren Schneidkante gleich der Länge des Konus ist und die der Konizität entsprechend gegen die Drehachse des Arbeitsstücks eingestellt werden. Für Konen von nicht zu großer Länge angewendet.
b) Konischbohren. Hier ist zunächst zu unterscheiden, ob das Ausbohren (Ausdrehen) auf der Drehbank erfolgt, wobei das Arbeitsstück in Drehung sich befindet, oder auf der Bohrmaschine, bei der das Werkzeug sich dreht.
[599] Beim Konischausbohren auf der Drehbank können unter entsprechender Anpassung die unter a) 1.6. angeführten Verfahren Anwendung finden. Beim Versetzen der Reitstockspitze wird es sich dann in der Regel um die Befestigung des Arbeitsstücks auf einem Drehdorn (Fig. 5) oder um die Anwendung einer zwischen den Spitzen von Reit- und Spindelstock feststehenden Bohrstange (Fig. 6) handeln, längs der das Werkzeug (mit Schraube und Mutter) geschaltet wird.
Beim Konischdrehen auf der Bohrmaschine kann man zwei Verfahren unterscheiden.
1. Verwendung einer in der Längenrichtung nicht verschiebbaren Bohrstange, deren Achse schräg zur Achse des Konus steht und die sich um diese Achse dreht (Fig. 7 und 8). Die Schaltung des Werkzeugs erfolgt entlang der Bohrstange mit Schraubenspindel und -mutter. Für kürzere Konen ist die Bohrstange fliegend angeordnet (Fig. 7), für längere dagegen an beiden Enden unterstützt (Fig. 8), wobei für die in der Drehachse liegende Auflagerung ein Kugellager zu wählen ist. Eine Bohrstange mit (in gewissen Grenzen) beliebig einstellbarer Konizität ist durch D.R.P. Nr. 127732 (Ernst Schieß, Düsseldorf) geschützt [1].
2. Verwendung einer in ihrer Längenrichtung verschiebbaren Bohrstange, deren Achse schräg zur Drehachse des Antriebs gelagert ist (Fig. 9); zum Ausbohren der kegelförmigen Löcher für die Aufnahme von Kurbelzapfen verwendet [1].
Literatur: [1] Fischer, Hermann, Die Werkzeugmaschinen, Bd. 1, 2. Aufl., Berlin 1905. [2] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1900, S. 1088.
A. Widmaier.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.