- Krängungsversuch
Krängungsversuch dient zur Bestimmung der Lage des Systemschwerpunktes eines Schiffes auf praktischem Wege.
Man pflegt für jeden Neubau zwei derartige Versuche zu machen: einen ersten bald nach dem Stapellauf, um die Schwerpunktslage des leeren Schiffskörpers zu erhalten, und einen zweiten in vollausgerüstetem Zustande, um hiernach die Stabilität und dementsprechend die Seefähigkeit des Schiffes feststellen zu können. Ein bestimmtes Gewicht wird um eine bestimmte Entfernung querschiffs bewegt und die hierdurch entstehende Krängung Neigung des Schiffes beobachtet. Bedeuten p in Kilogramm zwei gleichgroße Gewichte, die meist auf dem Oberdeck an der Bordwand in gleicher Höhenlage gestaut werden, d in Metern die Entfernung ihrer Schwerpunkte von der Mittellinie des Schiffes, α den Neigungswinkel des Schiffes nach Verschiebung von 1p um 2d, so ist die Verschiebung des Schiffsschwerpunktes (s. die Figur) G G1 = (p · 2d)/(D + 2p) wobei D gleich Deplacement des Schiffes ohne Krängungsballast in Tonnen. Die Höhe des Metazentrums über Systemschwerpunkt G M ist = G G1 cotg α und daher G M = p · 2d/(D + 2p) cotg α. Da die metazentrische Höhe über dem Deplacementsschwerpunkt F
sowie die Lage des Deplacementsschwerpunkts F aus den Schiffsplänen (1. Schiffszeichnung) zu berechnen ist, so kann man durch den Krängungsversuch F M G M oder F G und damit die Lage von G bestimmen. Da der Krängungsballast 2p nur für den Versuch an Bord ist, so ist die Schwerpunktslage durch Entfernung von 2p entsprechend der Höhenlage von 2p zu korrigieren.
Der Krängungsversuch ist bei möglichst ruhigem Wetter und glatter Wasseroberfläche vorzunehmen. Der Krängungsballast beträgt 12% des Deplacements. Den Neigungswinkel berechnet man aus dem mittleren Ausschlag von drei im Vor-, Mittel- und Hinterschiff aufgehängten Loten von bestimmter Länge. Der Tiefgang des Schiffes mit und ohne Krängungsballast sowie die Belastung des Schiffes ist zur Kontrolle des Versuchs genau festzustellen. Etwa überschießende Gegenstände sind vor dem Versuch festzuzurren und das Wasser in der Bilge ist zu lenzen, da durch eine Verschiebung von Gewichten bei der Krängung der Neigungswinkel größer wird, als dem Wert von G G1 entspricht.
Literatur: [1] Johows Hilfsbuch für den Schiffsbau, Berlin 1902. [2] Neudeck, Leitfaden für den Unterricht im Schiffbau, Berlin 1902. [3] Pollard, J., et Dudebout, A., Théorie du navire, Paris 1891.
T. Schwarz.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.