Atmosphäre [3]

Atmosphäre [3]

Atmosphäre . Ueber die Temperatur der Luft in bedeutenden Höhen liegen neue, wertvolle Beobachtungen vor.

So wurde am 1. September 1910 von der Station Huron in Süddakota ein Sondierballon aufgelassen, der eine Höhe von 30486 m erreichte. Das Registrierthermometer zeigte zwischen[28] 12000 und 16000 m Höhe die niedrigste Temperatur von – 54,9° an, während am Erdboden in 392 m Meereshöhe eine Temperatur von + 20,4° herrschte. In größeren Höhen nahm die Temperatur wieder zu; bei 26892 m Höhe betrug sie – 39,6°, bei der größten erreichten Höhe wieder – 41°. – Die Luftfeuchtigkeit, die am Erdboden 0,71, in der Wolkendecke den vollen Betrag der bei der betreffenden Temperatur zur Sättigung erforderlichen Menge erreicht hatte, sank in der kältesten Schicht auf 0,04 und in der größten Höhe auf 0,02 dieser Menge herab.

Die Zusammensetzung der atmosphärischen Luft ist nach neueren Forschungen folgende:


Atmosphäre [3]

Die Bruchteile lind nach dem Volumen berechnet. Auch Wasserdampf ist, aber in sehr wechselnder Menge, vorhanden; sie kann bis auf 30 g im Kubikmeter wachsen. Auch Spuren von Ammoniak finden sich. – In den größten Höhen sind vermutlich die leichterten Gase allein vorhanden; die Grenze der Atmosphäre muß da liegen, wo das Ausdehnungsbestreben der Gase und die Schwerkraft einander das Gleichgewicht halten. Das von manchen Forschern vermutete Vorkommen von Coronium in den höchsten Schichten konnte noch nicht nachgewiesen werden. Wegener hat neuerdings die Ansicht vertreten, daß die Atmosphäre in drei Hauptschichten zerfällt – die Stickstoffsphäre, die Wasserstoffsphäre und eine oberste Sphäre, die den Uebergang zum Welträume bildet und an der Umdrehung der Erde nicht mehr vollständig teilnimmt. Die unterste Schicht ist nach ihm etwa 70 km, die zweite Schicht, in der Wasserstoff und Helium vorherrschen, etwa 130 km hoch. In der obersten Schicht vermutet Wegener ein mit dem Coronium der Sonne identisches Gas, das er vorläufig »Geocoronium« zu nennen vorschlägt, und dem dann die bekannte grüne Linie des Spektrums der Polarlichter zugehören würde. Da die Höhe der Polarlichter etwa 400 km beträgt, gehören sie der obersten Schicht Wegeners an. Der Beweis der Identität des Geocoroniums und des Coroniums der Sonne fehlt freilich noch; die Spektrallinie des letzteren liegt nämlich nicht genau an derselben Stelle, an der sich die grüne Linie der Polarlichter befindet. – Die in der Luft enthaltenen Staubteilchen, an denen sich auch der Wasserdampf kondensiert, bewirken die blaue Farbe des Himmels und auch die Dämmerung. Von ihrer Zahl hängt auch die Weite der Fernsicht ab; nach Wiechert erhält man diese Weite in Kilometern, wenn man die Zahl 160000 durch die Zahl der im Kubikzentimeter enthaltenen Staubteilchen dividiert.


Literatur: [1] Chr. Wiener, Die Farbe der atmosphärischen Luft und etwas über die Goethesche Farbenlehre. Aus der Festschrift des Naturwissenschaftl. Vereins zu Karlsruhe zum 70. Geburtstage des Großherzogs Friedrich von Baden, Karlsruhe 1896. – [2] Ders., Die Helligkeit des klaren Himmels und die Beleuchtung durch Sonne, Himmel und Rückstrahlung; nach dem Tode des Verfassers in den »Nova acta« der Kaiserl. Leopoldinisch-Karolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a. S. erschienen.

F. Meisel.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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