Phototypie

Phototypie

Phototypie, Synonym für Lichtdruck (s.d.), zumeist aber das Verfahren, auf photomechanischem Wege nach Strichbildern (vgl. Klischee) Klischees für die Buchdruckpresse herzustellen.

Nach dem »Original« wird zunächst ein photographisches Negativ bei zweckmäßiger Verkleinerung hergestellt. Man benutzt hierbei fast ausschließlich das sogenannte »nasse« Verfahren mit Jodsilberkollodium (s. Photographie), weil auf besondere Schärfe und Klarheit des Negativs hier wesentlich geachtet werden muß. Auch kommt die Eigentümlichkeit des physikalisch entwickelten Kollodiumnegativs, daß das Bild über dem Schichtniveau aufgebaut ist, in diesem Falle sehr zustatten. Da in der Regel das Negativ unmittelbar auf die Metallplatte, welche die spätere Druckform ergeben soll, kopiert wird, muß durch Verwendung eines Umkehrprismas oder Spiegels ein »verkehrtes« (links und rechts richtig zeigendes) Negativ hergestellt oder die Negativhaut vom Glase abgezogen werden (dies geschieht z.B. durch Einritzen des trockenen Kollodiumnegativs an den Rändern, Aufgießen eines Gemenges von Gelatine 20, Wasser 130, Glyzerin 3, Eisessig 1, Trocknen und Abziehen). Zumeist benutzt man Zinkplatten; nur für sehr hohe Auflagen oder für den Druck auf hartem Papier u. dergl. kommt Messing oder Kupfer zur Anwendung. Die sorgfältig mit Wasser und Kreide- (auch feinstem Schmirgel-) pulver gereinigte, eventuell mit Alaunlösung (kalt gesättigt, 20), Wasser (100) und Salpetersäure (1,2–2) angerauhte Zinkplatte wird mit einer Chromateiweißlösung (im Handel erhältliches trockenes Albumin, 1 : 6 in lauwarmem Wasser gelöst oder zu Schnee geschlagenes, über Nacht absetzen gelassenes Hühnereiweiß »wird zu gleichen Teilen mit folgender Chromatlösung vermischt: Wasser 60, Ammoniumbichromat 3, Alkohol 9, Ammoniak bis zur Gelbfärbung) überschichtet, auf dem Schleuderapparat getrocknet und unter dem Negativ belichtet. Die Entwicklung des ätzfähigen Bildes kann in zweierlei Art vorgenommen werden. 1. Unter Anwendung einer Harzlösung. Man übergießt die Eiweißkopie mit einer aus Chloroform (380 Teile), Benzol (70 Teile), Alkohol (33 Teile), Mastix (3 Teile) und Methylviolett (4 Teile) hergestellten Lösung und trocknet. Sodann bringt man die Platte in kaltes Wasser und überfährt die Schicht mit einem Baumwollbauschen. Hierdurch entfernt man die löslich gebliebenen Eiweißteile und das intensiv violett gefärbte Bild bleibt allein zurück. Hierauf wird mit verdünnter Salpetersäure und Gummilösung schwach angeätzt und getrocknet. 2. Unter Anwendung von fetter Farbe. Diese Methode, die besser und leichter ausführbar ist, besteht darin, daß die Eiweißkopie mit einer besonderen Deckfarbe (10 Teile syrischen Asphalts werden bis zum Schmelzen erhitzt, unter stetem Umrühren 16 Teile gelben Wachses, 2 Teile venezianischen Terpentins und 40 Teile strenger Buchdruckillustrationsschwärze eingetragen, erkalten gelassen und gründlich verrieben [Tschörner]). gleichmäßig und dünn eingewalzt, dann ins Wasser gebracht und mit Baumwolle sanft gerieben wird. Hierbei schwimmen die löslich gebliebenen Schichtteile mitsamt der Farbdecke ab. Das Bild wird nach dem Trocknen der Platte mit Harzpulver (Asphalt, Kolophonium, Drachenblut), eingestaubt. Durch Erhitzen verschmilzt das Harzpulver mit der fetten Farbe zu einer absolut ätzfesten Kruste. Das Aetzen (s.d.) muß bei Strichklischees in Etappen vorgenommen werden, weil sonst die Druckelemente von der Säure unterfressen werden, da bei derartigen Klischees die Zwischenräume sehr tief geätzt werden müssen. Zu diesem Zwecke wird die Aetzung wiederholt unterbrochen, die Platte getrocknet, neuerdings mit fetter Farbe eingewalzt, mit Harzpulver bestäubt und durch Erwärmen bewirkt, daß das zum Schmelzen kommende Harz über die Seitenkanten der Druckkörper herunterfließt und so die Seitenflächen schützt. Man unterscheidet eine Anätzung, die (wiederholte) Tief- oder Stufenätzung, die Rundätzung und endlich die Reinätzung. Dichte Zeichnungspartien werden frühzeitig mit Asphaltlösung ganz »abgedeckt«. Die Aetzung von Strichklischees gehört zu den schwierigsten Manipulationen der Formenerzeugung. Vgl. a. Zinkhochätzung.


Literatur: Husnik, J., Die Zinkätzung, 3. Aufl., Wien 1906; Eder, J.M., Rezepte und Tabellen« 7. Aufl., Halle a. S. 1908.

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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