Prägen, Prägwerke, Prägepressen

Prägen, Prägwerke, Prägepressen

Prägen, Prägwerke, Prägepressen u.s.w. Prägen bezeichnet die Herstellung von Verzierungen, Inschriften u.s.w. in Platten, Scheiben und sonstigen Arbeitsstücken aller Art aus bildsamem Material mit Hilfe von Stempeln (Matrizen) oder (seltener) Walzen, welche die entsprechenden Erhöhungen und Vertiefungen tragen und zwischen denen das Material einem so hohen Druck unterliegt, daß es zum allseitigen Anliegen an die Stempel kommt. Bei manchen Materialien, wie z.B. Holz, Glas u.s.w., spricht man auch einfach von Pressen.

Man unterscheidet das Massivprägen vom Hohlprägen. Beim Massivprägen, das insbesondere bei der Herstellung von Münzen, Medaillen, verzierten Metallknöpfen, Plaketten u.s.w. vorkommt, sind die Vertiefungen und Erhöhungen des Ober- und Unterstempels vollständig unabhängig voneinander; der eine Stempel kann auch eben sein. Gleichzeitig mit dem eigentlichen Prägen kann auch eine Veränderung der ganzen Gestalt des Arbeitsstückes verbunden sein (Fig. 2), so daß wie z.B. bei Metallknöpfen aus einer ebenen Scheibe eine gewölbte Form entsteht. Soll das seitliche Abfließen des Materials verhindert werden, so ist ein Prägring g (Fig. 1) anzuwenden. – Beim Hohlprägen, das besonders bei der Herstellung von Verzierungen, Inschriften u.s.w. in Blechen, Blechwaren, Kartons, Buchdeckeln u.s.w. vorkommt, entspricht eine Erhöhung des Oberstempels einer Vertiefung und umgekehrt (Fig. 3), so daß die Dicke des Arbeitsstücks an allen Stellen ungefähr die gleiche bleibt. Das Hohlprägen entspricht demnach dem Stanzen (s.d.), von dem es sich nur dadurch unterscheidet, daß es sich beim Hohlprägen um Verzierungen, Inschriften u.s.w. handelt. Das Hohlprägen tritt vielfach in Verbindung mit andern Operationen, wie Ausschneiden (s. Schnitt), Stanzen (s.d.), Ziehen (s.d.), auf. Ueber das Hohlprägen und das hierhergehörige Hubersche (Hohl-) Präg- und Preßverfahren vgl. Stanzen. Ueber das Prägen der Münzen und ähnliche Arbeitsstücke, wie Blechmarken, Spielmünzen u. dergl., und die dabei angewendete Exzenterkniehebelpresse vgl. Münzenherstellung, Bd. 6, S. 531. Zum (Massiv-) Prägen großer Medaillen, Platten u. dergl. verwendet man in der Regel Friktionsspindelpressen und hydraulische Pressen (s. Pressen). Die letzteren gewähren ersteren gegenüber den Vorzug, daß das Material länger unter Druck bleibt und Zeit zum Fließen hat, so daß die Fertigstellung der Prägung mit einem oder wenigen Preßdrücken erfolgt, während bei jenen eine Reihe von Drücken notwendig ist und die Prägscheibe öfters durch Ausglühen wieder weich gemacht werden muß. Außerdem tritt bei den Spindelpressen, da sie sich mit einem Stoß auf die Prägscheibe aufsetzen, leicht eine Beschädigung der Prägstempel ein, bei den hydraulischen Pressen setzt sich dagegen der Prägstempel ruhig auf die Prägscheibe auf. Die Belastung der gehärteten Prägstempel darf 80–100 kg/qmm nicht überschreiten, da sie sonst beschädigt werden; genügt dieser Druck bei einmaliger Pressung nicht zur scharfen Ausprägung, so ist die Prägscheibe auszuglühen und die Pressung zu wiederholen. Die hydraulischen Prägepressen werden entweder (direkt) mit Pumpen (s. Fig. 4) oder mit Treibapparaten (vgl. a. Pressen) betrieben; man versieht sie mit Hilfseinrichtungen, um die Ueberschreitung des jeweils notwendigen Drucks unmöglich zu machen.

[203] Fig. 4 zeigt eine hydraulische Prägepresse der Firma Wittlinger & Co. in Zuffenhausen-Stuttgart; sie besteht aus dem Pumpwerk für 400 Atmosphären maximalen Druck mit drei bis vier Pumpen (einer Niederdruck-, einer Mitteldruck- und ein bis zwei Hochdruckpumpen; von den beiden ersteren arbeitet die Niederdruckpumpe bis 100, die Mitteldruckpumpe bis 300 Atmosphären; jede dieser Pumpen rückt bei Erreichung des betreffenden Druckes selbsttätig aus), dem Steuerapparat und der Presse, deren Hauptkörper aus einem einzigen Stahlgußstück gebildet ist. Diese Presse wird in folgenden Abmessungen gebaut:


Prägen, Prägwerke, Prägepressen

Ueber die Herstellung der gehärteten Stahlprägstempel s. Münzenherstellung, Bd. 6, S. 534.

A. Widmaier.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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