Rutschen [1]

Rutschen [1]

Rutschen fördern wie die Fallrohre senkrecht oder in schräger Richtung von oben nach unten, ohne daß es – wie bei den Förderrinnen (s.d.) oder Förderrohren (s.d.) – eines mechanischen Antriebs oder einer besonderen Kraftäußerung bedarf (Arbeitsvermögen infolge hoher Lage). Vgl. a. Gefällebahnen, Kipper, Schwerkraftbahnen, Massentransport, Wipper und [1].

1. Rutschen (Schütten, Schüttrinnen, Schurren) besitzen meist einen mulden- oder trogförmigen Querschnitt mit seitlichen Leisten zur Vermeidung des Abrutschens des Gutes; sie werden hergestellt aus Blech oder schräg gestellten glatten Brettern. Die lichte Breite beträgt in der Regel 600 mm. Neigungswinkel mit der Wagerechten 20 bis 30° (s. die Tabellen 1 und 2). Bei großen Fallhöhen sind Bremsen erforderlich (Fig. 1). – Rutschen werden vor allem in Speichern für Sack- und Ballengut [2], ferner beim Verladen von Gütern in Schiffe, Eisenbahnwagen und Fuhrwerke (Fig. 2) [3] verwendet. Wird das Gut (Säcke) von dem Rutschenende abgetragen, so wird dieses zweckmäßig als kleine, mit einem Zählwerk verbundene Kippe mit Wegbegrenzung ausgebildet (Fig. 3) [4]. Rutschen bei Kohlenspeichern (vgl. a. Hochbehälter, Fig. 1 und 4; Elevator, Fig. 1; Kipper, Fig. 9, [5]) und Lokomotivbekohlungsanlagen (s.d., Fig. 10 und 11) werden auch verlängerbar (Teleskopschurren, Fig. 4) [6][533] oder auf- und niederklappbar (Meßgefäße) ausgeführt. Auf Kornböden (s. Bodenspeicher) findet man auch drehbare Schurren (Fig. 5) [7]; s.a. unten: Abfallrohre (Fig. 13 und 14). Fahrbare Rutschen werden vielfach verwendet bei Silos (s.d.), Taschen (s.d.) u.s.w.; vgl. Fig. 6.

Wendelrutschen (Patent Dauber) nach Fig. 710 [8] bestehen aus einer mittleren Säule und einem äußeren Blechzylinder, zwischen denen eine glatte, spiralförmig verlaufende Rutschbahn aus Blech angebracht ist. Zur Beförderung darauf besonders geeignet sind Säcke, Ballen und Killen (bei Feuersgefahr dienen Wendelrutschen als Rettungstuch oder -schlauch für Menschen). Für Ziegeltransport (Dachfalz-, Verblendziegel u.s.w.) hat sich die Bauart Fig. 11 und 12 [9] bestens bewährt; Bahn offen, Aufgabe und Abnahme des Gutes an beliebiger Stelle möglich.

2. Abfallrohre (Laufrohre) besitzen einen geschlossenen, kreisrunden oder rechteckigen (quadratischen) Querschnitt, sind fest oder beweglich, drehbar oder auch auf- und abhängbar (Silomündungen, Taschenausläufe u.s.w.; sie werden deshalb oft mit Haken oder dergl. sowie mit Lederkragen zum Abfangen des Staubes versehen) und dienen zur Verteilung und Beschüttung des Gutes auf Speicherstockwerke (Drehröhre, vgl. Fig. 1315) [10], auf Keller- und Dachbänder (s. Gurtförderer) in Getreidebodenspeichern (s. Bodenspeicher, Fig. 4 und 5 bezw. ebend. [6]) und Silospeichern (s.d. und Elevator sowie Fig. 13 und [11]), zum Verladen in Schiffe [12] oder Eisenbahnwagen (Fig. 13) sowie zum Niedergang von Halbgetreide, Unkraut, Staub u.s.w., d.h. allgemein von Roh-, Fertig- und Zwischenprodukten der Nahrungsmittel; ferner von Erzen, Kohlen (s. Kesselhaus, Fig. 9), Koks, Asche, Schlacke, Zement, Sand, Spülversatzstoffen (s. Druckwasserförderer, Fig. 2) u.s.w. Für Mahlgut werden meist quadratische Fallrohre aus 23–25 mm starken, verschraubten Brettern oder (aus Feuersicherheitsgründen) runde Rohre aus 3/4–1 mm Blech (verzinkt, sonst kräftige Lüftung) verwendet; oft werden auch hohle gußeiserne Tragsäulen zugleich als Fallrohre benutzt (vgl. Fig. 16) [13]. Hölzerne Rohre mit unveränderlichem Querschnitt verlangen hierbei zur Ueberwindung der Reibung das in Tabelle 1 angegebene geringste Gefälle.

Zu den Fallrohren gehören auch die mit Schiebern und Endleisten versehenen Sackrohre, aus[534] denen das Gut in die Säcke gelangt. Hölzerne Sackrohre quadratisch (lichte Weite 140–180 mm, außen 230 mm), am Ende rund. Gußeiserne Sackstützen mit Schieber oder Drosselklappenverschluß (4–19 kg) [13]. Eiserne Sackstützen aus 1–2 mm Blech, 250–300 mm weit, mit Winkelring und Drosselklappe; bei 500 mm Länge und 300 mm Durchmesser ~ 10,5 kg, jeder Dezimeter Länge 0,78 kg mehr. Retorten der Gasöfen werden in der Regel jetzt schräg angelegt (~ Fallrohre); Kohle eingeschüttet, Koks fällt heraus [15] (s. Retortenöfen).


Rutschen [1]

Bei unmittelbarem Auswurf eines Becherelevators (s. Elevator) sind diese geringsten Gefälle um 10–20° kleiner. Uebrigens beträgt der natürliche Böschungswinkel ρ bei loser Schüttung


Rutschen [1]

Bei festgedrückter Schüttung ist g erheblich größer; vgl. [14]. Ist a der Winkel des Fallrohres mit der Wagerechten, a der wagerechte Förderweg, b die senkrechte Fallhöhe, so ist a = b cotg α.

Für b = 1 m Fall beträgt


Rutschen [1]

Literatur: [1] Buhle, Technische Hilfsmittel zur Beförderung und Lagerung von Sammelkörpern (Massengütern) – im folgenden bezeichnet mit »T.H.« – 3. Teil, Berlin 1906, S. 321, sowie »Massentransport«, Stuttgart 1908, S. 237 ff.; Ders., »Hütte«, 19. Aufl., 1. Teil, S. 1264 ff.; ebend., 20. Aufl., 1908, sowie »Taschenbuch für Eisenhüttenleute«. – [2] Ders., T.H., 1. Teil, S. 20 (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1899, S. 91). – [3] Ders., T.H., 3. Teil, S. 11 (Deutsche Bauztg. 1904, S. 547). – [4] Baumgartner, Handbuch des Mühlenbaues und der Müllerei, Berlin 1900, Bd. 1, I. Teil, S. 502. – [5] Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1901, S. 842 (Nagel & Kämp, Hamburg); Buhle, T.H., 3. Teil, S. 123 (Stuckenholz, Wetter a. d. Ruhr) und S. 208 ff. (Krupp). – [6] Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1907, S. 295. – [7] Buhle, T.H., 2. Teil, S. 160. – [8] Ders., ebend., 1. Teil, S. 20 ff. (Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1899, S. 91), und 3. Teil, S. 13 (Deutsche Bauztg. 1904, S. 547). – [9] Ders., ebend., 1. Teil, S. 27 ff. (Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1899, S. 257). – [10] Ders., ebend., 2. Teil, S. 150 ff. (Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1904, S. 222 ff.). – [11] Ders., Glasers Annalen 1898, I.S. 188 ff. – [12]Ders., T.H., 2. Teil, S. 166 ff. (Zeitschr. des Ver. deutsch. Ing. 1904, S. 262, 266 ff.). – [13] Baumgartner, Mühlenbau und Müllerei (s. [4]), Berlin 1900, Bd. 1, 1. Teil, S. 499 ff., 2. Teil, S. 769 ff. – [14] Buhle, »Hütte«, 19. Aufl., 1. Teil, S. 1230, und ebend. 2. Teil, S. 297. – [15] Schilling, Journal für Gasbel. und Wasserversorg. 1902, S. 537 ff. und Tafel IV.

M. Buhle.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
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Fig. 3., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 5.
Fig. 4.
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Fig. 6.
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Fig. 7–10.
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Fig. 11 und 12.
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Fig. 13.
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Fig. 14.
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Fig. 15.
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Fig. 16.
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http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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