- Strohflechterei, Strohhutfabrikation
Strohflechterei, Strohhutfabrikation, die Herstellung verschiedener Gebrauchsartikel, wie Körbchen, Teller, Stuhlsitze u.s.w., hauptsächlich aber von Hüten aus Stroh.
Flechtmaterial ist in den meisten Fällen Weizenstroh, welches aber für den Zweck eigens gebaut und vor dem Reisen der Saat geerntet wird. In Italien, insbesondere in der Provinz Toskana, wird der Halm in grünem Zustande mit nicht ausgereiften Aehren ausgezogen, eine Anzahl der Halme zu Bündeln vereinigt und diese einer Natur- oder Rasenbleiche so lange unterworfen, bis genügende Entfärbung eingetreten ist. Stroh von ausgereiftem Getreide ist[379] spröde, schlecht oder gar nicht bleichbar und dient meist für farbige Geflechte. Nach dem Bleichen mit bekannten Bleichmitteln (Chlorkalk, schweflige Säure, Wasserstoffsuperoxyd u.s.w.) werden die Halme bei den Knoten abgeschnitten, nach der Stärke von Hand oder mittels besonderer Vorrichtungen sortiert und entweder ganz oder gespalten gefärbt. Das Spalten geschieht mittels besonderer stählerner Schneidwerkzeuge (s. Spalten, S. 154) mit 310 kreisförmig angeordneten Schneiden, die in den Halm eingeschoben und dann rasch durchgezogen werden, so daß man 310 Streifen erhält. Auch kann der Halm zuerst in zwei gleichbreite Teile zerschnitten werden, die man zwischen Plättwalzen einem Schneidekamm zuführt, der sie in eine bestimmte Anzahl Streifen zerlegt. Maßgebend für die Feinheit des herzustellenden Geflechtes ist ebensowohl die Beschaffenheit des Strohes an und für sich, als auch die Breite der Strohstreifen. Für die Weiterverarbeitung werden die Strohstreifen längere oder kürzere Zeit in Wasser geweicht und dann von Hand zu einem Band oder einer kreisrunden Scheibe verflochten. Die einfachste Art der Flechtung der Bänder wird mit drei Halmen ausgeführt, bei komplizierteren kommen 4, 5, 7, 8 bis 19 Halme in Anwendung, die teils gefärbt sind, teils zur Bildung von Verzierungen dienen, während das Rundgeflecht mit 35 Halmen ausgeführt wird. Strohhüte werden aus den Bändern derart hergestellt, daß diese an- oder übereinander genäht werden, wobei man teilweise auch Formen benutzt; dann wird der Hut noch in Formen (heizbar) gepreßt, appretiert (gelatiniert oder lackiert) und endlich mit Futter und Aufputz versehen. Besonders seine Strohgeflechte liefern Italien (Florenz), dann Belgien, die Schweiz, mindere der Schwarzwald, Krain, China und Japan. Namentlich zu Damenhüten werden auch auf dem Webstuhl erzeugte Strohgewebe verwendet.
Literatur: Andés, L.E., Die Verarbeitung des Strohes, Wien 1898.
Andés.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.