Bleichmittel

Bleichmittel

Bleichmittel der Textilindustrie. Während früher in der Textilindustrie zum Bleichen der verschiedenen pflanzlichen Faserstoffe hauptsächlich Chlorkalk, unterchlorigsaures Natron, für diejenigen tierischen Ursprungs übermangansaures Kali in Verbindung mit schwefliger Säure oder deren Salzen und schweflige Säure für sich allein in wässeriger Lösung oder als gasförmige Verbindung in den Schwefelkammern Verwendung fanden, werden in neuerer Zeit als sauerstoffhaltige Bleichmittel auch Wasserstoffsuperoxyd, Natriumsuperoxyd, Natriumperborat, Magnesiumperborat sowie durch Elektrolyse hergestellte Chlorlösungen benutzt.

Für die Bleicherei von Baumwolle haben die Bleichverfahren mit Wasserstoffsuperoxyd, Natriumsuperoxyd und Perborat, die an und für sich bequem sind, aus Preisrücksichten bislang wenig Eingang gefunden, dagegen bieten sie beim Bleichen von gemischten Geweben, aus Baumwolle mit Seide oder Wolle, für welche die Chlorbleiche ausgeschlossen erscheint, große Vorteile. Insbesondere haben sie sich in der Bleicherei der Wolle und auch der Seide, namentlich der wilden (Tussah) Seide eingeführt. Ein großer Vorteil der genannten Bleichmittel besteht darin, daß sie keinerlei schädlichen Einfluß auf die Gespinstfasern ausüben. In bezug auf die eigentliche Wasserstoffsuperoxydbleiche sind in der letzten Zeit nennenswerte Fortschritte nur insofern zu verzeichnen, als man einerseits die Erzeugungskosten des Wasserstoffsuperoxyds durch Verbesserungen der Fabrikation vermindert und die Versendung konzentrierter Produkte durch Zusatz von die Haltbarkeit erhöhenden Mitteln ermöglicht, anderseits aber auch die Selbstbereitung von Wasserstoffsuperoxyd aus Natriumsuperoxyd durch zweckmäßige Vorrichtungen, wie solche z.B. von der Firma Hydorion in Zürich geliefert werden [1], erleichtert hat. Bedeutender sind die Fortschritte, die man in der Sauerstoffbleiche unter Verwendung von Perboraten, wie solche in Deutschland von der Firma Kirchhoff-Neirath unter der Bezeichnung Enka, in Oesterreich von Stolle & Kopke in Rumburg als Obor in den Handel gebracht werden. Eingehenderes über die Anwendung dieser Bleichmittel in [2]–[4].

Was die durch Elektrolyse hergestellten Bleichlösungen anbelangt, so sind die Vervollkommnungen weniger auf die Ausführung der Bleiche als auf die Herstellung der zur Erzeugung dienenden Apparate zurückzuführen [5].

Die Anwendung der Elektrolytlauge erstreckt sich auf alle Fälle, in denen sonst Chlorkalklösungen verwendet werden können; es kommen infolgedessen sämtliche Pflanzenfasern der Textil- und Papierindustrie in Betracht, vor allem die Baumwollfaser in allen Stadien der Verarbeitung sowie Leinen, Hanf, Jute, Kunstseide, Ramie, Holz und Stroh. Die auf elektrolytischem Wege hergestellte Lauge enthält keine ungelösten Teile, die der Faser anhaften und sie eventuell schwächen können. Sie dringt dadurch leichter in die Faser ein und bleicht gründlicher durch. Bei der Chlorkalkbleiche bewirken die zurückgebliebenen Kalkreste, wenn ungenügend gesäuert wird, einen rauhen Griff. Durch das Fehlen jeglichen Rückstandes erklärt sich auch die leichtere Spinnfähigkeit der durch elektrolytisches Chlor gebleichten Baumwolle. Auch die reinlichere Herstellung und die Verschonung der Arbeitsräume von gesundheitsschädlichem Chlorkalkstaub sind besondere Vorteile. Das Bleichen mit Elektrolytchlor stellt sich im allgemeinen nicht teurer als das Arbeiten mit Chlorkalklösungen, vorausgesetzt, daß man billigen elektrischen Strom und keine hohen Kosten für das zur Verwendung gelangende Salz hat. Ueber die elektrolytische Bleiche mit besonderer Berücksichtigung ihrer Wirtschaftlichkeit vgl. [6].


Literatur: [1] Elsäß. Textilblatt 1912, S. 737. – [2] Witt u. Lehmann, Chemische Technologie der Gespinstfasern (Bolleys Technologie 69, Bd. V, 2. 6), Braunschweig 1911, Vieweg[82] & Sohn. – [3] Walland, Kenntnis der Wasch-, Bleich- und Appreturmittel, Berlin 1913, Springer. – [4] Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie 1913, S. 240 ff. – [5] Wagner, Die elektrische Bleicherei, Wien-Leipzig 1907, Hartleben; Engelhard, Hypochlorite und elektrische Bleiche, Ebert & Nußbaum, 1910. – [6] Oesterr. Wollen- und Leinenindustrie 1908, S. 1118.

Ernst Müller.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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