Torkanal

Torkanal

Torkanal ist als eine neue Bauweise für Schiffahrtskanäle vorgeschlagen, bei denen zwischen kurze Haltungen niedrige Stufen angeordnet werden und der Uebergang von einer Baustufe zur anderen statt durch Kammerschleusen: durch eigenartige Stautore vermittelt werden soll.

Regierungsbaumeister Seboldt-Stuttgart, der Erfinder dieses Kanalsystems, schlägt vor; die Gefällsstufen 30 cm hoch und die Haltungen 80 cm lang zu machen, damit man mit dem Torkanale dem Laufe der Gebirgsflüsse bis zu einem Talgefälle von rund 3,7‰ folgen könnte.

Die Aufgabe dürfte als gelöst betrachtet werden, wenn sich das Tor unmittelbar vor Ankunft des Schiffes selbst öffnet – am einfachsten durch das Fahrzeug selbst geöffnet wird und in gleicher Weise zur Vermeidung von Wasserverlusten sich sofort hinter dem passierten Schiffe[803] selbsttätig wieder schließt Weiters muß ein schnelles Durchfahren der Staustellen auch durch aufwärts fahrende Schiffe ermöglicht sein. Das Oeffnen und Schließen der Tore geschieht etwa in nachstehender Weise: Das Schiff erhält am Kiel einen abnehmbaren Sporn a, welcher beim Auffahren auf die Rolle b diese niederdrückt. Durch weitere Uebertragung der Rollenbewegung werden die Torflügel etwas geöffnet; das Schiff schiebt sich nun in diese Oeffnung und stemmt die Torflügel auf die ganze Schiffsbreite auseinander. Mit abnehmender Schiffsbreite am Heck hebt sich die Rolle b bis unter den Schiffsboden und steigt nach vollständigem Durchgang des Schiffes infolge ihres, dem Stau des bereits geschlossenen Tores von 0,3 m entsprechenden Auftriebes wieder bis zur Oberfläche. Die Senkung der Oberwasserrolle vom Unterwasser – durch aufwärts fahrende Schiffe – geschieht durch unmittelbare Uebertragung der Senkung entsprechender Rollen im Unterwasser auf die im Oberwasser mittels doppelten Seilzuges, welcher über dem Widerlager hinüber geführt wird (s. nebenstehende Figur). Der Torkanal würde das Bild eines künstlichen Gerinnes zeigen, das aus vielen kurzen, durch niedere Stufen getrennten Haltungen zusammengesetzt ist. Der Vorschlag Seboldts erinnert teils an die von E. Heubach seinerzeit für natürliche Gerinne empfohlenen eintorigen schiffbaren Stauschleusen oder Stautore, in seinen weiteren, für größere Talgefälle als Alpenkanäle beschriebenen Varianten aber an die von Caminada für Gebirgskanäle vorgeschlagenen Bauweisen. In allerletzter Zeit hat Geh. Oberbaurat Sympher den Heubachschen Gedanken weiter durchgebildet und auf die Verhältnisse der Werra angewandt. Er hat gemeinsam mit Reg.-Baumeister Helmershausen ein Projekt für die Werrakanalisierung von Wernshausen bis Münden ausgearbeitet, wobei die derzeit üblichen Kammerschleusen durch Stauschleusen ersetzt erscheinen (Torkanalisierung). Vgl. a. Gebirgskanäle, S. 308, und Schiffahrtskanäle, Bd. 7, S. 631.


Literatur: [1] Zeitschr. für Binnenschiffahrt 1897, S. 297; 1911, S. 393. – [2] Zeitschr. d. österr. Ing.- und Arch.-Ver. 1908, S. 436. – [3] Zeitschr. f. Bauwesen 1914, S. 119–146.

Pollak.

Durchfahrt eines Schiffes vom Oberwasser.
Durchfahrt eines Schiffes vom Oberwasser.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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