- Verblendmauerwerk
Verblendmauerwerk ist verkleidetes Mauerwerk [1], wobei die Außenfläche aus anderm Steinmaterial besteht als der Kern.
Den Mauerkern bilden in der Regel gewöhnliche Backsteine, Bruchsteine oder Betonmassen, während die Verblendung aus Verblendbacksteinen (s. Blendstein), Klinkern, Terrakotten oder Hausteinen der verschiedensten Art bestehen kann. Bei jedem verblendeten Mauerwerk ist darauf zu achten, daß ein ungleichmäßiges Setzen des Mauerkerns und der Verblendung möglichst vermieden wird, was 1. durch gutes Einbinden der Verblendung in den Mauerkern, 2. durch Verwendung eines gleichmäßigen, wenig schwindenden Mörtels, 3. durch nicht zu rasches Bauen zu erreichen ist. Dem ersten Punkt genügt man insbesondere durch Anwendung möglichst vieler Binder in den einzelnen Schichten (wie beim polnischen oder gotischen Steinverband) oder durch abwechselnd angeordnete, genügend tief eingreifende Binderschichten.
Bei Quaderverblendung müssen die Lagerflächen der Verblendquader wagerecht durch die ganze Mauer durchgeführt sein; die Höhe der Quader muß also bei Backsteinhintermauerung einer ganzen Anzahl von Backsteinschichten entsprechen. Hier ist es auch möglich, eine genügende Anzahl von Durchbindern oder Ankersteinen zu verwenden.
Plattenverblendung wird angewendet, wenn das zur Verblendung verwendete Steinmaterial besonders kostbar ist. Dabei ist es von Vorteil, hochkantig gestellte mit flach liegenden, in die Mauer tiefer eingreifenden Schichten abwechseln zu lassen (s. Fig. 1). Vielfach werden die Platten, namentlich bei Sockelverblendungen, mit eisernen Ankern oder durch Bindersteine mittels Falz oder mittels Feder und Nut (s. Fig. 2 und 3) verankert. Um ein ungleichmäßiges Setzen zu verhüten, empfiehlt John Taylor [2] ein ihm patentiertes Verfahren, bei welchem die Platten an angearbeiteten Leistenstreifen aufgehängt werden (s. Fig. 4). Auch nachträgliche Verblendung mittels ähnlicher Platten, nachdem die Mauern sich hinreichend gesetzt haben, ist von Vogdt [3] vorgeschlagen worden. Am Kgl. Schauspielhause in Berlin ist mit Erfolg eine nachträgliche Verblendung vorgenommen worden [4], bei welcher 6 bezw. 12 cm starke Platten durch Bronzeklammern mit dem alten Mauerwerk verbunden und dann mit Mörtel hintergossen bezw. mit Beton hinterstopft wurden.
Literatur: [1] Handbuch der Architektur, 3. Teil, Bd. 1, 1. Abt., Darmstadt 1886, S. 66, und 3. Teil, Bd. 2,1. Heft, ebend. 1891, S. 10 und 51. [2] Builder, Bd. 7, S. 137. [3] Deutsche Bauztg. 1884, S. 350. [4] Zentralbl. der Bauverwalt. 1882, S. 359, und 1883, S. 229.
L. v. Willmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.