- Vorlage [1]
Vorlage (früher Hydraulik genannt) hat bei der Gasfabrikation den Zweck, für die Retorten einen hydraulischen Verschluß zu bilden, damit das Gas in diese beim Oeffnen nicht zurücktreten kann.
Sie hat ihren Platz auf den Oefen und trägt eine der Retortenzahl entsprechende Anzahl Tauchrohre, die um ein bestimmtes Maß (2550 mm) in die in derselben enthaltene Flüssigkeit eintauchen. Die Tauchrohre werden entweder durch geneigte Zwischenstücke, Sattelrohre (Fig. 5) mit den Steigerohren verbunden, oder, wie es meistens geschieht, bogenförmig (Fig. 1) oder schräge (Fig. 3) in die Vorlage geführt, und oben durch einen Deckel gasdicht verschlossen. Nach Oeffnen dieses Deckels ist es möglich, von oben sowohl Steigerohr als auch Sattelrohr zu reinigen. Die Vorlage ist bis zu einer bestimmten Höhe, die durch einen Ueberlauf konstant erhalten wird, mit Ammoniakwasser, welches sich durch die Kondensationsprodukte des aus den Retorten eintretenden Gases immer wieder ergänzt, als Sperrflüssigkeit gefüllt. Das von der Retorte kommende Gas muß den Druck der Sperrflüssigkeit überwinden, drückt diese aus dem Tauchrohr hinaus und erhöht das Niveau in der Vorlage um die Menge der verdrängten Flüssigkeit; beim Oeffnen der Retorte tritt die Sperrflüssigkeit wieder in das Tauchrohr, und das Niveau sinkt. Die Vorlagen werden aus starkem Kesselblech hergestellt und erhalten einen großen U-förmigen Querschnitt von etwa 500 mm Weite und 500600 mm Höhe; es kommen auch Abweichungen vom U-förmigen Querschnitt vor (Fig. 5). Da mit dem Ammoniakwasser sich auch Teer in der Vorlage ansammelt, sich auf dem Boden lagert und verdickt, so sind Einrichtungen getroffen, um die Vorlage reinigen zu können, unter denen die Anordnung von Hasse (Fig. 1 und 2) sich sehr bewährt hat und aus Reinigungskasten besteht, deren Wände in die Sperrflüssigkeit tauchen, damit kein Gas entweichen kann. Zur Verhütung von Teerverdickungen ist es wichtig, den Teer vom Boden der Vorlage beständig abzuleiten, was durch den Droryschen Teerabgang (Fig. 6) erreicht wird. Dieser, auf die Verschiedenheit der, spezifischen Gewichte von Teer und Ammoniakwasser beruhend, besteht aus einem durch eine Scheidewand a in zwei Abteilungen, die unten miteinander kommunizieren, geteilten Kalten. Der in der Vorlage niedersinkende Teer tritt in die Vertiefung unter die Scheidewand und steigt unter dem Druck der Flüssigkeit der Vorlage in der äußeren Abteilung in die Höhe zum Abflußstutzen. Dazu ist nötig, daß das Verhältnis h : h1 = 6 : 5 beträgt, entsprechend den spezifischen Gewichten. Wenn der Teer durch den Droryschen Abgang und das Gas von einem andern Punkte der Vorlage abgeleitet wird, so ist oben, in der Scheidewand a eine kleine Oeffnung b für den Ausgleich des Gasdruckes nötig; werden Gas und Teer gemeinsam abgeleitet, so wird die Scheidewand nicht ganz bis oben geführt, damit Gasraum der Vorlage und Abgangsstutzen miteinander kommunizieren. Zu genauer Einstellung obigen Höhenverhältnisses dient der am Ausgangsstutzen montierte Teerstandschieber (Fig. 7), der eine verstellbare Platte enthält, deren Oberkante die Abflußhöhe bestimmt.
Literatur: Schilling, N.H., Handbuch der Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl., München 1879, S. 325; Journal für Gasbeleuchtung, 1876, S. 706; 1878, S. 437, 629; 1880, S. 95, 414; 1881, S. 422; 1883, S. 321, 805; 1884, S. 850; 1886, S. 1012, 1035, 1042; 1889, S. 311, 553, 354, 1892, S. 631, 381; 1894, S. 95; 1899, S. 881; 1901, S. 343, 918, 53, 516; 1903, S. 831; Uebersicht[802] über neuere Apparate für das Gasfach, 1903, Berlin-Anhalter Maschinenbau-Aktiengesellschaft; Katalog von Jul. Pintsch-Berlin u.s.w.
G.F. Schaar.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.