- Wandern
Wandern 1. der Schienen, die Längsbewegung der Eisenbahnschienen, welche zwar nur sehr langsam, aber mit großer Kraft vor sich geht und zunächst die Wärmelücken zwischen den Schienen aufhebt, im weiteren Verlauf aber auch die Schienen verschiebt. Sie führt daher für die gute Unterhaltung des Gleises große Uebelstände herbei. Die Ursachen des Wanderns sind nicht völlig aufgeklärt, sie sind jedenfalls verschiedener Art und bewirken zum Teil eine Vorwärts-, zum Teil eine Rückwärtsbewegung der Schienen im Sinne der Fahrrichtung. In letzterem Sinne wirkt die Reibung der Treibräder der Lokomotiven auf den Schienen sowie die infolge der lebendigen Kraft sich noch weiter drehenden ungebremsten Räder, wenn der Lauf des Zugs durch Bremsen verlangsamt wird. In der Regel ist die Bewegung in der Fahrrichtung stärker. In diesem Sinne wirken die Schläge der Räder beim Ueberspringen der Wärmelücken, die rollende Reibung der Wagenräder und namentlich die Reibung der gebremsten Räder auf den Schienen in Bremsstrecken, die aus der fortschreitenden Durchbiegung der Schienen eintretende (kriechende) Bewegung sowie der von den Rädern ausgeübte Schub beim Weiterrollen aus dem tiefsten Punkte der Durchbiegung. (Bei schlechter Gleislage und bei schwachen biegsamen Schienen tritt das Wandern besonders stark auf.) In Krümmungen kommen dazu das Anstreifen der Außenränder der Vorderachsen am äußeren Schienenstrang, die mehr oder weniger ungleiche Belastung beider Schienen infolge der Ueberhöhung und die Zentrifugalkraft. Ist die Ueberhöhung für den Durchschnitt der Züge zu klein, so wird im allgemeinen das Wandern im äußeren, im umgekehrten Falle im inneren Strang stärker auftreten. Aber nicht nur in gekrümmten, auch in geraden Strecken wandern die Schienen beider Stränge manchmal ungleich. Bei zweigleisigen Bahnen tritt das Wandern in der Regel in der Fahrrichtung, also in den beiden Gleisen in entgegengesetzter Richtung ein, bei eingleisigen im allgemeinen in der Richtung, in der die schwereren Züge fahren, sodann aber in der Richtung der Gefälle und der größeren Fahrgeschwindigkeit. Um das Wandern zu verhüten, verbindet man die Schwellen am Stoß mit den Schienen vermittelt! Winkellaschen, die die Befestigungsmittel übergreifen (s. Oberbau, Fig. 38, 39, 40, 42 und 44). Die Erfahrung zeigt, daß bei stärker befahrenen Bahnen dies nicht zureicht; man bringt deshalb auf solchen Bahnen in neuester Zeit nach Bedarf an einer größeren Zahl Schwellen in der Schienenmitte besondere Vorrichtungen an (s. Oberbau, Fig. 5154), die alle bezwecken, den Schub der Schienen auf die in die Bettung gelagerten Schwellen zu übertragen.
H. Kübler.
2. Wandern der Sinkstoffe, die vielfach nur in regelmäßig wiederkehrenden Zeitabschnitten sich einstellende Fortspülung und Wiederablagerung von Flußgeschieben infolge der mit dem Wasserstande veränderlichen Energie der Wasserwelle, wodurch z.B. scheinbar dieselbe Kiesbank am Ufer entlang um ganz bestimmte Längen talabwärts vorrückt; s. Sinkstoffe.
Lueger.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.