- Berg [1]
Berg, Einzelerhebung im Gelände, die von einem erkennbaren Höhenzentrum aus nach allen Seiten hin zu den umgebenden und tieferliegenden Flächenformen abfällt. Die Topographie unterscheidet an einer solchen Einzelerhebung drei Hauptteile: Fuß, Abhang, Scheitel. Der Fuß ist die Grenzlinie, an der die betrachtete Einzelform die Grundfläche der Landschaft (den Rumpf)[692] berührt, der Scheitel ist der oberste, das Höhenzentrum enthaltende Teil der Erhebung, und der Abhang die Gesamtheit der geneigten Flächenteile, die Scheitel und Fuß verbinden.
Der Fuß, die Grenze der Erhebung, ist nur selten scharf ausgeprägt, meist ein mehr oder weniger konkaver, allmählicher Uebergang zwischen Abhang und Grundfläche (Erosion, Denundation, Schutthalden); in der Karte zeigt er häufig einen sehr verwickelten Verlauf.
Die Scheitelbildung entwickelt die größte Mannigfaltigkeit, sowohl in bezug auf die Form als auf die Flächenausdehnung, im Vergleich mit derjenigen des Fußes; hierin kommt besonders der geologische Aufbau zum Ausdruck. Für die topographische Charakterisierung der Scheitel kommen hauptsächlich zwei Momente in Betracht: 1. ein geometrisches, die Dimensionen der Scheitel, ob Scheitelpunkt, Scheitelfläche oder Scheitellinie, 2. ein plastisches, die Form der Scheitel, ob ebenflächig, abgerundet oder scharfkantig. 1. Steigt der Scheitel zu einem Höhenpunkte auf (Fläche des Scheitels klein im Verhältnis zur Fläche des Fußes) und läßt sich a) seine Form als konisch ansprechen, so nennt man ihn einen Gipfel, bei besonders scharf ausgeprägter Kegelform: Kegel, Hut, Spitze, bei ausgeprägter Pyramidenform: Pik (Bezeichnung: Gipfel auch häufig gleichbedeutend mit Scheitel), b) Werden die höchsten Teile durch Felsaufragungen gebildet, so finden je nach der Form derselben Bezeichnungen Anwendung wie Horn, Nadel, Zahn, Zacken, Hacken, Stock, c) Ist der Scheitel nach oben konvex begrenzt, so nennt man ihn Kopf, Ballon, Dom (oder Kuppe, s. 2.). 2. Wird der Scheitelpunkt zur Fläche (d.h. macht der Flächeninhalt des Scheitels einen entsprechenden Teil desjenigen des Fußes aus), so bildet dieselbe eine Platte, ein Plateau, eine Krone, und bei horizontaler Lage eine Tafel (Tafelberg). Ist die Fläche stark konvex gewölbt, so hat man eine Kuppe oder Koppe, bei konkaver Ausbiegung in vulkanischer Formation einen Krater, in Flachlandsformation einen Kessel. 3. Zeigt der Scheitel eine ausgeprägte Längsrichtung (Scheitellinie), so bezeichnet man dieselbe bei breiter, gewölbter Form als Rücken, Buckel oder Leite, bei scharf markierter Linie (Gebirgsformation) als First, Schneide, Grat und Kamm.
Die Scheitel und Fuß verbindenden geneigten Flächenteile, Gehänge, Abhang, Hang, Abdachung oder allgemein Böschung, sind Gefällflächen, die man sich durch Bewegung von Fallinien (Gefäll-, Böschungslinien) erzeugt denken kann. Daher kommt ihnen im allgemeinen die Eigenschaft zu, daß man von irgend einem beliebigen Punkte aus durch Absteigen, ohne wieder aufsteigen zu müssen, zum Fuße gelangen kann (Weg des ablaufenden Wassers). Der Verlauf der Fallinien ist konkav, konvex, geradlinig in verschiedenartiger Variation (Terrassen), entsprechend der großen Mannigfaltigkeit der Gehängeformen, die abhängig sind von der geologischen Struktur der Landschaft und charakteristisch für deren Arten (Flach- und Hügelland, Mittel- und Hochgebirge). Nach der Größe der Fallwinkel (Böschungswinkel) hat man, besonders in der Militärtopographie, eine Einteilung der Gehänge unternommen und besondere Bezeichnungen eingeführt, die durch beistehende Uebersicht im allgemeinen wiedergegeben werden. Zur Charakterisierung eines Gehänges wird der mittlere Böschungswinkel (Mittel aus den Böschungen der einzelnen Elemente, s. Böschung) bestimmt. Die Grundfläche eines Berges ist die durch seine Fußlinie umschlossene, auf den Meeresspiegel projizierte Fläche; der Oberflächeninhalt eines Berges ist die Summe aller durch den Kosinus ihrer Böschungswinkel dividierten Flächenelemente. Das Volumen eines Berges vom Meeresspiegel oder einer bestimmten Horizontalfläche aus ergibt sich aus der mittleren Höhe über dem Rechnungshorizont und dem Inhalt der Grundfläche durch Benutzung von Höhenkurven, Horizontal- oder Vertikalschnitten (s. Erdmassenberechnung).
Literatur: Penck, Morphologie der Erdoberfläche, Stuttgart 1894, 1. Teil, Kap. II; Finsterwälder, Ueber den mittleren Böschungswinkel u.s.w. einer topographischen Fläche, in Sitzungsberichte der K. Akademie in München, 1890, Bd. 20.
Reinhertz.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.