- Bootsbau [2]
Bootsbau. Der Bootsbau befindet sich dank der steten Zunahme des Wassersports in einer Periode lebhafter Entwickelung, welche von den Sportbooten auf die praktischen Zwecken dienenden Boote, wie Schiffs-, Fischer-, Rettungsboote u.s.w., übergegangen ist. Dazu kommt die nutzbringende Verwendung des Verbrennungsmotors für alle Bootstypen, so daß der Dampfantrieb bereits in den Hintergrund gedrängt ist. Daneben hat der internationale Wettbewerb im Segelsport und Motorbootsbetrieb dazu geführt, die Typen und Bauweisen der Boote ständig zu veredeln mit Rücksicht auf günstige Bootsformen und leichte Bauweise bei erhöhter Fertigkeit zur Steigerung der Bootsgeschwindigkeiten.
Nach dem Verwendungszweck gliedern sich die Bootstypen in Schiffsboote für Kriegs- und Handelsmarine, Rettungs- und Lotsenboote, Fischerboote, Boote für spezielle Verkehrszwecke, Sportboote. Nach der Antriebskraft unterscheidet man Ruder- und Paddelboote, Segelboote und Segeljachten, Dampf- und Motorboote, nach der Bauart Holzboote, Kompositboote (s. Schiffbau), Stahl- und Metallboote, Segeltuchboote. Die Entwicklung der Kriegsschiffboote erstreckt sich in der Hauptsache auf die Motorboote mit Verbrennungsmotoren und zwar für Benzin, Benzol und Spiritus, Petroleum, sowie mit Motoren des Diesel-Typs. Sie haben für das vollausgerüstete Boot Gewichtsersparungen von rund 30% erbracht neben den weiteren Vorteilen eines größeren Aktionsradius, einer fast sofortigen Betriebsbereitschaft und einer Ersparnis an Bedienungspersonal. Wegen der nicht zu vermeidenden Betriebsgefahren und der noch nicht vollständig behobenen Betriebsstörungen hat man bei den Schiffsbooten auf den Dampfantrieb noch nicht vollkommen verzichten können. Die in der deutschen Marine eingeführten Motorbeiboote sind in der nachstehenden Zusammenstellung mit den entsprechenden älteren Dampfbeibooten zusammengefaßt. [1], [3] Fig. 1, [4].
[98] Daneben kommen Ruderbarkassen mit Hilfsmotor zur Anwendung. Zur Verbesserung der Segeleigenschaft der durchweg mit Besegelung ausgerüsteten Ruderboote werden einzelne Ruderkutter als Schwertboote gebaut. Auch bei den Schiffsbooten der Handelsschiffe und vornehmlich der Jachten findet das Motorboot mehr und mehr Eingang. Desgleichen hat der Bau der Fischerboote durch Verwendung des Rohölmotors eine vollkommene Umwälzung erfahren, Fig. 2, während für Rettungsboote der Motorantrieb erst vereinzelt erprobt wird. Bei den Ruder- und Segelbooten bezw. den Segeljachten für Sportzwecke erstrecken sich die Fortschritte auf die Ausgestaltung der Schiffslinien, den Vermessungsregeln entsprechend, auf den Bau und die praktische Einrichtung des Schiffsrumpfes und auf die Verbesserung der Ausrüstungsgegenstände der Boote, Rundhölzer, Segel, laufendes und stehendes Gut [6], [7]. Als Bauweise der Boote haben sich Klinkerbau für gewöhnliche Schiffsboote und Fischerboote, Krawelbau für leichtere Ruderboote und Segelboote, Diagonalbau für schwere Schiffs-, Ruder- und Motorboote erhalten. Der Krawelbau hat für Segeljachten und Rennmotorbooten in dem Nahtspantensystem eine Abart[99] erfahren, indem die Nähte der stumpf aneinander stoßenden Außenhautgänge zum besseren Abdichten der Außenhaut mit Werg oder Baumwollenfäden innen durch eine Holzleiste gedeckt werden, welche alsdann zur Erhöhung der Längsfestigkeit als Längsbänder ausgebildet sind. Die Nahtspanten werden meist über die eingebogenen Querspanten übergekämmt. Der von Fr. Lürssen (Aumund-Vegesack) für Motorrennboote eingeführte Kreuzkrawelbau ist eine Kombination von Quer- und Längsspanten mit doppelter Außenhautbeplankung. Die innere Plankenlage besteht aus senkrecht zum Kiel stehenden dünnen Brettern, die äußere aus längslaufenden Plankengängen. Zwischen beide Lagen wird in Teer getränktes Nesseltuch gelegt. Die Außenhaut ruht auf Längsspanten von Pitchpineholz, welches innen durch Querspanten aus leichten Stahlwinkeln in ihrer Lage gehalten werden (Fig. 3); vgl. [1], [2], [8]. Die Schraubenwelle der Motorboote wird beim Austritt aus dem Bootskörper durch das im Kieltotholz gelagerte Wellenrohr und dann meist kurz vor der Schraube durch den mit Hacke versehenen Hintersteven gelagert (Fig. 1). Die Hacke dient zum Schutz des Propellers und zur Stütze des Ruderblattes. Beim Fehlen einer Hacke wird das Ruder nur am Bootsspiegel gelagert. Beim Gegenpropeller von Wagner-Bauer wird der Schraubenbock mit dem Wellenlager hinter dem Propeller angeordnet und zur besseren Ableitung des Schraubenwassers in die achsiale Richtung mit festen, schmalen Leitschaufeln versehen (Fig. 4) [5], [9]. Das Maschinenfundament für die Motore wird für kleinere Boote aus Holz, für stärkere Maschinen zum Teil aus einem stählernen Gerippe aus Blechen und Winkeln hergestellt in ähnlicher Weise wie die Aufbauten der Boote über Deck bei den Marinebooten und einzelnen Sportbooten. Der Kajütsaufbau beliebt meist aus Mahagoniholz [1].
Elektrische Boote erhalten den Antrieb durch einen Elektromotor mit Akkumulatorenbatterien. Letztere bilden die schwache Seite des elektrischen Bootsantriebs, da sie großes Gewicht und geringen Aktionsradius besitzen. Als Vorzüge gelten Feuersicherheit, Reinlichkeit und sofortige Betriebsbereitschaft. Sie erfordern aber Einrichtungen zum Aufladen der Batterie und sind in den Anschaffungskosten sehr teuer. Ihre Einführung ist daher beschränkt geblieben. Auch der benzinelektrische Betrieb, eine Kombination von Benzinmotor mit Elektromotor und Akkumulatorenbatterie, welche von einer ortsfesten Ladestelle unabhängig ist, ist wegen des hohen Preises nur bei einzelnen Booten zur Anwendung gelangt [1], [10].
Literatur: [1] Praktischer Schiffsbau, Bootsbau. Hütte, Berlin 1911. [2] Jachtbau und Jachtsegeln. Herausgegeben von »Die Jacht«, Berlin 1904. [3] Ueber Motorboote im Kriegsschiffdienst. Marinerundschau 1907, S. 760. [4] Motorboote im Dienste der Kriegsmarine. Nauticus, Berlin 1907. [5] M.H. Bauer, Schnellaufende Motorboote. Jahrbuch d. Schiffbautechn. Gesellsch., Berlin 1908. [6] Romberg, Ueber Schiffsgasmaschinen. Ebend., 1910. [7] Ders., Der Oelmotor im deutschen Seefischereibetriebe. Ebend., 1912. [8] F.W. von Viehbahn, Entwicklung und Stand des deutschen Segelsports. Schiffbau 1913. [9] R. Wagner, Praktische Ergebnisse mit Gegenpropellern. Jahrbuch d. Schiffbautechn. Gesellsch., Berlin 1912. [10] K. Schultes, Elektrisch angetriebene Propeller. Ebend., 1908. Ferner die Zeitschriften »Wassersport«, »Die Jacht«, »Das Motorboot«, »Le Yacht«, »The Rudder«, »The Field«, »Forest and Stream«.
T. Schwarz.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.