- Daltons Gesetz
Daltons Gesetz besagt, daß der Druck eines Gases durch andre im gleichen Räume befindliche Gase nicht geändert wird, so daß der Gesamtdruck eines Gemisches chemisch nicht aufeinander wirkender Gase gleich der Summe der Drücke ist, welche seine Bestandteile bei der gleichen Temperatur einzeln ausüben würden.
Dalton hat das Gesetz zuerst ausgesprochen und durch Versuche mit Luft und Dampf gestützt [1], während es Henry, Gay-Lussac, Regnault u.a. innerhalb gewisser Grenzen bestätigt fanden. Andrews zeigte jedoch durch Versuche bis zu einigen hundert Atmosphären [2], daß das Gesetz bei hohen Drücken nicht mehr genügt und alsdann geradezu unrichtige Resultate liefern kann. Für Dämpfe von schwefliger Säure und Kohlensäure fand Braun bei Partialdrücken von weniger als einer halben Atmosphäre noch merkliche Abweichungen [3]. Margules wies nach [4], daß die Abweichungen eines Gasgemisches vom Daltonschen Gesetz denselben Gang zeigen können wie die Abweichungen eines Gases vom Boyleschen Gesetz. Am ausführlichsten hat die Frage in neuerer Zeit Galitzine behandelt [5], [6], wobei wie in früheren Fällen konstatiert wurde, daß der Gesamtdruck für gewisse [532] Gemische und Drücke kleiner, für andre größer als die Summe der Partialdrücke ist. Auf Grund aller Versuche und der kinetischen Gastheorie [7] hat man das Da1tonsche Gesetz, ähnlich dem Boyleschen (s.d.), als einen Grenzausdruck anzusehen, dem kein wirkliches Gas vollkommen entspricht, der jedoch für technische Zwecke auf die schwerst kondensierbaren Gase ohne weiteres, auf Gemische von Gasen und Dämpfen oder von verschiedenen Dämpfen meist ebenfalls mit genügender Genauigkeit angewendet werden kann. Auf Grund des Daltonschen Gesetzes sind z.B. die im Art. Boyle-Gay-Lussacsches Gesetz gegebenen Ausdrücke 6., 7., 10., von R [man hat für ein Gemisch aus Bestandteilen der Gewichte G1, G2, ... im Räume V bei der absoluten Temperatur T = 273 t den Druck p = p1 + p2 + ... = T : V (G1 R1 + G2 R2 + ...)] und weitere Beziehungen für Gemische von Gasen und Dämpfen abgeleitet worden [6], S.770, [8], [9].
Literatur: [1] Dalton, eine neue Theorie über die Beschaffenheit gemischter luftförmiger Flüssigkeiten, besonders der atmosphärischen Luft; Nicholsons Journal 1801, Bd. 5, S. 241; Gilberts Annalen 1802, Bd. 12, S. 385; ebend. 1803, Bd. 15, S. 21. [2] Andrews, Philosophical Magazine 1876, Bd. 1, S. 78; Philosophical transactions 1887, Bd. 178 A, S. 45. [3] Braun, Wiedemanns Annalen 1888, Bd. 34, S. 943. [4] Margules, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1889, Bd. 98, Abt. 2a, S. 883. [5] Galitzine, Ueber das Daltonsche Gesetz, Straßburg 1890 (Inaugurationsdissertation). [6] Ders., Wiedemanns Annalen 1890, Bd. 41, S. 588, 770; ebend., 1891, Bd. 42, S. 348. [7] Meyer, Die kinetische Theorie der Gase, Breslau 1899, S. 31, 93. [8] Zeuner, Technische Thermodynamik, Leipzig 1900, Bd. 1, S. 104; ebend., Bd. 2, Leipzig 1901, S. 304. [9] Weyrauch, Grundriß der Wärmetheorie I, Stuttgart 1905, S. 137.
Weyrauch.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.