Dichtungsstoffe

Dichtungsstoffe

Dichtungsstoffe sollen die Fugen seit verbundener Bauteile, Gefäßteile oder beweglicher Maschinenteile gegen das Durchtreten von Flüssigkeiten oder Gasen abdichten.

Für den ersten Fall finden im Maschinenbau die bei Rohrverbindungen (s.d.) angegebenen Mittel allgemeine Anwendung, für den zweiten Fall die bei Stopfbüchsen (s.d.) genannten Packungen ( s.a. Liederung und Kalfaterung).

Lindner.

Im Bauingenieurwesen und im Hochbau handelt es sich um Abdichtung der Fugen an Mauerwerk, Holz, Metall, um Schutz gegen Feuchtigkeit und Ausspülen des Mörtels aus Gewölben, um wasserdichte Verputze, Geruchverschlüsse u. dergl. Es ist zu unterscheiden zwischen Abdichtungen, die abwechselnd gelöst und wiederhergestellt werden (an Türen, Fenstern, Einsteigeöffnungen, Wehren u.s.w.), und solchen, die, einmal hergestellt, auf die Dauer zu wirken haben, ohne gelöst zu werden.

Bei der ersteren Art kann die Dichtung vielfach durch Aufschleifen (bei Metallen, Glas u.s.w.) bezw. genaues Aneinanderpassen und Gegeneinanderpressen der Baustoffe, die sich an den Dichtungsflächen berühren (bei Stemmtoren an Schleusen, Türen, Fenstern u.s.w.), ermöglicht werden. Im Wasserbau z.B. wird in solchem Falle in der Regel der Wasserdruck dazu benutzt, um Holz, Leder, Eisen, Metallstreifen, zylindrische Stäbe u.a. gegen ebene Schlußflächen zu pressen, besonders Eisen und andre Metalle gegen Holz und überhaupt gegen nachgiebigere Baustoffe (vgl. Stauanlagen). Bei Schiebern (s.d.), Ventilen (s.d.) werden vorzügliche Abdichtungen durch Aneinanderpressen von bearbeiteten Schlußflächen auf angepaßte Sitzflächen (beide fast ohne Ausnahme aus Bronze) mittels Schrauben erreicht. In allen diesen Fällen sind die Stoffe, aus denen die aneinanderschließenden Bauteile bestehen, an und für sich zur Abdichtung befähigt, wobei unter Umständen (z.B. bei Abdichtungen gegen Wasser die Aufquellung von Holz u.s.w.) die abzuhaltende Flüssigkeit mitwirkt. Die Abdichtung wird aber vielfach dadurch verbessert, daß noch besondere Zwischenschichten an der Dichtungsfläche eingeschoben werden: Asbestgewebe mit Drahteinlagen (Abdichtung gegen heiße Dämpfe und saure Flüssigkeiten), Blei und andre Metalle wie profilierter Kupferdraht, Rotgußlinsen u.s.w. (gegen hohen Druck), Gummi in den verschiedensten Verarbeitungen und mit Einlagen aller Art (bei Dammtüren, an Luftschleusen bei Preßluftgründungen, bei hohem Drucke kalter Flüssigkeiten), gefettete Hanfzöpfe, weiches Holz, Leder, Teerpappe u. dergl.

Zu den Abdichtungen, die, einmal hergestellt, nicht wieder gelöst werden, gehören vor allem die Verschlüsse der Fugen im Mauerwerk, im Holz und an Metallen, die Schutzmaßregeln gegen Eindringen von Feuchtigkeit (Wasser), die wasserdichten Verputze und die Geruchverschlüsse. – Mauerwerksfugen dichtet man in der Hauptsache mit hydraulischem Mörtel (s.d. und Sand, Traß, Zement). Dieses Material ist jedoch Veränderungen durch Temperaturwechsel (dem Ausfrieren) sowie durch Dämpfe und Feuchtigkeit (Mauern bei Stallungen, Waschküchen, Aborten u.s.w.) ausgesetzt, so daß die Fugenabdichtung häufig erneuert werden muß. Einen besonderen Dichtungsmörtel für Mauerwerk, der frostbeständig sein soll, s. D.R.P. Nr. 6023 (W. Meißner, Stargard i. P.). – Mischungen von Asphalt und Sand, sogenannter Metallzement (Kunststeinwerke Granitos, Charlottenburg-Berlin), in Fäden gezogenes Blei (Bleiwolle), Asbestzement (Asbestzementwerke Hamburg) und Kitte (s.d.) dienen je nach Lage des besonderen Falles dem gleichen Zweck. Als Dichtungsstreifen zwischen gußeisernen Fenstern und Mauerwerk (überhaupt als Zwischenlage zwischen Stein und Eisen) kommen Bleiplatten zur Verwendung. – Die Fugen im Holz werden in der Regel durch Deckleisten, durch Späne oder durch besonders eingelegte Zungen, Schilf u.s.w. geschlossen, je nachdem Luft oder Wasser abgehalten werden soll. Im letzteren Falle hilft das Aufquellen zu dichtem Verschlüsse, der – z.B. im Schiffbau, bei Wehren u.s.w. – auch durch Kalfaterung (s.d.) erreicht werden kann. – Bei Metallen werden – abgesehen vom Nieten und Verstemmen – die Fugen durch Lot (s. Löten), durch Kitt (s.d. und Eisenkitt) sowie in besonderen Fällen durch die eingangs erwähnten Dichtungsstoffe geschlossen; Verbindungen unter Wasser mit gutem Erfolge durch Bleiwolle. Mangankitt und Miniumkitt werden zur Kittung und Verfügung von Eisenplatten, Röhren, Maschinenteilen u.s.w. verwendet; gewöhnliche Leinölkreidekitte und die sogenannte Glasdichtungsmasse (von Meißner-Stargard) für Deckung der Fugen zwischen Fensterscheiben und Rahmen. Schutzmaßregeln gegen Eindringen von Feuchtigkeit bieten insbesondere die verschiedenen Asphaltpräparate: Asphaltguß, Asphaltfilzplatten, Asphaltsteinpappen und die Patentfalztafeln »Kosmos« (von Andernach in Beuel a. Rh.). Letztere[750] sind wie nebenstehend angeordnet (mit Luftzwischenräumen l)


Dichtungsstoffe

und wir verweisen wegen des Nähern auf die Prospekte der genannten Firma. Die Verwendung von Asphaltpräparaten findet hauptsächlich im Hochbau (bei Dächern u.s.w.), im Brückenbau, Bei Staumauern u.s.w. statt (vgl. a. Asphalt u.s.w.). – Ein besonderes Dichtungsmittel ist die Asphaltbleiplatte von Siebel (Düsseldorf-Rath) (D.R.P. Nr. 43349 und 45509). Die Platten (in Rollen geliefert) werden mit Erfolg zur wasserdichten Abdeckung von Gewölben bei Brücken, Reservoiren, Tunneln u.s.w. verwendet und verhindern dort – wenn sie gut eingebracht sind – das Auslaugen des Kalkes aus dem Mörtel in den Gewölbefugen; ebenso dienen sie, als Zwischenlage im Mauerwerk, bei im Grundwasser liegenden Unterführungen (Bahnsteigtunnel u.s.w.) zum sicheren Wasserabschluß. Im Hochbau werden sie zur Abdeckung horizontaler und schräger Flächen, zur Bekleidung von Wandflächen, zur Umwicklung von Balken- und Pfettenköpfen u.s.w. benutzt, wo in den über oder neben den Flächen liegenden Räumen Feuchtigkeit bezw. Durchnässung nicht zu vermeiden ist. Als säurebeständige Dichtungsstoffe kommen die Asbestfabrikate in Betracht (vgl. die Prospekte von Calmon A.-G. und Asbestzementwerke G.m.b.H. in Hamburg). – Im Wasserbau sind häufig wasserdichte Verputze an Kanälen, Abschlußmauern, Reservoiren, über Gewölben und Beton- bezw. Betoneisenkonstruktionen erforderlich. – Ist reines Wasser in oder über den betreffenden Konstruktionen vorhanden und sind letztere keinen Erschütterungen ausgesetzt, so wird in der Regel bei Mauern als Reinverputz (Glattstrich) eine Mischung von 1 Teil Portlandzement und 1–2 Teilen feinkörnigen Sandes verwendet (vgl. a. Boschin). Greift die Flüssigkeit den Zement an – saure Wasser u.s.w. –, so treten Asbest- und Asphaltpräparate (s. oben) oder Metallüberzüge (vgl. oben die Bleiplatten) an Stelle des gewöhnlichen Zementverputzes; auch Ueberzüge mit Fluaten (s. Steinhärtungsmittel), Siderosthen u.a. stellen die Wasserdichtigkeit her. Handelt es sich um die Abdichtung von Dämmen (s.d. und Deich), so dienen Mischungen von Sand und Ton, Ton und Teer, bei größeren Staudämmen Betonkerne und Stahlherze (vgl. Stauanlagen) als Dichtungsmittel. – Die Abdichtung gegen Gase erfolgt durch sogenannte Wasserschlüsse (s. Siphon) oder durch Oelschlüsse (vgl. Bd. 1, S. 650), selbstverständlich auch durch gasdichte Türen, Klappen u.s.w., in der Regel mit Gummistreifen an den Dichtungsflächen. Vgl. a. Fangdamm, Spundwände.

Lueger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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