- Dissoziationsgrad
Dissoziationsgrad ist der echte Bruch, der das Verhältnis der Zahl der dissoziierten zur Gesamtzahl der (dissoziierten und undissoziierten) Molekeln angibt. Seine Größe ergibt sich aus einer der Methoden, nach denen man die Anzahl der Molekeln in einem gegebenen Volumen bestimmen kann, die also auf dem Avogadroschen Gesetz beruhen.
Bei Gasen benutzt man dazu die Dampfdichtebestimmung: Zerfällt der Bruchteil γ der Gasmolekeln in je n neue, so entstehen aus jeder Molekel nγ Teilmolekeln, und es verbleiben 1 γ undissoziierte, zusammen also 1 + (n 1)γ Molekeln. In demselben Verhältnis nimmt dann auch bei konstantem Volumen des Gases der Druck oder bei konstantem Druck das Volumen zu, also die Dampfdichte ab, so daß sich die beobachtete Dampfdichte δ zur theoretisch nach dem Avogadroschen Gesetz berechenbaren Dampfdichte Δ wie folgt verhält: δ/Δ = 1/1 + (n 1)γ woraus sich der Dissoziationsgrad ergibt als: γ = Δ δ/(n 1)δ Aus ersterer Gleichung ergibt sich als Kennzeichen der Dissoziation, daß die Dampfdichten kleiner als der theoretisch berechenbare Wert sind. Der Dissoziationsgrad wächst bei Gasen mit steigender Temperatur und sinkt bei steigendem Druck.
Für gelöste Körper wird der Dissoziationsgrad ganz analog aus der Größe des osmotischen Druckes hergeleitet, den man indirekt aus der Gefrierpunktserniedrigung, Dampfdruckerniedrigung, Siedepunktserhöhung u.s.w. bestimmt. Wenn sich der Wert des osmotischen Druckes als der i-fache des theoretischen ergibt, so ist dem bei Gasen Gesagten ganz analog i = 1 + (n 1)γ, und es läßt sich daraus berechnen, daß γ = i 1/n 1 Für die elektrolytische Dissoziation speziell findet sich außerdem noch in der galvanischen Leitfähigkeit ein Mittel zur Bestimmung des Dissoziationsgrads. Da nämlich bei unendlich großer Verdünnung alle Molekeln in Ionen dissoziiert sind und deshalb an der Stromleitung teilnehmen, während bei geringeren Verdünnungen nur der als Ionen (also dissoziiert) vorhandene Bruchteil γ leitet, so ergibt das Verhältnis[781] der molekularen Leitfähigkeit bei der Verdünnung v (sie heiße Λv) und bei unendlicher Verdünnung (Λ∞) unmittelbar den Dissoziationsgrad y, also: γ = Λv/Λ∞.
Der Dissoziationsgrad ist außer der Verdünnung mit der er wächst, insbesondere noch abhängig vom Dissoziationskoeffizient (s. Dissoziationsisotherme).
Abegg.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.