Fesselballon [2]

Fesselballon [2]

Fesselballon. Die Erfahrungen im Kriege brachten, unter Wahrung des Grundprinzips, mannigfache Umgestaltungen des bereits seit 1894 in der Militärluftschiffahrt aller Länder bewährten Drachenballons, System Parseval-Sigsfeld (A. Riedinger, Augsburg). Er verbindet die Vorzüge des nur bei starkem Winde brauchbaren Drachens mit denjenigen des Gasballons mit eigenem Auftrieb. Der früher gebräuchliche walzenförmige Ballon mit innenliegendem Luftballonet erhielt die bei Luftschiffen übliche ärodynamisch günstigere Fischform. Hierdurch wird bei Wind die Abtrift vermindert, der Ballon nimmt bei gleicher Kabellänge einen höheren Stand ein. An Stelle des Steuersacks, der Windfänge und der Segel wurden am hinteren Balkonteile drei große flache Luftsäcke angebracht zur rascheren Einstellung in die Windrichtung und zur Dämpfung der Pendelungen. Der dadurch erreichte ruhige Stand trägt wesentlich zur sicheren Beobachtung und zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Beobachters bei.

Der Normaltyp hat 850 cbm Inhalt bei 25 m Länge und 8 m größtem Durchmesser. Mit ihm wurden Höhen bis 2000 m erreicht (1 Beobachter). Die Hülle wird meist aus doubliertem Baumwollstoff mit Gummizwischenlage gefertigt. Das Gewicht des Baumwollstoffes beträgt 300–380 g/qm, die Minderwertigkeit 800–1000 kg/m in Kette und Schuß. Als Dichtungsmittel wurden bei eintretender Gummiknappheit auch synthetischer Kautschuk und Dichtungsmassen auf Grund der Acetylcellulose und Nitrocellulose verwendet. Gut bewährt hat sich Stoffhaut (s. unter Luftschiff, Zellen), mit einer Lage Darmhaut zwischen zwei Lagen Stoff, die gegen Witterungseinflüsse durch Firnißanstrich geschützt wird. Die Gasdurchlässigkeit soll bei neuen Stoffen 0,17 cm/qm/Sek. nicht übersteigen. Die gegen ultraviolette Strahlung sehr empfindlich; Gummischicht wird durch entsprechende Färbung des Stoffes (gelb) vor deren schädlicher Einwirkung geschützt. Um gleichzeitig die militärische Forderung der Deckfarbe zu erfüllen, bedruckt man den gelbgefärbten Stoff mit der gewünschten Farbe, wobei sich olivgrün am günstigsten erwies. Die Takelung greift unterhalb des Aequators an einem aufgenähten Gurt oder an Lickbögen an. Der Korb von rechteckigem Querschnitt mit Fußausbuchtung dient zur Aufnahme der beiden Beobachter mit Instrumenten und Fernsprechgerät zwecks Verkehrs mit. der Erdstation. – Die im Anfang zum Hochlassen und Einholen benutzten Handwinden wurden bald durch maschinelle Winden abgelöst. Während man in anderen Ländern vielfach Dampfkraft verwendete, ging man in Deutschland bald zum Benzinmotor über, der den militärisch wichtigen Vorzug der ständigen Betriebsbereitschaft hatte. Die ersten Motorwinden (bis 40 PS.) hatten bei einer Einholgeschwindigkeit von 0,3 bis 3 m/Sek. eine Zugkraft von 600 bis 1800 kg. Mit der Vervollkommnung der Angriffsmittel der Artillerie und besonders der Flugzeuge wurde es notwendig, die Einholgeschwindigkeit immer mehr zu erhöhen. Die normalen Winden haben bei 80–100 PS. eine Einholgeschwindigkeit von ungefähr 6 m/Sek.; zuletzt wurden bei einer Motorleistung von 240 PS. Geschwindigkeiten bis 13,2 m/Sek. erreicht. Hydraulische Band- und Ringbremsen sichern den Betrieb. Eine selbsttätige Kabelführung bewirkt gleichmäßiges Aufrollen des Kabels, dessen Zug während des Betriebes durch eine Meßvorrichtung angezeigt wird. Die Länge des abgelaufenen Kabels gibt ein Zählwerk an. Die Winden sind im Protzsystem gebaut; entweder sind Winde und Motor zusammen auf dem Hinterwagen montiert oder, zwecks leichterer Beweglichkeit, bilden Winde und Motor je ein besonderes Fahrzeug, die im Betriebe zusammengekuppelt werden. Neben den bespannten Fahrzeugen werden neuerdings Automobilwinden mit bestem Erfolge verwendet. Zur Bergung des gefüllten Ballons sind rasch montierbare und transportable Zelthallen nötig.

Helffrich.


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  • Fesselballon [1] — Fesselballon, ein mit der Erde durch ein Tau oder Kabel verbundener Luftballon zu militärischen, wissenschaftlichen oder Vergnügungszwecken. Bei sehr windigem Wetter ist ein kugelförmiger Fesselballon nicht verwendbar, sondern nur ein… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fesselballon — Fesselballon, s. Luftschiffahrt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fesselballon — Fesselballon, an einem Seile gehaltener Luftballon; dient zu militär. Zwecken, auch auf Kriegsschiffen, zu meteorolog. Beobachtungen und zur Belustigung. Neuerdings gibt man dem F. die Form des Drachenballons. [Tafel: Luftschiffahrt I, 4.] …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fesselballon — Fesselballon,der:⇨Ballon(1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

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  • Fesselballon — Fẹs|sel|bal|lon 〈[ lɔ̃] od. [ lɔŋ] m. 6 oder süddt., österr., schweiz. [ lo:n] m. 1〉 bemannter, mit Drahtseilen am Erdboden befestigter Luftballon * * * Fẹs|sel|bal|lon, der: Ballon, der, mit Drahtseilen am Erdboden verankert, über einem… …   Universal-Lexikon

  • Fesselballon — Fesselballonm sichaufblasenwieeinFesselballon=sichaufspielen;prahlen.InsMilitärischeabgewandelteRedensart»sichaufblasenwieein⇨Frosch«.1910ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Fesselballon — Fẹs|sel|bal|lon …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Aerostiers — Die Feld bzw. Festungsluftschiffer (französisch Aerostiers) waren militärische Aufklärungseinheiten, die mit Fesselballonen verschiedener Systeme ausgerüstet waren und der Gefechtsfeld und Artilleriebeobachtung dienten. Ihre Blütezeit erlebten… …   Deutsch Wikipedia

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