Gaslampen

Gaslampen

Gaslampen, die zur Privatbeleuchtung dienenden Apparate, die an die Leitungen angeschlossen werden und die Brenner tragen. Je nachdem sie an der Wand oder an der Decke befestigt werden, unterscheidet man Wandlampen und Hängelampen; außerdem gibt es noch eine dritte Art, die transportabel ist, die Stehlampen.

Gefertigt werden Lampen aus Messing- oder Eisenrohr und einzelnen Gußstücken, die Verzierungen aus Eisenguß, Eisenblech, Messingguß, Messingblech und Zinkguß. Sie werden bronziert, vernickelt, verkupfert oder auch echt oder unecht vergoldet, häufig auch poliert. Die Wandarme sind entweder fest oder beweglich.

Der feste Wandarm (Fig. 1) besteht an seinem hinteren Teil aus einer Scheibe oder Rosette mit innerem Gewinde, mittels dessen er auf den Zapfen der Wandscheibe der Gasleitung geschraubt wird; an der Rosette, häufig mit dieser zu einem Stück vereinigt, sitzt in der Regel der Hahn, während vorne der Wandarm einen Brennerwinkel (Fig. 2) trägt, in den der Brenner hineingesteckt wird. Für Rundbrenner trägt der Brennerwinkel ein äußeres Gewinde (Fig. 3). Bisweilen ist das den Wandarm bildende Rohr vorne aufwärts gebogen und trägt hier eine Brennertülle (Fig. 4) zur Aufnahme des Brenners. Nicht immer sitzt der Hahn an der Wandscheibe,[297] sondern auch vorne am Wandarm; wenn mit dem Brennerwinkel in einem Stück hergestellt (Fig. 5), wird er Kniehahn genannt. Soll der Wandarm beweglich sein (Fig. 6), so erhält er eine Hinterbewegung, deren Einrichtung aus Fig. 7 hervorgeht; sowohl Zapfen als auch Hülfe derselben haben eine herumlaufende Nut, die den Gaszutritt in die Bohrung des Zapfens bei jeder Stellung vermittelt. Fig. 8 gibt eine Hinterbewegung für Wandarme, deren Hahn vorne sitzt. Die mehrfachen Wandarme (Fig. 9) gestatten, der Flamme eine größere oder kleinere Entfernung von der Wand zu geben. Sie bestehen aus zwei oder drei übereinander liegenden Rohrstücken, die durch Mittelbewegungen (Fig. 10) untereinander verbunden sind; die Konstruktion der letzteren ist dieselbe wie bei den Hinterbewegungen. Soll die Flamme gleichzeitig in vertikaler Richtung verstellbar sein, so benutzt man einen Parallelogrammarm (Fig. 11) mit vier Vertikalgelenkbewegungen (Kulissenbewegungen). Derselbe besteht aus zwei parallelen Armen, deren hintere Drehpunkte vertikal übereinander liegen und die vorne durch ein kurzes Rohrstück verbunden sind, dessen Stellung stets vertikal bleibt. Durch diese Einrichtung bleibt der sich an das kurze Zwischenrohr anschließende vordere Arm mit der Brennertülle stets in horizontaler Lage.

Hängelampen bestehen aus einem von der Decke herabhängenden Rohr, das unten einen oder mehrere horizontale Arme trägt, die zur Aufnahme der Brenner dienen. Solche mit einem Arm nennt man einfache Hängelampen, mit zwei Armen Doppelarme und mit drei oder mehr Armen Kronleuchter oder Lüster. Bei einfachen Hängelampen ist zur Verhütung eines Schiefhängens durch die einseitige Belastung von Brenner und Glasumhüllung der untere Teil des Vertikalrohres häufig nach der dem Brenner entgegengesetzten Seite in der in Fig. 12 und 13 dargestellten Weise ausgebaucht, bisweilen auch durch ein Gegengewicht ausbalanciert. Am Ende des horizontalen Teiles befindet sich der Brennerwinkel, während der Hahn entweder hier oder am unteren Teil des Vertikalrohres sitzt. – Ein gefälligeres Aussehen gewährt die Lyra, bei der sich unten an das Vertikalrohr ein Unterteil, aus einem lyraförmig gebogenen Rohr bestehend, häufig mit Verzierungen versehen, anschließt, an dessen tiefstem Punkte der Hahn mit Brenner u.s.w. sitzt. Die Ampel, bei der die Flamme durch eine Glasglocke eingeschlossen ist, unterscheidet sich von der Lyra dadurch, daß sie dreiteilig ist, d.h. daß der Brenner mit dem oberen Rohrstück durch drei Arme verbunden wird.

Bei den Doppelarmen und Kronen trägt das Vertikalrohr am unteren Ende einen Hohlkörper, den sogenannten Korpus (Fig. 14), von kreisförmiger, quadratischer oder polygonaler Grundform, an den die einzelnen Arme angeschraubt sind. Jeder Arm erhält einen Hahn, der entweder unmittelbar am Korpus (Fig. 15) oder an einer beliebigen Stelle des Armes (Zwischenhahn, Fig. 16) sitzt. Auch Spitzhähne, die einerseits eine Muffe mit innerem [298] Gewinde, anderseits einen Zapfen mit äußerem Gewinde haben, finden häufig am Ende der Arme Anwendung. Doppelarme, die zur Beleuchtung von Billards dienen, erhalten ein Billardbrennerknie (Fig. 17), d.i. eine Brennertülle, die gegen die Horizontale einen Winkel von ca. 33° bildet, so daß der Brenner und mit ihm die Flamme eine geneigte Lage erhält.

Die Befestigung der Hängelampen geschieht durch Ein- resp. Anschrauben an die Deckenscheibe der Leitung; bei schweren, großen Kronleuchtern für Theater u. dergl. genügt dieses allein nicht, vielmehr müssen die Kronleuchter durch Ketten, Stangen u.s.w. gegen ein Herabfallen sorgfältig gesichert werden. Eine an die Deckenscheibe angeschraubte Hängelampe gestattet keine Beweglichkeit, und es wird infolge zufälliger Stöße die Verbindung leicht undicht. Deshalb ist es zweckmäßig, der Lampe eine Beweglichkeit zu geben, indem oben zwischen der Deckenscheibe und der Lampe ein Gelenkstück (Fig. 18) eingeschaltet wird, das eine Bewegung in einer Horizontalebene zuläßt. Besser ist ein Kugelgelenk (Fig. 19), das der Lampe Beweglichkeit nach allen Richtungen gibt. Der Rohrzapfen des Kugelgelenkes, der bestimmt ist, in die Deckenscheibe eingeschraubt zu werden, hat unten eine abgedrehte, kugelförmige Erweiterung, die am tiefsten Punkte ein dem Lampenrohr entsprechendes Loch hat und eingeschlossen wird durch ein zweiteiliges Gehäuse, an das sich das Vertikalrohr der Lampe anschließt. Der obere Teil des Gehäuses ist sorgfältig auf die Kugel aufgeschliffen, während der untere Teil etwas Spielraum hat, um eine Lederscheibe behufs Dichtung zwischenzulegen; beide Teile werden fest zusammengeschraubt. Soll eine Hängelampe auch auf- und abwärtsgeschoben werden können, so wird sie mit einem Zug versehen. Der einfachste, aber auch unzuverlässigste Zug ist der Korkzug (Fig. 20). In das obere, weitere Rohr schiebt sich ein engeres Rohr hinein, das unten den Korpus mit den Armen trägt, und es ist die Dichtung durch einen 40–50 mm langen, mit Fett eingeriebenen Korkzylinder zwischen beiden Rohren hergestellt, während beim Stopfbüchsenzug (Fig. 21) die Dichtung durch eine mit ölgetränkter Wolle oder Baumwolle verpackte Stopfbüchse bewirkt wird. Bei diesen beiden Arten unterscheidet man schwache Züge aus 16 und 9,5 mm, mittlere Züge aus 17,5 und 11 mm, starke Züge aus 19 und 12,5 mm weiten Messingröhren hergestellt. Die Wasserzüge (Fig. 22) geben den Lampen ein gefälligeres Aussehen und haben einen hydraulischen Verschluß. Der untere Teil besteht aus zwei konzentrischen Rohren, deren Zwischenraum mit Wasser gefüllt wird und in den das obere Rohr sich hineinschiebt. Der Unterteil ist an über Rollen geführten Ketten aufgehängt und durch an diesen befestigte Gegengewichte abbalanciert. Da sich drei Rohre ineinander schieben, so wird das äußere Rohr stärker als bei den andern Zügen, wodurch nur zu leicht die Lampe ein plumpes Aussehen erhält. Um dieses zu vermeiden, geben manche Lampenfabrikanten den Rohren zu enge Dimensionen, wodurch der Nachteil entsteht, daß den Flammen nicht genügend Gas zugeführt wird. Die Wasserzüge bedürfen einer Beaufsichtigung, weil durch Verdunstung des Wassers schließlich der Verschluß aufgehoben wird und das Gas in den Raum entweicht; besser ist es daher, dem Wasser etwas Glyzerin zuzusetzen, weil dann weniger leicht eine Verdunstung eintritt.

Die Stehlampen sind transportabel, werden vorzugsweise für Arbeitstische benutzt und durch einen Gummischlauch oder einen biegsamen Metallschlauch mit dem Schlauchhahn der Leitung verbunden. Der Brenner ist entweder am oberen Ende der Lampe angebracht, und zwar entweder fest oder vertikal verstellbar, oder er befindet sich am Ende eines horizontalen Armes, der vertikal verstellbar ist. Der Schlauchzapfen befindet sich entweder unten am Fuße oder nahe dem Brenner, bei den Lampen mit verstellbarem Arm am hinteren Ende des letzteren; der Hahn ist in der Regel nahe dem Brenner angebracht. Die Werkstattleuchter sind einfache Stehlampen aus Eisen mit verstellbarem Arm.

Alle genannten Lampenarten finden auch für stehendes und für hängendes Gasglühlicht (s.d.) Anwendung.

Als Träger der Glasumhüllung bringt man in geeigneter Entfernung unterhalb der Flamme ein Schalenkreuz oder einen Glockenhalter an. Das Schalenkreuz (Fig. 23) hat drei Arme, deren Enden umgebogen sind und über den Rand der Schale greifen; am Ende des einen Armes ist ein Schräubchen vorhanden, das gegen den Schalenrand angezogen wird. Der Glockenhalter (Fig. 24) ist ein geschlossener Ring mit drei Preßschräubchen zum Festhalten der Glocke. Der Schirmhalter für Milchglasschirme besteht aus einem über die Galerie des Rundbrenners geschobenen Ring, an dem drei Arme mit umgebogenem Rande befestigt sind, auf denen der Schirm ruht. Bisweilen sind die äußeren Enden der Arme durch einen geschlossenen Reif verbunden. Die Träger für Papierschirme bestehen aus drei vertikal gerichteten Messingdrähten, die an einen die Brennergalerie umfassenden Ring angelötet sind, oder aus einem Drahtgestell, das mit seinen umgebogenen Enden oben an den Glaszylinder gehängt wird. Mitunter wendet[299] man über den Flammen Rauchfänger oder Blaker an, um eine Färbung der Zimmerdecke zu verhüten. Diese bestehen aus emailliertem Eisenblech oder aus Glimmer (Marienglas, Mika), haben glockenförmige, schirmartige oder plattenförmige Gestalt und werden entweder an der Lampe in einiger Entfernung über den Flammen oder mittels kleiner Messingfedern auf den oberen Zylinderrand befestigt.

Zu den Gaslampen gehören auch die jetzt kaum noch angewendeten Sonnenbrenner für große Räume, die nahe der Zimmerdecke angebracht und mit Ventilationseinrichtung zur Ableitung der Verbrennungsgase und verdorbenen Zimmerluft versehen sind. Eine Anzahl Korpusse oder ringförmige Rohre, an deren Umfangen Schnitt- oder Zweilochbrenner horizontal angeordnet sind, sind kreisförmig um ein gemeinsames Zuführungsrohr gruppiert. Ueber den Flammen befindet sich ein Reflektor aus emailliertem Eisenblech von parabolischer oder kugelsegmentförmiger Form, der sich oben in ein Ventilationsrohr fortsetzt.

Statt dieser durch das Gasglühlicht verdrängten Beleuchtungsart werden vielfach Gruppenbrenner verwendet, bei denen mehrere Gasglühlichtbrenner in einer großen, mit einem Reflektor überdachten Glasglocke vereinigt sind.

Schaar.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 6., Fig. 7., Fig. 8., Fig. 9., Fig. 10., Fig. 11., Fig. 14., Fig. 15., Fig. 16., Fig. 17.
Fig. 6., Fig. 7., Fig. 8., Fig. 9., Fig. 10., Fig. 11., Fig. 14., Fig. 15., Fig. 16., Fig. 17.
Fig. 12.
Fig. 12.
Fig. 13.
Fig. 13.
Fig. 18., Fig. 19., Fig. 20., Fig. 21., Fig. 23., Fig. 24.
Fig. 18., Fig. 19., Fig. 20., Fig. 21., Fig. 23., Fig. 24.
Fig. 22.
Fig. 22.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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