Kollodium [1]

Kollodium [1]

Kollodium (lösliche Schießbaumwolle), die alkoholisch-ätherische Lösung eines Gemenges von Salpetersäureestern der Cellulose, welches durch Einwirkung von Salpeterschwefelsäure auf Cellulose entsteht und gewöhnlich auch als schwach nitrierte Cellulose bezeichnet wird.

Je nach den Reaktionsbedingungen besitzt die entstehende sogenannte Nitrocellulose verschiedene Eigenschaften. Bei der Einwirkung eines kalten Gemisches von 1 Teil Salpetersäure mit 2–3 Teilen konzentrierter Schwefelsäure auf reine Baumwolle entsteht Schießbaumwolle oder Pyroxylin. Diese ist im wesentlichen das Hexanitrat der Cellulose, unlöslich in Alkohol und Aether und in dem Gemisch beider und sehr explosiv. Läßt man dagegen 1 Teil reine Baumwolle in einem Gemenge von 20 Teilen gepulvertem Salpeter mit 30 Teilen konzentrierter Schwefelsäure 12–24 Stunden stehen, indem man durch Beschweren mit Glasstäben dafür sorgt, daß die Baumwolle während der Einwirkungsdauer von der Flüssigkeit bedeckt bleibt, so erhält man ein Produkt, welches, durch sorgfältiges Waschen mit Wasser von der anhaftenden Säure befreit und an der Luft getrocknet, äußerlich unveränderte Baumwolle darstellt, jedoch beim Anzünden unter schwachem Verpuffen verbrennt und in einem Gemisch von 3 Teilen Alkohol und 18 Teilen Aether löslich ist, oder man arbeitet mit schwächeren Säuren und läßt gleiche Teile Salpetersäure von 75% Monohydrat und Schwefelsäure von 96% Monohydrat bei einer Temperatur von 40° C. 1–11/2 Stunden einwirken. Dieses Produkt besteht wesentlich aus dem Tetra- und Pentanitrat der Cellulose C12H16(O · NO2)4O6 und C12H15)O · NO2)5O5 und wird als lösliches Pyroxylin oder Kollodiumwolle bezeichnet; seine alkoholätherische Lösung, eine sirupdicke, schleimige, aber klare Flüssigkeit, ist das Kollodium. Dieselbe hinterläßt beim Verdunsten das Pyroxylin in Gestalt eines dünnen, durchsichtigen, in Wasser unlöslichen Häutchens und wird daher zum Verkleben von Wunden und in der Photographie verwendet. Eine Lösung von Kollodiumwolle in Nitroglyzerin zu gleichen Teilen liefert eine Sprenggelatine. Durch inniges Vermischen mit Kampfer erhält man das sogenannte Celluloid (s. Cellulose, Celluloid und Celluloidlacke, Pyroxyline).


Literatur: Beilstein, Handbuch der organ. Chemie, Hamburg und Leipzig 1893, 3. Aufl., Bd. 1, S. 1076; Schmidt, Lehrbuch der pharm. Chemie, Braunschweig 1903; Guttmann, Schießund Sprengmittel, ebend. 1900.

Bujard.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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