- Winkelinstrumente [1]
Winkelinstrumente zum Abstecken konstanter, besonders rechter Winkel sind: 1. Winkelkreuz, Kreuzscheibe, Winkelkopf, Winkeltrommel. 2. Winkelspiegel, Winkelrohr, Spiegelkreuz. 3. Winkelprisma, Prismenkreuz.
Die zu 1. genannten Instrumente bestehen aus zwei sich rechtwinklig kreuzenden Ziellinien. Diese werden bei Winkelkopf oder Winkeltrommel durch Diopter (s.d.), besonders Spaltendiopter, gebildet, die an zylindrischen, konischen oder besser kugelförmigen Metallgehäusen von etwa 610 cm Durchmesser angebracht sind. Zur Abdeckung von 45° oder andrer Winkel dienen Zwischendiopter. Der Winkelkopf eignet sich zur rohen Winkelmessung, wenn er über einer Gradteilung drehbar ist. Wegen eines Anschlages zur Einstellung auf 0° s. [2]. Die Instrumente werden auf einem Absteckstab gebraucht.
2. Der Winkelspiegel besteht aus zwei kleinen Spiegeln S S (Fig. 1), welche auf einer Ebene normal stehen und einen Flächenwinkel von 45° bilden. Die Spiegel sind in kleine Gehäuse eingeschlossen. Das Prinzip ergibt sich aus Fig. 1, worin φ = α + β; ψ = 2 (α + β), also ψ = 2 φ ist (vgl. a. S. 183). Danach erblickt das Auge A ein doppelt reflektiertes Bild von P (z.B. Fluchtstab) in der Richtung P1 Indem das Bild mit dem direkt angezielten Punkt zur Deckung gebracht wird, wird bei K ein rechter Winkel ψ abgesteckt. Der Kreuzungspunkt K wird mit Lotstab oder Senkel herabgelotet. Zu seiner schärferen Fixierung ist es zweckmäßig, das Gehäuse nach Art der Winkeltrommel mit festen Durchblicken zu versehen. Wird nur ein Spiegel verwendet, der unter 45° gegen eine Ziellinie in einem Rohre angebracht ist, so hat man das wenig zweckmäßige Winkelrohr. Werden zwei Spiegel so gestellt, daß sie sich unter 90° kreuzen, so erhält man ein Spiegelkreuz. Dieses kann zum Abstecken gestreckter Winkel (Ausrichten von Linien) dienen. Verschiedene Anordnungen, Doppelwinkelspiegel u.s.w., s. in [1].
3. Ein Winkelprisma ist ein gleichschenkliges, rechtwinkliges Glasprisma. Wie Bauernfeind gefunden hat, schließen nach Fig. 2 die doppelt reflektierten Strahlen bei K mit der direkten Zielung über das Prisma einen Winkel von 90° ein. Diese doppelt reflektierten Strahlen unterscheiden sich von den einmal reflektierten [938] Strahlen dadurch, daß sie unabhängig vom Einfallswinkel und. Zum Abstecken gestreckter Winkel können zwei einfache, zum sogenannten Prismenkreuz zusammengesetzte Prismen oder mehrseitige Prismen (vier- und fünfseitige, symmetrische und unsymmetrische) verwendet werden, ebenso zu den Instrumenten, die zum Abstecken von 45° und andrer Winkel dienen sollen (Prismen von Bauernfeind, Dörgens, Prandtl [1]). Wird das Prisma zum Abstecken von Winkeln mit parallaktischer Abweichung von 90° eingerichtet, so erhält man das Distanzprisma (Bd. 2, S. 788). Die Prismeninstrumente werden in kleinen handlichen Gehäusen geliefert. Wegen Anbringung des Handgriffes senkrecht unter dem Strahlenknotenpunkte s. [3].
Ob die Bedingung, daß der abgedeckte Winkel 90° beträgt, genau erfüllt ist, wird geprüft durch Abstecken des Winkels von zwei Seiten einer scharf ausgerichteten Linie aus. Die gefundene Abweichung entspricht dem doppelten Fehler. Beim Winkelspiegel werden zur Berichtigung Stellschrauben an einem Spiegel angebracht. Winkelkopf und Winkelprisma müssen von vornherein richtig konstruiert sein. Die Genauigkeit der Abdeckung ist, in Winkelmaß ausgedrückt, auf rund 1' bis 3' zu schätzen. Die Instrumente werden in der Kleinmessung (s. Stückvermessung) zur sogenannten Koordinatenaufnahme, zur Absteckung von Querprofilen u.s.w. verwendet. In geneigtem Gelände erhält man durch direkte Absteckung mit Winkelspiegel und Prisma rechte Winkel im Horizont nur, wenn ein Schenkel wagerecht ist.
Literatur: [1] Ueber Einrichtung, Gebrauch und Prüfung vgl. [4][11] unter Art. Geodäsie. [2] Zeitschr. f. Verm. 1895, S. 304. [3] Ebend. 1906, S. 457.
( Reinhertz) Hillmer.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.