Bleioxyd [1]

Bleioxyd [1]

Bleioxyd PbO, Mol.-Gew. 223, spez. Gew. geschmolzen 9,5, amorph 9,2–9,3, bildet je nach der Darstellungsweise in der Regel eine gelbe amorphe (Massicot, Bleigelb) oder eine hell- bis rotgelbe kristallinische Masse (Bleiglätte).

Es schmilzt bei 950°; bei höheren Temperaturen beginnt es zu verdampfen. Beim schnellen Erkalten der geschmolzenen Masse entsteht die gelbe Frisch- oder Silberglätte, beim langsamen Erkalten die rote, Kauf- oder Goldglätte. Unter schwarzer Glätte versteht man die in den Abstrich noch übergehende unreine Glätte vom Anfange der Glätteperiode beim Abtreiben. In Wasser löst sich eine geringe Menge Bleioxyd unter Bildung eines stark basisch wirkenden Hydrates. Leichter löst es sich in vielen Säuren, besonders in Salpetersäure und organischen Säuren (Essigsäure u.a.), ferner in Aetzkalilauge. Es zerlegt auch Salze unter Abscheidung der Basis (Verseifung von Fetten). Den Hydraten der Alkalimetalle gegenüber kommt der saure Charakter dieses und andrer Bleioxyde (s. Bleisuperoxyd) zum Vorschein. Es löst sich leicht in Kali- und Natronlauge unter Bildung salzähnlicher Verbindungen. Auch im geschmolzenen Zustande kann es basisch und sauer wirken, indem es sich sowohl mit Oxyden der Nichtmetalle, wie Siliciumdioxyd (s. Glas), als auch mit Metalloxyden vereinigt. Reduktionsmittel scheiden das Blei sehr leicht aus dem Oxyd ab; die Bildungswärme des letzteren ist ja auch eine sehr geringe (60,3 W.E.). Besonders beachtenswert für die Elektrotechnik (s. Akkumulatoren für Elektrizität) ist neben seiner Fähigkeit, im festen und flüssigen Zustand den elektrischen Strom zu leiten, seine leichte Reduzierbarkeit zu Blei und Oxydierbarkeit zu Bleisuperoxyd im festen Zustande bei gewöhnlicher Temperatur. Sehr reines Bleioxyd erhält man durch Erhitzen einiger Bleisalze, z.B. des reinen Bleikarbonates (Bleiweißes). Den Vorgang veranschaulicht folgende Formel: PbCO3 = PbO + CO2. Ferner aus dem Bleinitrat nach folgender Gleichung: 2Pb(NO3)2 = 2PbO + 4NO2 + O2. Die gewöhnlichere Methode, oxydierendes Schmelzen von Blei, liefert übrigens auch ein für fast alle technischen Zwecke hinreichend reines Produkt, wenn dasselbe behufs Entfernung eingeschmolzener und anhaftender Bleiteile einem mechanischen Aufbereitungsprozesse (Mahlen, Sieben, nötigenfalls unter Zuhilfenahme von Wasser) unterzogen wird. Dieses oxydierende Schmelzen wird entweder so ausgeführt, daß das entstehende Oxyd nicht schmilzt, also in pulverigem Zustande aus dem Schmelzofen entfernt wird, oder so, daß es schmilzt und fortwährend aus dem Ofen abläuft. Das letztere Verfahren liefert die eigentliche Bleiglätte; es ist als Treibprozeß mit dem Treibofen eingehend unter Silber beschrieben. – Im Handel unterscheidet man englische Glätte, die aus reinem Blei dargestellt, lävigiert und gemahlen ist, und deutsche Glätte für technische Zwecke. Erstere wird in der Pharmazie zur Herstellung von Pflastern und des Bleiessigs benutzt. Das [73] Bleioxyd findet in der Glas- und Tonwarenindustrie Anwendung, ferner zur Darstellung von Kitten und Pflastern (erhärtende Salze des Bleies mit organischen Säuren), zur Darstellung von Sikkativen für Oelfarben und von schnell trocknenden (erhärtenden) Firnissen, zur Herstellung der negativen Platten der Elektrizitätsakkumulatoren und schließlich zur Fabrikation fast aller übrigen Bleiverbindungen. Bezugsquellen und Literaturangaben s. Blei.

Bujard.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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