Maschinen

Maschinen

Maschinen, statistische, dienen dazu, aus den Zählkarten statistischer Erhebungen die gewünschten Endergebnisse schnell und bequem festzustellen.

Um für die Behandlung in der Maschine geeignet zu sein, müssen die Zählkarten oder Zähllisten eine besondere Beschaffenheit haben. Alle bisher bekannten Verfahren bedienen sich gelochter Karten, d.h. in denjenigen Feldern der Karte, die sonst die schriftliche Antwort auf die gestellte Frage tragen würden, befindet sich je eine Durchlochung. Lauten die Fragen etwa »männlich?«, »weiblich?« und ist letzteres zutreffend, so erhält das Feld »weiblich« ein Loch. Je nach den verschiedenen Einzelfällen entliehen dadurch also Karten mit verschieden oder gleichmäßig gruppierten Löchern. Zur Benutzung für die Maschine werden auf Grund[310] der Originalzählkarten mit Hilfe von Stanzvorrichtungen besondere Karten hergestellt. Diese Karten werden, eine nach der andern, in die Maschine eingelegt, entweder von Hand oder durch selbsttätige Einlegevorrichtungen. In der Maschine stellen die Löcher der Karte auf elektrischem oder pneumatischem Wege Verbindungen mit einer Reihe von Zählwerken her, infolge welcher Verbindung jedesmal die jeweils in Frage kommenden Zählwerke um eine Einheit weiterrücken. Nachstehende Figur stellt den Hauptbestandteil der von Hollerith erfundenen elektrischen Maschine dar. Er besteht aus einer Art Hebelpresse, in deren Grundplatte P sich eine Anzahl Quecksilbernäpfchen q befinden und deren Oberteil R federnd bewegliche Kontaktstifte n trägt. Wird nun auf die Grundplatte P, die aus Hartgummi nichtleitend hergestellt und mit Vorsprüngen v versehen ist, welche die richtige Lage der Karte bestimmen, eine gelochte Zählkarte gelegt und der Hebelgriff niedergedrückt, so durchdringen diejenigen Kontaktstifte, die auf ein Loch treffen, die Karte und tauchen in das Quecksilber ein, während die andern, auf volles Papier stoßenden zurückweichen. Jeder eintauchende Stift schließt den Stromkreis eines elektromagnetisch bewegten Zählwerks, das einerseits mit dem Stift, anderseits mit dem Quecksilbernäpfchen in leitender Verbindung steht. Es ist klar, daß auf diese Weise durch einen einzigen Hebeldruck eine beliebige Anzahl Zählwerke in Bewegung gesetzt werden kann. – Ganz ähnlich beschaffen sind auch die statistischen Maschinen mit pneumatischem Betrieb. Der Oberteil R der Presse bildet hier einen Kalten, dem Preßluft zugeführt wird und der statt der Stifte Löcher im Boden hat, aus denen die Preßluft durch die Löcher der eingelegten Karte in Rohrleitungen strömt, die da angeschlossen sind, wo sich bei der elektrischen Maschine die Quecksilbernäpfchen befinden. Am andern Ende der Rohre sind die ebenfalls pneumatisch bewegten Zählwerke angebracht.

Die Hollerithsche Maschine besitzt für ihre besonderen Zwecke eine große Anzahl zum Teil verwickelter Nebeneinrichtungen, deren nähere Beschreibung die unten angeführten Quellen geben. Besondere Schaltungen lassen beliebige statistische Kombinationen vornehmen. Man kann also beispielsweise zählen lassen, wieviel von der Gesamtsumme der gezählten verheirateten Männer Ausländer sind, u. dergl. Ferner ist die Maschine ausgerüstet mit Sortiervorrichtungen für Karten bestimmten Inhaltes, mit elektrischen Addiervorrichtungen für Summierungen, mit Vorrichtungen, die das Versagen der Maschine melden, mit Kontrollzählwerken für die Lochungen der Karten. – Abgesehen von der Hollerithschen Maschine scheinen andre Formen von statistischen Maschinen Eingang in die Praxis bisher nicht gefunden zu haben. Die Hollerithsche Maschine, deren Preis auf etwa 20000 ℳ. angegeben wird, steht seit 1890 bei den Volkszählungen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika im Gebrauch. Sie vermag, wenn sie mit selbsttätiger Einlegevorrichtung versehen ist, etwa 30000 bis 60000 Zählkarten täglich zu verarbeiten.


Literatur: Electrical Engineer 1891, S. 521–530; Annales télégraphiques 1892, Bd. 19, S. 338 ff.; Polytechnisches Zentralblatt 1896, Bd. 57, S. 121 ff.; Electrical World 1901, Bd. 38, S. 1065 ff.; in der neuen Gruppeneinteilung der deutschen Patentschriften bilden die statistischen Maschinen die Gruppe 41 der Klasse 43 a.

Fickentscher.

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http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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