Mauerkreis

Mauerkreis

Mauerkreis und Mauerquadrant sind beides in früherer Zeit vielfach zur Messung der Meridianzenitdistanzen benutzte, seit aufgehellte Instrumente, welche sich nur insofern voneinander unterscheiden, als das erstere einen vollen Kreis, das zweite aber nur den vierten Teil eines solchen für die Aufnahme der Gradteilung verwendet.

Bei nahezu gleichen Gesamtdimensionen der Instrumente kann also der Radius der Teilung für den Quadranten ganz erheblich größer genommen werden als bei dem Mauerkreis. Doch bietet dafür der Kreis wieder andre Vorteile (Elimination der Exzentrizität u.s.w.). Beide Arten von Instrumenten wurden Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts als Hauptinstrumente auf den größeren Sternwarten benutzt. Für die Messung von Zenitdistanzen waren sie auch ganz geeignet, nicht aber zur gleichzeitigen Bestimmung der genauen Durchgangszeiten wegen ihrer ungünstigen Achsenanordnung (die Achsen wenigstens bei den Quadranten sehr kurz und in beiden Fällen einseitig belastet, obgleich in manchen Fällen äquilibriert). Es war daher, um beide Koordinaten der Gestirne zu bestimmen, noch nötig, ein sogenanntes Durchgangsinstrument daneben zu benutzen, wie es z.B. Bradley bei seinen fundamentalen Bestimmungen an der Sternwarte (1760–1770) in Greenwich getan hat. Einen der bekanntesten Mauerkreise zeigt die Fig. 1. Es ist derjenige, mit welchem lange Jahre die Deklinationsbeobachtungen in Washington ausgeführt wurden. – Fig. 2 zeigt den großen Quadranten (6 engl. Fuß Radius) von Bird, welchen Tobias Mayer auf der Göttinger Sternwarte zur Bestimmung der Deklinationen der Gestirne benutzte. Diese Quadranten haben meist eine Teilung[341] von 90° und eine solche von 96° auf den rechten Winkel. Näheres hierüber ist bei Teilmaschinen zu finden. – Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts hat man diese Art der Instrumente ganz verlassen und in der Form der Meridiankreise den Mauerkreis oder den Quadranten mit dem Durchgangsinstrument (s.d.) verbunden. Erst in neuester Zeit ist man für bestimmte Zwecke wieder zu einer Teilung der Funktionen der Instrumente zurückgekehrt; vgl. a. Meridiankreis.


Literatur: Description of the Mural Circle of the Armagh Observatory, Mem. of the Royal Astr. Soc, Bd. 9; Die Beschreibungen der Instrumente der Greenwicher und der Washingtoner Sternwarte in Greenw Observations 1812–1820 bezw. Washingt. Observations, 1845; weitere Daten über Konstruktion und Gebrauch der Instrumente finden sich in Ambronn, Astronom. Instrumentenkunde, Berlin 1898, Bd 2, S. 866 ff.

Ambronn.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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