- Bogenanlegeapparate [2]
Bogenanlegeapparate zur völlig automatischen, Handarbeit also ganz entbehrlich machenden Zuführung der einzelnen Papierbogen zum Preßkörper an Druckmaschinen stehen nun sehr vielfach im Gebrauche; dieselben müssen folgenden Anforderungen entsprechen:
1. Sichere Trennung nur eines (des obersten) Bogens vom Papierstapel; 2. genaue Führung des Bogens an die seine Lage beim Drucke bestimmenden Anlegemarken; 3. verläßliche automatische Stillsetzung der Schnellpresse beim völligen Ausbleiben oder auch bei schiefem Anlangen eines Bogens; 4. möglichst einfache und rasche Außerbetriebsetzung des Apparates bei mitunter notwendigem Uebergang zur »Handanlage«; 5. geringer Kraftverbrauch; 6. einfache und wenige Verrichtungen bei Aenderung des Papierformates; 7. Möglichkeit des Anmontierens des Apparates an eine Schnellpresse, ohne an dieser wesentliche Adaptierungen vornehmen zu müssen.
Besondere Verbreitung haben die Apparate »Universal« (von Klein & Ungerer und Schelter & Giesecke in Leipzig), »Rotary« (von Schröder, Spieß & Co. in Leipzig),[92] »Königs Bogenanleger« (in Guben), dann »Dux« (von König & Bauer A.-G. in Würzburg), »Augusta« (von der Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg), »Auto« (von Fischer & Krecke in Bielefeld) gefunden, zu denen neuestens der Apparat »Primus« (von der Johannisberger Maschinenfabrik in Geisenheim a. Rh.) hinzugekommen ist. Mit Ausnahme des »Rotary« sind alle übrigen Apparate für das Verarbeiten von Papierstapeln, die in einem Stoße die einzelnen genau übereinandergebrachten Papierbogen vereinigen, eingerichtet. Der »Universal« arbeitet pneumatisch. Auf einem durch ein einstellbares Schaltwerk bei jeder Maschinentour um Bogendicke gehobenen Tische befindet sich der Papierstapel. Gegen diesen wird vorn Preßluft aus Oeffnungen der Τ-förmigen Anstoßstücke geblasen, um die obere Papierlage zu lockern. Eine schwingende, mit mehreren durch Hähne verschließbaren Saugnäpfen versehene Stange wird über den obersten Bogen gebracht und durch Erzeugung eines Vakuums der Bogen angesaugt. Nun erfolgt eine kippende Bewegung der Saugstange, um den Bogen vom Stapel sicher abzutrennen, worauf die Saugstange mit dem Bogen bis etwa zur Mitte des Anlegebrettes schwingt, wo der Bogen auf dieses herabgeblasen wird. Er fällt hier zwischen Rollenpaare, die seinen Forttransport (nach Herabkommen der zuvor gehobenen oberen Rollen) zu den Anlegemarken bewirken. Die seitliche Marke ist als Schub- und Ziehmarke ausgebildet, damit die notwendige genaue Bogenlage erreicht werden kann. Die unteren Transportrollen bestehen je aus zwei durch Isoliermaterial getrennten Hälften, die in den Kreis eines elektrischen Starkstromes geschaltet sind. Bleibt ein Bogen ganz aus oder kommt ein solcher sehr schräge, so findet an allen oder zumindest bei einem Rollenpaar durch den Kontakt mit der oberen Metallrolle Schluß des Stromkreises statt, wodurch zunächst ein Elektromagnet angeregt wird, der durch Verschiebung eines Schalters den Strom zum Elektromotor der Presse unterbricht und dagegen einen andern Stromkreis schließt. Dieser betätigt einen zweiten Elektromagneten zur Auslösung der Bremse. Der »Rotary« gehört zu den Apparaten des Streichsystems. Auf einem oberen Brette (dem Ladetisch, über den breite, nach Bedarf ruckweise Verschiebung erfahrende Gurten zum Transport des Papiers laufen) werden die Papierbogen aufgelegt, und zwar durch geeignetes Streichen schon etwas gegeneinander systematisch verschoben. Ueber eine Trommel gelangt das Papier auf ein unteres zweites Brett mit Hilfe der Gurten bis unter die beiden Streichräder, die an der Stirne viele leicht drehbare, eiförmige Röllchen aus Fiber tragen. Auf das Papier periodisch herabgepreßt, treiben die Streichräder durch Reibung die oberen Bogen nach vorne, naturgemäß am stärksten den ersten, von ihnen unmittelbar berührten Bogen. Sobald dieser genügend weit vorgetrieben ist, wird ein »Tupfer« auf den nächsten Bogen niedergepreßt, dadurch ein Mitgehen der folgenden Bogen verhindernd. Der erste Bogen wird von den Streichrädern so lange getrieben, bis er an die beiden »Gesperre« flößt, wodurch Schaltwerke betätigt werden, die die Streichräder infolge Auslösung von gespannten Sendern hochheben. Ein schräg anlaufender Bogen flößt nicht gleichzeitig an beide Gesperre, sondern nur an eines, das also auch nur ein Streichrad abstellt; dadurch wird der Bogen nur mehr in der zurückgebliebenen Hälfte weitergetrieben und so gerade gerichtet. Der Weitertransport des Bogens zu den Anlegemarken erfolgt durch Gummirollen und eine mit verschiedener Geschwindigkeit getriebene Walze, wozu ein eigenartiges Kurbelkettengetriebe vorgesehen ist. Die eventuell notwendige Stillsetzung der Maschine erfolgt beim Ausbleiben oder nicht richtigen Herabgelangen eines Bogens rein mechanisch durch ein in diesen Fällen wirksam werdendes Sperrad, das Hebelmechanismen betätigt, die die Stromunterbrechung und Bremsung herbeiführen. Beim »Dux«, ferner bei »Königs Bogenanleger« werden gleichfalls Streichräder benutzt, während beim »Augusta« Streichketten, beim »Auto« sogenannte Streichfinger in Anwendung sind. Der »Primus« arbeitet dagegen pneumatisch. Hier sowie beim »Universal« werden in neuerer Zeit statt Kolbenpumpen rotierende Luftkompressoren verwendet.
A.W. Unger.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.