Fixieren der Farben

Fixieren der Farben

Fixieren der Farben (Befestigen der Farben), gemeinsame Bezeichnung für die je nach Art der Gespinstfasern und Farbstoffe verschiedenen Mittel und Wege, deren der Färber und Drucker sich bedient, um auf loser Wolle, auf Garnen und Geweben mehr oder weniger wasch- und reibechte Farben herzustellen.

Das Befestigen oder Fixieren der adjektiven Holz- und Teerfarbstoffe, z.B. des Flavin, Alizarin, Alizarinblau u.a. auf Schaf- und Baumwolle verlangt für die Färberware zwei getrennte Operationen; erstens das Beizen oder Mordancieren mit einem Metallsalz, zweitens das Vereinigen der von der Faser in irgend einer Form aufgenommenen Metallbasis mit dem Farbstoff zu einem mehr oder weniger unlöslichen Farblack. Die Wolle nimmt die Beize (s.d.) beim Ansieden direkt aus saurem Bade auf. Die Baumwolle wird mit dem abgestumpften Mordant getränkt oder bedruckt, worauf infolge der Dissoziation des Metallsalzes (vgl. Aluminiumverbindungen) die Beteiligung eines basischen Metallsalzes auf der Faser vor sich geht und in einem heißen Neutralisationsbad zu Ende geführt wird, oder aber man setzt, wie dies meist in den Färbereien der Kattunfabriken der Fall ist, die Balis des in der Wasserhänge dissoziierten Acetats und Sulfacetats in ein unlösliches Metallsalz auf der Faser um, indem man das Gewebe breit durch die erwärmte Lösung eines kieselsauren, arsensauren oder phosphorsauren Alkalis zieht. Nach der Befestigung der Beize folgt bei der Baumwolle wie bei der Schafwolle der zweite Teil der Fixation: die Lackbildung in der heißen Flotte des adjektiven Farbstoffes. – Bei den ganz- oder halbechten Dampffarben (s.d.) werden Mordant und adjektiver Farbstoff zusammen auf[46] die Wolle oder Baumwolle aufgetragen und die Fixation der Farbe, d.h. die Vereinigung der Metallbasis mit dem Farbstoff und der Gespinstfaser im Dämpfkasten auf einmal vollzogen, wobei die Befestigung der Dampffarben durch den Zusatz von in der Hitze neutralisierenden Alkali- und Erdalkaliverbindungen mit flüchtigen Säuren gesichert wird. – Albuminfarben auf Baumwolle werden ausschließlich durch die Hitze des Dampfes, die Albuminchromätzfarben auf Küpenblau (s. Aetzfarben) durch die Einwirkung einer heißen Säurelösung fixiert. – Reinste Niederschlagsarbeit ist die Befestigung des für das Ausfärben in Chromkali bestimmten Bleioxyds auf Baumwolle, wofür Kalkhydrat, Soda- oder Glaubersalzlösung oder verdünntes Ammoniak als Fällungsmittel dienen. – Viele saure und alle basischen Anilin- und Teerfarbstoffe verhalten sich zur Wolle und Seide wie substantive Farbstoffe, sofern sie zur Befestigung auf diesen Gespinstfasern keiner metallischen Beize bedürfen. Auf Baumwolle ziehen die sauren Farbstoffe gar nicht oder nur unvollkommen und dann nur unter Vermittlung einer Metallbeize. Die basischen Anilinfarbstoffe verlangen zu ihrer Befestigung auf Baumwolle die Bildung eines Doppellacks, der sich aus Farbstoff, Antimon- oder Zinnoxyd als Metallbasis und aus Gerbsäure als einer Hilfsbeize zusammensetzt. Der Baumwollfärber befestigt zuerst mit Hilfe von zwei aufeinander folgenden Bädern die Gerbsäure als gerbsaures Antimon- oder Zinnoxyd auf der Faser, um hernach in einem dritten, heißen Bad den Farbstoff, z.B. Methylenblau, Malachitgrün u.s.w., mit dieser unlöslichen Verbindung zu einem noch unlöslicheren Doppellack zu vereinigen, in dem der Farbstoff überdies eine größere Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung des Lichts zeigt. Der Baumwolldrucker trägt zuerst den einfachen Tanninfarblack auf, fixiert ihn im Dämpfkasten und befestigt ihn ein zweitesmal im heißen Brechweinsteinbade auf der Faser. Doch gibt es auch eine kleine Zahl natürlicher und eine große Zahl künstlicher Farbstoffe aus der Reihe der Azofarbstoffe, mit denen Baumwolle direkt gefärbt werden kann. Nach welchem physikalischen oder chemischen Gesetze die direkt färbenden Farbstoffe auf Baumwolle, Wolle und Seide waschecht sich befestigen, ist immer noch eine offene Frage, die trotz mannigfacher Untersuchungen und Hypothesen bis jetzt keine allseitig befriedigende Lösung gefunden hat, wie man überhaupt zu einer vollkommen einwandfreien Theorie, die das Wesen alles Färbens (s.d.) auf vegetabilischen und animalischen Gespinstfasern, also auch der Färberei mit adjektiven Farbstoffen klarlegen würde, noch nicht gelangt ist. Die zur Baumwolle wie substantive Azofarben sich verhaltenden Benzidinfarbstoffe haben die besondere Eigenschaft, wenn sie auf die Faser aufgefärbt sind, den basischen Anilinfarbstoffen nachträglich als Beize zu dienen, während letztere sonst nur mit Hilfe von Albumin oder gerbsaurem Antimonoxyd auf der vegetabilischen Faser sich befestigen lassen. Ein Teil der auf der Baumwolle aufgefärbten Azofarbstoffe kann auch auf der Faser in einem kalten, schwach sauren Nitritbad diazotiert (s. Entwicklungsfarben) werden, worauf der entstandene Diazokörper durch Kupplung mit einem Phenol, Amin, überhaupt mit einem Entwickler, in einen neuen, unlöslichen Azofarbstoff übergeführt wird, der solider auf der Baumwolle sich befestigt als die vorgefärbte Grundfarbe. In gleicher Weise liefert auch das die Baumwolle direkt gelb färbende Primulin, auf der Faser diazotiert und mit verschiedenen Entwicklern gekuppelt, waschechte Nuancen (s. Entwicklungsfarben), und man erhält ferner durch Imprägnieren der weißen Baumwolle mit einem Amin in saurer Lösung oder mit einem Phenol in alkalischer Lösung und nachfolgendes Kuppeln mit einer diazotierten organischen Base, z.B. Anilin, einen unlöslichen Azofarbstoff auf dem Garn oder Gewebe, der durch sich selbst waschecht genug auf der Faser fixiert ist. – Endlich ist noch der Befestigungsweise zu gedenken, die auf der Oxydation gewisser Farbstoffe durch Chromkali oder ein Kupfersalz beruht, die für die Entwicklung z.B. der Cachoufarben unentbehrlich ist und in einer nach dem Dämpfen oder Färben vorgenommenen Passage durch heiße Chromkalilösung besteht. Mit demselben Recht bezeichnet man auch in der Anilinschwarzpraxis (s. Anilinschwarz) die Kupfervanad- und andre dergleichen Metallsalze als Fixiersalze, obgleich sie in das Schwarz selbst nicht eintreten, sondern nur die Oxydation des Anilins durch die Zersetzungsprodukte der Chlorsäure einleiten, unterhalten und auf diese Weise die Entwicklung und Befestigung des unlöslichen Anilinschwarz auf der Baumwolle, wenn auch indirekt, so doch in erster Linie veranlassen.

(Kielmeyer) Möhlau.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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