Gasrohrleitungen

Gasrohrleitungen

Gasrohrleitungen dienen zur Fortleitung des Gases; diejenigen, die zur Verteilung des Gases in den Straßenzügen des Beleuchtungsgebietes dienen, sind die Hauptleitungen, während die von diesen abzweigenden Zuleitungen das Gas den einzelnen Laternen und Gebäuden zuführen. Das Ganze bildet ein zusammenhängendes Rohrnetz.

Wie die Hauptleitungen zu führen und welche Weiten ihnen zu geben sind, hängt von lokalen Verhältnissen und von den den einzelnen Punkten zuzuführenden Gasmengen ab; Bedingung ist, daß das Gas den Verbrauchstellen mit möglichst konstantem Druck und mit möglichst wenig Druckverlust zugeführt wird. Da der Druckverlust proportional der Leitungslänge und umgekehrt proportional der fünften Potenz des Rohrdurchmessers ist, so ist es notwendig, wenn entfernt liegende Orte an eine Gasanstalt angeschlossen werden sollen und damit diese Fernversorgung mit Rücksicht auf die Rentabilität durch Rohre von verhältnismäßig geringem Durchmesser bewirkt werden kann, den Anfangsdruck des Gases mittels Kompressoren auf mehrere Meter Wassersäule zu erhöhen.

Bezeichnet Q die Gasmenge in Kubikmetern, die eine Leitung von l m Länge stündlich liefern soll, h den zulässigen Druckverlust in Millimetern Wassersäule, s das spezifische Gewicht des Gases, bezogen auf Luft als Einheit, so ist der lichte Durchmesser in Millimetern:


Gasrohrleitungen

Wenn der lichte Durchmesser bekannt ist, so berechnet sich die stündliche Gasmenge: Q = 0,0022543 d2hd/sl. Steigt die Leitung z.B. um 10 m, so findet eine Druckzunahme von 8 mm statt, und es ist in diesen Formeln für den Druckverlust (h – 8) mm einzusetzen und, wenn sie fällt, (h + 8) mm. In diesen Formeln ist die Gasmenge, die unterwegs abgegeben wird, nicht berücksichtigt, weil die abzugebenden Mengen stets verschieden und klein und die Entfernungen der Abgabestellen sehr ungleich sind, daher das Resultat nicht wesentlich beeinträchtigt wird.

Die Hauptleitungen werden aus gußeisernen geraden Muffenrohren und aus Formstücken, das sind Stücke, die an den Stellen, an denen Richtungsänderungen, Kreuzungen, Abzweigungen u.s.w. stattfinden, verwendet werden, hergestellt. Diese Rohre und Formstücke werden in ihren einzelnen Abmessungen von den deutschen Rohrgießereien nach bestimmten Normalien hergestellt (s. Rohre, gußeiserne). Neuerdings werden auch Mannesmann – Muffenstahlrohre, die zum Schütze gegen Rost mit asphaltierter Jute umhüllt sind, angewendet. Die gasdichte Verbindung wird mit Teerstricken und Bleiverguß bewerkstelligt; Gummi hat sich als Muffendichtung weniger dauerhaft erwiesen und wird nur dann angewendet, wenn die Dichtung eine gewisse Beweglichkeit behalten muß wie bei Brücken, die Schwankungen ausgesetzt sind. Um das durch Kondensation der im Gase enthaltenen Wasserdämpfe sich bildende und das durch Undichtigkeiten mitunter eintretende Wasser aus den Leitungen zu entfernen, gibt man diesen etwas Gefälle nach einem am tiefsten Punkte der Strecke einzubauenden Wassertopf, auch Siphon genannt (Fig. 1).

Die Wassertöpfe sind zylindrische Gefäße mit seitlichen Muffen für den Anschluß der Rohre und durch einen aufgeschraubten Deckel gasdicht verschlossen. Auf dem Deckel ist ein schmiedeeisernes Rohr, das Saugrohr, von 20–25 mm befestigt, das bis fast auf den Boden des Topfes hinabreicht und bis nahe unter das Straßenniveau aufwärts geführt ist und in eine durch einen Pfropfen geschlossene Verschraubung endigt, auf die eine Wassertopf- oder Siphonpumpe geschraubt wird, um das im Topfe angesammelte Wasser zu entfernen. Zum Schütze der Verschraubung ist in die Straßenfläche ein Straßenkasten, d.i. ein gußeiserner Kasten mit Deckel, eingebaut. Das Gefälle der Leitung und damit die Entfernung je zweier Wassertöpfe voneinander richtet sich nach örtlichen Verhältnissen und soll pro laufenden Meter keinenfalls weniger als 6 mm betragen.

Die Tiefe der Leitungen ist so zu wählen, daß die höchsten Punkte mindestens 600 mm unter dem Straßenniveau liegen, während man mit den tiefsten Punkten selten tiefer als 1 m geht. Hat die Straße an sich Gefälle, so folgt man diesem und legt die Leitung gleichmäßig tief unter das Niveau. Bei der Ueberführung von Leitungen über Brücken legt man dieselben entweder unter das Brückenpflaster oder seitlich an die Brücke auf schmiedeeisernen Trägern und umgibt sie mit einem mit schlechten Wärmeleitern ausgefüllten Kasten. Bei langen Brücken, wo durch Temperaturdifferenzen die Leitung einer bedeutenden Längenausdehnung unterworfen ist, sind in dieselbe Stopfbüchsen einzuschalten, in denen die Rohre sich ein und aus schieben können. Ist man genötigt, Rohrleitungen durch Wasserläufe zu führen, so geschieht dies mittels sogenannter Dükerrohre, das sind Rohre aus 10–15 mm starken Kesselblechen, die in das Bett des Wasserlaufes versenkt werden. An jedem Ende befindet sich ein Wassertopf, von dem aus, je nach Beschaffenheit der Ufer, vertikal oder geneigt Rohre aufsteigen, an die sich die Straßenleitungen anschließen. Auf dem Grunde des Wasserlaufes wird eine Rinne ausgebaggert, in die man den Düker versenkt, den man bei starken Strömungen durch eingerammte Pfähle gegen Verschiebung aus seiner Lage schützt. Zum Schütze gegen Befriedigung durch das Auswerfen von Schiffsankern muß der Düker 1 m tief in das Flußbett versenkt werden. – Für die Zuleitungen werden schmiedeeiserne Rohre verwendet, die man, wenn deren Durchmesser nicht größer ist als ein Viertel desjenigen des Hauptrohres, in dieses einschraubt. Für den Anschluß größerer Zuleitungen setzt man entweder einen Abzweig in das Hauptrohr oder setzt auf dieses eine Anbohrschelle, auch Ueberwurf genannt.

[305] Die Anbohrschelle (Fig. 2) besteht aus einer Muffe mit angegossenem Bügel, der sich auf das Rohr setzt und mit einem die andre Rohrhälfte umfassenden schmiedeeisernen Bügel fest zusammengeschraubt wird. Die Dichtung auf das Hauptrohr wird durch eine Lederscheibe oder durch einen mit Hanf umwickelten und mit Mennige getränkten Pappring hergestellt. Sobald die Anbohrschelle befestigt ist, wird durch die Muffe hindurch das Loch in das Hauptrohr eingebohrt. Bohrt man erst das Loch und legt dann die Schelle um das Rohr, so kommt es leicht vor, daß Muffe und Loch nicht genau konzentrisch zueinander sitzen. In die Muffe wird das schmiedeeiserne Rohr entweder direkt mit Teerstrick und Blei eingedichtet oder man bleit ein kurzes gußeisernes Flanschettrohr ein, das an dem einen Ende eine ovale Flansche hat, an die das schmiedeeiserne Rohr mit angelöteter Flansche sich anschließt.

Mit Apparat- oder Betriebsleitungen bezeichnet man die Rohrleitungen, welche die einzelnen Apparate auf der Gasfabrik miteinander verbinden. Sie bestehen aus geraden Rohren und aus Formstücken der verschiedensten Art, die durch Flansche und durch Muffen miteinander verbunden werden.


Literatur: Schilling, N.H., Handbuch für Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl., München 1879; Schaars Kalender für Gas- und Wasserfachtechniker 1905.

G.F. Schaar.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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