Gassauger

Gassauger

Gassauger oder Exhaustoren haben den Zweck, das Gas aus der Vorlage abzusaugen und damit den Druck auf die Retorten zu vermindern, teils um die Gasverluste durch die in den Retorten entgehenden Risse zu verringern, hauptsächlich aber, um die Zersetzung des Gases an den heißen Retortenwänden zu verhüten und die Graphitbildung in den Retorten zu beschränken. Gleichzeitig drückt dieser Apparat das angesaugte Gas durch die folgenden Apparate und hat dabei den Druck des Gasbehälters zuzüglich der durch die verschiedenen Apparate verursachten Druckerhöhungen zu überwinden.

Broadmeadow nahm 1825 ein Patent, das von einem Blasebalg, einer Luftpumpe u. dergl. spricht, zum Ansaugen von Gas und ließ sich 1825 einen Glockenexhaustor patentieren, bestehend aus zwei an einem Wagebalken hängenden Glocken, die in mit Wasser gefüllten Gefäßen abwechselnd steigen und fallen. Blochmann wendete 1827 einen nassen Reiniger an, der gleichzeitig als Gassauger wirkte. Den eigentlichen obengenannten Zweck des Gassaugers erkannte zuerst Grafton, der in seinem Patent vom 4. September 1841 darauf hinwies und einen Gasmesser benutzte, dessen Trommel durch mechanische Kraft gedreht wurde. Später wurden Kolbenexhaustoren konstruiert, die doppeltwirkenden Sang- und Druckpumpen glichen. 1831 nahm Beale in Greenwich ein Patent auf den ersten rotierenden Gassauger, den er später immer mehr verbesserte; Jones benutzte 1847 einen nach dem Prinzip der Rotationspumpen und Rootschen Gebläse konstruierten Gassauger.

Der Bealesche Gassauger (Fig. 1 und 2), der eine große Verbreitung gefunden hat, besteht aus einem zylindrischen Gehäuse a, in dem exzentrisch ein Zylinder, dessen Achse außerhalb gelagert ist, sich befindet, der den tiefsten Punkt des Gehäuses berührt; dieser Zylinder enthält zwei verschiebbare Platten c, die das Gehäuse der Länge nach in zwei Kammern teilen und an ihren Endpunkten durch Backen d in kreisförmigen Nuten der beiderseitigen Gehäusedeckel geführt werden. Bei der Drehung des Zylinders b werden die Platten sich abwechselnd in dem Zylinder ein- und ausschieben, Und damit wird auf der einen Seite derselben sich der Gehäuseraum vergrößern und Gas anfangen, auf der andern sich verkleinern und das in diesem enthaltene Gas ausstoßen.

Bei der wechselnden Größe von Sang- und Druckraum entstehen Druckschwankungen, ein Uebelstand, der bei dem seit 1881 von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. gebauten dreiflügeligen Gassauger (Fig. 3) wesentlich vermindert ist. Bei diesem drehen sich um eine feste Achse drei gasdicht an die Gehäusewand sich anschließende Flügel a, die durch einen Zylinder b, dessen Achse außerhalb des Gehäuses exzentrisch zu diesem gelagert ist, ihre Bewegung erhalten. – Bei diesen rotierenden Gassaugern erfolgt die Kraftübertragung entweder durch Riemen, und zwar, um den Schwankungen der Gasproduktion in den verschiedenen Jahreszeiten durch Aenderung der Umdrehungszahl folgen zu können, auf Stufenscheiben, oder man kuppelt dieselben direkt mit einer Dampfmaschine.

Gareis konstruierte 1880 einen Kolbensauger, bei dem in einem vertikalen Zylinder ein hohler, durch eine Scheidewand in zwei Kammern geteilter Kolben auf und nieder geht und sich gleichzeitig um 90° dreht; diese doppelte Bewegung erhält der Kolben durch zwei konische, in entgegengesetzten Richtungen sich drehende Räder, mit denen der Kreuzkopf der Kolbenstange durch Kugellager verbunden ist.

[306] Bei dem zuerst 1874 angewendeten Körtingschen Dampfstrahlexhaustor strömt Dampf aus einer konischen Düse, deren Eintrittsquerschnitt durch eine konische Nadel verstellbar ist, in eine Reihe hintereinander angeordneter Düsen mit allmählich wachsenden Querschnitten, saugt dabei das Gas an und erteilt ihm seine Ausströmungsgeschwindigkeit. Derselbe findet keine Anwendung mehr, weil er Anlaß gibt zu starken Naphthalinausscheidungen.

Da die Gasproduktion fortwährenden Schwankungen unterworfen ist, bedarf die Saugwirkung des Gassaugers einer Regelung, um in der Vorlage einen Unterdruck und damit ein Ansaugen von Luft zu vermeiden. Diese Regelung kann auf zwei Weisen bewirkt werden, und zwar einmal durch Regelung des Ganges des Motors, was selbsttätig durch den Hahnschen Regler (s.d.) erreicht wird, oder durch Regelung des Druckes im Saugrohr, indem man, sobald hier der Druck unter ein bestimmtes Maß sinkt, aus dem Druckrohr durch einen Umlaufregler (s.d.) Gas in das Saugrohr zurücktreten läßt. Hat man eine Dampfmaschine als Motor, so wendet man beide Regelungsarten zweckmäßigerweise gemeinsam an, weil dadurch Dampf erspart und die beständige Anwesenheit des Wärters bei der Maschine entbehrlich wird; bei Benutzung von Gasmotoren dagegen kommt, weil eine Aenderung deren Umdrehungszahl nur in engen Grenzen zulässig ist, nur ein Umlaufregler zur Anwendung.


Literatur: Schilling, N.H., Handbuch für Steinkohlengasbeleuchtung, 3. Aufl., München 1879; Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, verschiedene Jahrgänge, u.a. 1872, S. 671, 1874, S. 421, 1880, S. 252; Uebersicht über neuere Apparate für das Gasfach von der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau-Aktiengesellschaft.

G.F. Schaar.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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