Gemäldekonservierung [2]

Gemäldekonservierung [2]

Gemäldekonservierung. – F. Rathgen [1] entfernte Ausblühungen löslicher Salze (hauptsächlich schwefelsaures Natrium) auf den mit Wasserfarben gemalten und nach dem Keimschen Verfahren mit Wasserglas überzogenen berühmten Kaulbachschen Wandgemälden der Königl. Museen in Berlin. Diese Reinigung geschah durch streifenweises Abrollen großer, ganz weicher »Levantina«-Schwämme, die in destilliertes Wasser getaucht und soweit ausgedrückt waren, daß an der Bildfläche keine Tropfen herablaufen konnten. Das Waschen wurde sofort mit frischem destilliertem Wasser wenigstens einmal wiederholt. Schimmel, der in den staubfangenden Rissen der Firnisschicht weiße Flecken bildet, oft fast das ganze Bild überdeckt und es durch sein Wachsen abblättert, entsteht durch Feuchtigkeit der Zimmerluft oder der Wand; plötzliche Abkühlungen und Abkühlung durch kältende Wandeisen verschlimmern solche Wirkung und schädigen sogar Bilder unter Glas, wenigstens durch Hervorbringung bläulicher Trübung. Auch auf der verstaubten rauhen Rückseite des Gemäldes finden die Pilze günstigen Nährboden und zermürben dort die Leinwand. Beginnender Schimmel wird nach Joh. Bolle [2] zunächst weich abgebürstet, dann mit Terpentinölalkoholmischung (2/3 Terpentinöl, 1/3 Alkohol und einige Tropfen Ammoniak auf 100 ccm Mischung) mittels kreisförmig bewegten Wattebausches behutsam abgerieben, wobei dieser mehrmals erneuert wird. Tags darauf wird frisch gefirnißt. Die gleiche Behandlung gilt für bläuliche Trübung und als Vorbeugungsmittel. Zum Schutz gegen Nässe sollen nach Bolle [2] die Gemälde auch auf der Rückseite dünn gefirnißt werden. Widerraten wird hierbei Pettenkofers und Ostwalds Verwendung von Kopaivabalsam (wegen Vergilbens der Farben), außer bei sparsamem Gebrauch in Mischung mit Mastixfirnis. Mußbeck [3] hat zum Gas- und Feuchtigkeitsschutz für empfindliche Oelgemälde mit Stickstoff gefüllte, gummigedichtete Glasgehäuse, sogenannte Nitrogenkassetten empfohlen.


[250] Literatur: [1] F. Rathgen, Ueber die Reinigung der Kaulbachschen Wandgemälde im Treppenhause des neuen Museums, Museumskunde, Jahrg. 1916, S. 170. – [2] Joh. Bolle, Die Schimmelbildung auf Gemälden und deren Verhütung, Museumskunde, Bd. XIII, Jahrg. 1917, Heft 3/4, S. 157. – [3] Museumskunde, Bd. VIII, Jahrg. 1912, S. 158.

Moye.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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