- Geschoßtreibmittel [2]
Geschoßtreibmittel. Rauchloses Pulver. Die gekörnten Pulver nach Schultze für Sportzwecke dürften heute wohl wenig oder gar nicht mehr fabriziert werden, es kommen vielmehr durchgelatinierte Pulver zur Anwendung in Form von Blättchen (Rottweiler Jagdblättchenpulver), Scheibchen (Troisdorfer Jagdpulver J.P. 1911), Ringen (Troisdorfer Rg. P. 1912), Propellerform (Rottweiler Büchsenpulver P.) u.s.f. Das Troisdorfer J.P. 1911 ist so konstruiert, daß das Volumen der Ladegewichte denen der früheren Gebrauchsladungen in Schwarzpulver entspricht und daher von den Jägern selbst vermitteln Lademaßen verladen werden kann; Rottweil, Wolff & Co., Cramer & Buchholz streben jedoch an, nur noch selbstverladene Jagdpatronen in den Handel zu bringen und verwenden sämtlich die in Nürnberg von der Rh.-W.-Sprengstoff-A.-G. hergestellten vorzüglichen Jagdhülsen mit rostfreier Zündung. Im Handel befinden sich sogenannte Haslocher Pulverpreßkörper. Dieselben bestehen aus Körnern, welche zu prismatischen Körpern von ca. 1 g Gewicht gepreßt sind und der Gesamtpulverladung für die normale Schützenhülse 461/2/8,15 entsprechen. Es erscheint Zweifelhaft, ob sich diese Körper auf die Dauer bewähren werden, da dieselben verhältnismäßig spröde und zerbrechlich sind und demgemäß die Gefahr vorliegt, daß durch Abbröckeln einzelner Teile unzulässig hohe Gasspannungen auftreten können. Die Praxis muß ergeben, ob diese Befürchtungen zutreffend sind oder nicht. Was die Nitrocellulose-Nitroglyzerinpulver anlangt, so werden dieselben wie die reinen Nitrocellulosepulver aus sogenannter hochprozentiger Schießwolle von über 13% Stickstoff hergestellt, und man hat den Nitroglyzeringehalt meist auf unter 30% herabgesetzt. Als öffentliche Prüfungsstellen für Pulver kommen in Betracht die Zentralstelle für wissenschaftlich-technische Untersuchungen, Neu-Babelsberg, die Deutsche Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen, Halensee, und die Versuchsstation Neumannswalde-Neudamm. Was die chemische Prüfung rauchloser Pulver betrifft, so sei kurz erwähnt, daß die Untersuchung bei 80° C. (die sogenannte Testmethode) als nicht einwandfrei fast vollkommen verlassen ist. Es gibt allerdings noch einzelne Staaten, welche trotz der durch die modernen Erfahrungen erwiesenen Unzuverlässigkeit der Testmethode dieselbe noch mit in die Abnahmevorschriften aufnehmen. Es kann jedoch nur eine Frage der Zeit sein, daß auch hier die Testmethode endgültig fallen gelassen wird. Es geben nämlich außer nitrosen Produkten noch eine Reihe von Körpern auf Jodzinkstärke bezw. Jodkaliumstärkepapier Reaktion, wie z.B. Ozon, und ist daher die Prüfung von Zufälligkeiten abhängig. Was die Verpuffungstemperatur anlangt, so hängt diese meist von der zur Prüfung herangezogenen Korngröße und dem Gewichte ab, sie ist aber, nach bestimmten Vorschriften ausgeführt, eine sehr zuverlässige Prüfungsmethode und ist beschrieben in den Bestimmungen über die Prüfung von Sprengstoffen gemäß Anlage C, I a der Eisenbahnverkehrsordnung.
Literatur: Zeitschr. f. d. gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen, herausgegeben von Richard Escales, München.
Seyfferth.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.