Gewächshaus

Gewächshaus

Gewächshaus, Gebäude, in dem ausländische oder zur Zucht bestimmte Gewächse und Pflanzen während des Winters oder durch das ganze Jahr wartende Pflege finden. Diesem Zwecke entsprechend soll das Licht möglichst ungehemmt einfallen und ein bestimmter Wärmegrad stets gleichmäßig erhalten werden; die Lage ist daher so zu wählen, daß die Sonnenstrahlen zu jeder Zeit, auch im Winter, eintreten, die kalten Luftströme aber abgehalten werden. Die Hauptseite[460] ist deswegen tunlichst nach Süden zu richten, das Dach und die Seitenwände aus Glas zu erstellen, die Rückseite aber als Mauerwerk zu halten. Auch ist das Anlehnen an Terrassen, ebenso, um die Wärme im Innern zu erhalten, ein Tieferlegen des Bodens bis zu 1,0 munter der Erdoberfläche zu empfehlen. Als Beispiel diene der Grundriß des Botanischen Instituts der Universität Freiburg i. B. (s. die Figur).

Je nach den Kulturerfordernissen der Pflanzengattungen unterscheidet man:

1. Kalthaus von 0–7° C. für immergrüne Baumarten und Gewächse, die im Sommer im Freien stehen, die Winterkälte aber nicht ertragen, wie Orangenbäume (Orangerie), Kamelien, Azaleen und Eriken. Hierfür kann auch jeder hohe Raum zu ebener Erde mit hochgeführten Fenstern, Einfahrt und genügender Lüftung dienen.

2. Das gemäßigte Haus (7–15° C.) für Kakteen, Pelargonien und Zwiebelgewächse.

3. Das Warmhaus (30–38° C.) für tropische Gewächse, wie Palmen, Orchideen und Farne, ferner das feuchte Warmhaus für Wasserpflanzen, Viktoria u.s.w. sowie zur Vermehrung.

4. Das Treibhaus für Frühfrüchte wie Pfirsiche, Reben und Ananas.

Man teilt auch die Häuser ein in solche zur Zucht und zur Erhaltung der Pflanzen (Konservatorium).

Die innere Einrichtung ist nach Art und Größe der Pflanzen eine verschiedene, je nachdem diese seit eingepflanzt sind oder in Kübeln oder Töpfen, welch letztere auf abgestuften Holzgestellen (Stellagen) ihre Aufstellung finden. Die Grundrißform des Gewächshauses kann eine mannigfaltige sein, doch empfiehlt sich das Rechteck, weil dieses für Aufstellung und Pflege die bequemste Anordnung gestattet, außerdem für die Dachkonstruktion, Heizung und Lüftung die geringsten Schwierigkeiten bietet. Als Dachbildung kommen in Betracht: das Pultdach, das Satteldach sowie das halbe Satteldach mit geraden und gebogenen Sparren. Das tragende und stützende Element sind Holz und Eisen. Das Holz, das in feuchter Wärme keine Dauer hat, behauptet seine Wichtigkeit als schlechter Wärmeleiter, indem es das starke, tragfähige und dauerhafte, aber leicht rottende Eisen so umgibt, daß dieses, das als guter Wärmeleiter leicht zu Tropfwasser und Pflanzenbeschädigung Veranlassung gibt, vor der Einwirkung der äußeren Temperatur möglichst geschützt wird. Durch das Zusammenwirken beider Stoffe läßt sich bei kleinsten Abmessungen der tragenden Teile ein tunlichst starker Lichteinfall bewirken. Der letztere ist außerdem abhängig von der Dachneigung, die zwischen 25 bis 40° gewählt wird [1], Die Verglasung ist eine einfache oder doppelte; letztere ist zur Erhaltung der Innentemperatur von Wert; bei einfacher Verglasung dienen zum Schutz gegen Kälte Deckläden von einfacher oder doppelter Brettbreite. Das Glas muß ziemlich stark, die Scheiben aber dürfen nicht zu groß sein. Zur Abhaltung der Sonnenstrahlen dienen Schattendecken, bestehend in Tüchern, Matten, Lattenrahmen, auch Rolladen, die von dem First herabgelassen werden. Die Heizungseinrichtung für kleine Gebäude kann in Tonöfen oder Tonkanälen von rundem oder viereckigem Querschnitt bestehen. Der Heizkörper ist außerhalb in einem Vorraum oder an der Rückseite in einem kellerartigen Anbau anzubringen, um die schädliche Einwirkung des Rauches auf die Pflanzen zu verhüten. Bei größeren Warmhäusern sind Wasser- und Dampfheizungen einzurichten, deren Rohrleitungen entweder unter dem Boden oder an den Wänden geführt sind. Rasche Wärmeentwicklung und leichte Beherrschung sowie Gleichmäßigkeit der Wärmeabgabe ist von Wichtigkeit. Die Zuführung frischer, aber vorgewärmter Luft muß bei Anordnung der Lüftungsöffnungen angestrebt werden.


Literatur: [1] Baukunde des Architekten, Berlin 1884, Gewächshäuser, Bd. 2, S. 883 ff. – [2] Wanderley, G., Ländliche Wirtschaftsgebäude, Leipzig 1877–82. – [3] Zeitschrift für Bauwesen, Berlin 1867. – [4] Zentralblatt der Bauverwaltung, Berlin 1883, S. 133. – [5] Berlin und seine Bauten, 1. Teil, S. 165. – [6] Alphand, A., Les Promenades de Paris, 1867–75. – [7] Daly, C., Revue generale de l'architecture et des travaux publics, Paris, Bd. 8, S. 254. – [8] Deutsche Bauztg., Berlin 1873, 1881. – [9] Bouché, Bau u. Einrichtung d. Gewächshäuser, Bonn 1886.

Weinbrenner.

Grundriß des Botanischen Gartens der Universität Freiburg i.B.
Grundriß des Botanischen Gartens der Universität Freiburg i.B.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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