Mittengelenkbalken

Mittengelenkbalken

Mittengelenkbalken. Die schiefen Füllungsglieder von Fachwerkträgern (s.d.) sind mitunter unerwünscht, z.B. wegen Störung der Aussicht oder des Querverkehrs bei untenliegender Fahrbahn. Sie lassen sich unter anderm dadurch vermeiden, daß ein horizontaler Träger mit einem selten und einem horizontal frei verschiebbaren Gelenkauflager durch Vertikalen an einem Bogen aufgehängt wird (vgl. Bogensehnenträger Bd. 2, S. 176). Der Horizontalschub des Bogens (Bd. 2, S. 141, 155) wird hierbei durch den Sehnenträger aufgenommen, so daß wie bei Balken (Bd. 1, S. 503, 518, 526) die Widerlager nur vertikale Drücke auszuhalten haben. Gegenüber gewöhnlichen Balkenfachwerken (s.d.) einfachen Systems kommt für solche Bogensehnenträger in Betracht, daß bei ersteren für größere Spannweiten die Vertikalen in verhältnismäßig große Abstände gelangen. Die erwähnten Bogensehnenträger sind aber selbst dann statisch unbestimmt und also nur mit Hilfe der Elastizitätslehre zu berechnen (s. Fachwerke, statisch unbestimmte, Träger, zusammengesetzte), wenn die Bogenabschnitte zwischen je zwei benachbarten Vertikalen als gelenkartig verbunden gelten (wie Fachwerkstäbe, Bd. 3, S. 533) und für den Horizontalträger einfaches Fachwerksystem gewählt wird. Um in diesem Falle einen statisch bestimmten Träger zu erhalten, hat man vorgeschlagen, in der Mitte des Sehnenträgers ein Gelenk einzuschalten (Fig. 1). Das entstehende Balkenfachwerk wurde Mittengelenkbalken genannt [2]. Anstatt des gedrückten Sprengbogens (Fig. 1) kann natürlich auch ein gezogener Hängebögen Verwendung finden (Fig. 2).

Gibt man mit Landsberg ([4], D.R.P. Nr. 53297) den Stäben des Bogens und der benachbarten Gurtung jedes Feldes Richtungen, welche sich auf der Vertikallinie durch das nächstliegende Auflager schneiden (Fig. 3), so haben die Lasten auf der ersten bezw. auf der zweiten Trägerhälfte keinen Einfluß auf die Beanspruchungen der Füllungsglieder und der Stäbe der andern Gurtung auf der zweiten bezw. auf der ersten Trägerhälfte. Die Trägerhöhe an den Enden braucht nicht bis auf Null herabzugehen (Fig. 4). Ist bei diesem Träger der Bogen einer [449] Parabel mit vertikaler Achse durch die Mitte eingeschrieben, so wird auch die benachbarte Gurtung auf jeder Trägerhälfte parabolisch [4], S. 277, Wird das Verhältnis der Höhe zur Spannweite größer als bei gewöhnlichem Balkenfachwerk gewählt, so läßt sich nach Landsberg auch Materialersparnis erzielen [4], S. 279.


Literatur: [1] Langer, Festigkeitstheorie der Brückenträger nach Langers System, Technische Blätter 1871, S. 34, 165 u Taf. 3, Fig. 1 u. 2. – [2] Landsberg, Ueber Mittengelenkbalken, Zeitschr. des Arch.- u. Ing.-Ver. zu Hannover 1889, S. 629, – [3] Engesser, Ueber Mittengelenkbalken, Ebend. 1890, S. 406. – [4] Landsberg, Ueber eine besondere Art von Mittengelenkbalken, Deutsche Bauztg. 1891, S. 277. – [5] Müller-Breslau, Ueber Langersche Brückenträger, Centralbl. d. Bauverwalt. 1891, S. 349, 427, 435, 464. – [6] Mayer, Ueber Mittengelenkbalken, Deutsche Bauztg. 1892, S. 343, – [8] Müller-Breslau, Die graphische Statik der Baukonstruktionen, I, Leipzig 1901, S. 422, – [8] Mehrtens, Vorlesungen über Statik der Baukonstruktionen und Festigkeitslehre, II, Leipzig 1904, S. 99, 130.

Weyrauch.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3, Fig. 4.
Fig. 3, Fig. 4.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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