- Mühlen
Mühlen. Unter der Gruppe Zerkleinerungsmaschinen für die Aufbereitung, die mit dem Namen Mühlen bezeichnet werden, finden sich außerordentlich verschiedenartige Einrichtungen, deren Einteilung am übersichtlichsten wird, wenn man die vorwiegende mechanische Wirkungsweise, durch welche die Zerkleinerung bewirkt wird, zugrunde legt. Die Zerkleinerung auf Mühlen, das Mahlen, ist die älteste maschinelle Zerkleinerungsmethode; die Mühlen wurden jedoch seit dem 16. Jahrhundert durch die Pochwerke in vielen Bergrevieren verdrängt und haben sich erst im Laufe der letzten Jahrhunderte durch Vervollkommnung der Bauart neben Pochwerk, Walzwerk und Steinbrecher ein bedeutendes Gebiet in der Zerkleinerungsarbeit zurückerobert. Unter Erzmühlen verlieht man, ganz abgesehen von der Bauart, Mühlen für hartes Material, unter Kohlenmühlen solche, die weiches Material grob zerkleinern. Von der großen Zahl der Mühlen können hier nur einige der in Europa üblichsten als Beispiele angeführt werden.
Vorwiegend Zerkleinerung durch Zerreiben findet auf den Mahlgängen statt; sie sind für Zwecke der Erzaufbereitung ähnlich eingerichtet wie die Mahlgänge für das Mahlen des Getreides, doch werden Mineralien sehr häufig naß vermählen (s. Mahlgang). Im spanischen Amerika sind noch vielfach Erzmühlen gebräuchlich (Arrastra genannt), deren Tisch aus großen Gesteinsblöcken gebildet wird; als Läufer dienen zwei schwere Steine, die von den wagerechten Armen einer senkrechten Welle an Ketten über den Tisch geschleift werden.
Die Rollquetschen (Kollergänge) wirken zerdrückend auf das Gut durch das Gewicht der darüber hinweglaufenden schweren Läufer. Fig. 1 zeigt einen Kollergang mit oberem Antrieb, Bauart Fried. Krupp, Grusonwerk. Auf einem Tische, der mit Mahlplatten aus Hartguß belegt ist, werden von einer stehenden Welle zwei zylindrische Läufer, mit auswechselbaren Hartgußmahlringen versehen, im Kreise herumgeführt und zerdrücken das aufgegebene Material. Rührer bringen das seitlich ausweichende Gut immer wieder in die Bahn der Läufer. Beim Trockenmahlen wird das eingetragene Gut mittels Schaufel vom Tische entfernt und durch ein Sieb geworfen, worauf die Grobe wieder auf den Kollergang kommt. Uebrigens müssen die Läufer mit der stehenden Welle derart verbunden sein, daß sie sich, je nachdem viel oder wenig Material auf dem Tische liegt, etwas heben und senken können. Zylindrische Steine haben das Bestreben, sich in gerader Linie fortzubewegen; sie im Kreise herumzuführen, erfordert wesentlich mehr Kraft, als bei abgestumpften Kegeln nötig ist, die, einmal in Bewegung gesetzt, auf der Kreisbahn bleiben; es tritt auch bei kegelförmigen Läufern die rein zerdrückende Wirkungsweise noch besser hervor. Ein interessanter Kollergang mit drei kegelförmigen Läufern und[524] flach kegelförmigem Tische ist die Schranzmühle [1]; sie dient namentlich zum Naßmahlen von Zwischenprodukten der Setzarbeit. Der Tisch dreht sich unter den Läufern, deren Achsen in einem Gestell elastisch verlagert sind.
Die Huntington-Mühle ist ein Kollergang, der gleichzeitig als Amalgamator für Freigold führende Erze dient (vgl. [2]); sie gehört zu den Pendelmühlen. Der Tisch bildet eine flache Schale, in der sich ein Quecksilberbad befindet; auf den Tisch ist ein senkrechter Mahlkranz aufgesetzt, über dem ein Sieb anschließt. An einem Armkreuz, das von einer stehenden Welle getragen wird, sind vier Läufer an angenähert senkrechten Achsen so aufgehängt, daß sie bei Drehung der Hauptachse durch die Schwungkraft nach außen gedrückt werden und am Mahlkranze des Tisches entlang rollen. Das Erz, das mit Wasser eingetragen wird, gelangt ebenfalls durch die Fliehkraft zwischen die mahlenden Flächen, das sein zerkleinerte Gut verläßt nach erstmaliger Entgoldung die Mühle durch das obenerwähnte Sieb und wird auf andern Apparaten weiterbehandelt.
Kugelmühlen sind Rollquetschen, deren Läufer Kugeln sind. Unter den vielen Bauarten haben sich die Patentkugelmühlen von Fried. Krupp, Grusonwerk (Fig. 2), mit stetiger Aus- und Eintragung besonders gut eingeführt, da sie bei hoher Leistung ein sehr gleichmäßiges Mahlerzeugnis liefern. Die Kugelmühle besteht aus einer Harken, wagerecht verlagerten Welle w, auf der die Mahltrommel sitzt; diese wird gebildet aus zwei Kopfwänden t, t1 deren Innenseiten mit Hartgußplatten gepanzert sind; t ist durch die Einlaufnabe k, t1 durch die Nabe z mit der Hauptwelle verbunden. Der Mantel der Trommel besteht aus eigenartig gebogenen durchlochten Mahlplatten a, die von einem groben Siebe c und einem seinen Siebe d umgeben sind. Im Innern der Mahltrommel befindet sich eine größere Anzahl Stahlkugeln, die bei der Umdrehung der Mühle das Mahlgut zerkleinern. Die Mahltrommel wird allseitig von dem auf der Fundamentmauer ruhenden Blechgehäuse s umgeben, das unten in den Austrag e zusammengezogen ist. Das fertige Mehl gelangt durch die Löcher der Mahlplatten und die Siebe am Trommelumfang zum Austrag; dagegen werden durch die eigentümliche, etwas nach innen gebogene Stellung der Mahlplatten und durch Schlitze des groben Siebes die gröberen Körner[525] wieder den Mahlkugeln zugeführt. An der Einlaufnabe k ist eine Förderschnecke eingebaut, die den gleichförmigen Eintrag des Mahlgutes besorgt. Das Vermählen kann trocken oder naß erfolgen, die Abnutzung der Mahlplatten und der Kugeln ist durch sehr widerstandsfähiges Material auf ein geringes Maß beschränkt, sämtliche Teile können leicht ausgewechselt werden Mahlergebnisse der mannigfachsten Art enthält die Preisliste des Grusonwerkes.
Vorwiegend zur Zerkleinerung weicherer Materialien werden die folgenden beiden Gruppen von Mühlen verwendet; es sind solche mit abscherender Wirkung und die Schlag- und Schleudermühlen. Fig. 3 zeigt die Schraubenmühle und die Form der als Mahlkörper benutzten Brechschnecke. Letztere ist eine Walze aus Hartguß mit etwa 5 cm vertieften Gängen. Die Stirnflächen und Seitenwände des Mühlenkastens sind mit harten Mahlplatten bekleidet, während die Walze unten von einem Roste aus Stahlgußstäben umgeben ist. Durch die Zwischenräume der letzteren fällt das Mahlgut nach der Zerkleinerung. Die Schraubenmühlen werden in der Steinkohlenaufbereitung zur Zerkleinerung der Zwischenprodukte von den Grobkornsetzmaschinen verwendet. Eine Zahl von Mühlenkonstruktionen sind unsrer Kaffeemühle nachgebildet, indem innerhalb eines mit Vorsprüngen versehenen Mantels ein mit ähnlichen Vorsprüngen versehener Mahlkörper an einer senkrechten Welle in schnelle Umdrehung versetzt wird (vgl. Fig. 1 und 2, Bd. 4, S. 574). Die Stücke des Mahlgutes gelangen zwischen die beiderseitigen Vorsprünge und werden durch Abscherung zerkleinert. Je nach der besonderen Form des Mahlkörpers werden diese Mühlen Glocken-, Kegel- oder Mörsermühlen genannt. Die Heberle-Mühle [3], auch die Exzelsior-Mühle von Friedr. Krupp, Grusonwerk (vgl. Bd. 3, S. 523), arbeiten durch Abscheren, jedoch sind die Mahlkörper zwei Scheiben, die mit Furchen oder Hervorragungen versehen sind. Die Mahlscheiben stehen sich nur am äußeren Teile nahe gegenüber, während sie nach der Mitte zurückgekrümmt sind. An der Nabe einer der Scheiben wird das Gut eingetragen und tritt am Scheibenumfange zerkleinert aus.
Bei den eigentlichen Schleudermühlen (s.d.), die nur für ganz weiches Mahlgut, z.B. Steinsalz, trockenen Ton, dienen, wird dieses auf einen an senkrechter Welle sehr schnell rotierenden Streuteller aufgetragen und dann in tangentialer Richtung gegen einen im Gehäuse eingebauten, mit Rippen versehenen Mahlring geschleudert. Durch hartes Material würden derartige Mühlen in wenigen Tagen zerstört werden, dagegen leisten sie für weiche Mineralien gute Dienste. Carrs Schleudermühle (Desintegrator, Schlagmühle) ist in Fig. 4 mit aufgeklapptem Gehäusedeckel abgebildet, die mahlenden Teile sind sogenannte Körbe aus Stahlbolzen, die an seitlichen Scheiben und Ringen, die ihrerseits auf horizontaler Welle sitzen, kreisförmig angeordnet sind. Im Desintegrator sind zwei solcher Körbe, jeder aus zwei Gruppen Stahlbolzen bestehend, ineinander gerückt; sie werden durch Riemenscheiben nach entgegengesetzten Richtungen angetrieben. An der Nabe des einen Korbes wird das Mahlgut zentral eingetragen und dann durch die Bolzen zerschlagen. Ein Desintegrator von 1 m äußerem Durchmesser macht 600 Umläufe in der Minute. Diese Mühle wird vielfach zum Zerkleinern und Mischen der Kohle für die Verkokung und Brikettierung angewendet. Hierher gehören noch die Schlagstiftmühle (Dismembrator) und die Schlagleistenmühle (Dissipator) [4]. S.a. Farbenreibmaschine, Glasurmühlen, Mehlfabrikation, Zerkleinerungsmaschinen.
Literatur: Vgl. die Werke über Aufbereitung (s.d.), außerdem die Preisliste von Fried. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau, Zerkleinerungsmaschinen. [1] Linkenbach, C., Die [526] Aufbereitung der Erze, Berlin 1887, S. 40. [2] Schulz, W., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1892, S. 7. [3] Linkenbach, a.a.O., S. 32. [4] Loewe, L., Die mechanische Aufbereitung der Kalisalze, Zeitschr. f. d. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen im preußischen Staate 1903, S. 330.
Treptow.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.