- Selbstentzündung [1]
Selbstentzündung. Sind mit der lebhaften Oxydation brennbarer Körper stets Glüh- oder Feuererscheinungen verbunden, so kann dies auch bei der langsam erfolgenden Oxydation der Fall sein. Vollzieht sich die langsame Oxydation unter sehr günstigen Bedingungen, als welche unter anderm geringe Feuchtigkeit und poröses, viele Fläche darbietendes Material und Schutz vor Ableitung und Ausstrahlung der entwickelten geringen Wärme anzusehen sind, so kann sich die dabei erzeugte Wärme allmählich derart steigern, daß eine Entzündung eintritt. Diesen Vorgang nennt man Selbstentzündung.
Selbstentzündung kommt somit ohne Wärmezufuhr von außen zustande. Wohl zu unterscheiden ist, daß chemische und physikalische Vorgänge die Selbstentzündung einleiten können. Das Feueranmachen der Naturvölker durch kräftiges Aneinanderreiben zweier Holzstücke ist z.B. ein physikalischer Vorgang, ebenso die Zündungen und Explosionen durch Reibung, Stoß und Schlag. Das Entzünden von Kohlenwasserstoffen, z.B. Benzin in chemischen Wäschereien, beruht auf einem elektrischen Vorgang. Der chemische Vorgang besteht dagegen, wenigstens in der Regel, in einer Verbindung des betreffenden Materials mit Sauerstoff, also in einer Oxydation. Solche leicht zur Entzündung neigende Körper, wenn sie in großen Massen aufgeschichtet lagern und der Einwirkung des Sauerstoffs der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, sind z.B. Kohlen, und man hat dies insbesondere bei solchen Kohlen beobachtet, welche größere Mengen sehr sein verteilten Schwefelkieses enthalten. Diese Selbstentzündung ist häufig die Ursache von Schiffsbränden und Bränden in Lagerräumen. Selbstenzündungen von öligen Tuchlappen und Maschinenputzlappen sind allbekannte Erscheinungen, auch unvollkommen getrocknetes Heu, Stroh, fettige Gespinstfasern, Torf und ähnliches Material können sich infolge einer langsamen Oxydation unter den oben ausgesprochenen Bedingungen von selbst entzünden.
Bujard.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.