Steindruckmaschinen [1]

Steindruckmaschinen [1]

Steindruckmaschinen, Pressen, die für lithographischen (s. Lithographie) und zumeist auch algraphischen (s. Aluminium, Bd. 1, S. 161) und zinkographischen (s. Zinkographie) Druck dienen.

Man unterscheidet auch hier Handpressen (s.d.) und Schnellpressen (s.d.); unter diesen Zylinderflachform- und Rotationsmaschinen. Die Steindruckhandpresse, für die Herstellung von Probeabzügen (Andrucken), Umdrucken und kleineren Auflagen unentbehrlich, besteht aus einem rahmenartigen Holzkasten (dem Steinbett oder Karren), der über einer Walze (durch die Friktion zwischen dieser mit Kurbel angetriebenen Walze und dem Bette oder mittels Gurtes, der auf einer mit einem Sternrad angetriebenen Welle aufgewickelt wird) unter einem durch einen exzentrischen Handhebel oder einen federnden Tritthebel angepreßten, mit einem Lederstreifen bekleideten Holzleiste (dem Reiber) hindurchgezogen wird. Zwecks Vermeidung des Springens der Steine werden diese mit Filztüchern oder Linoleumplatten unterlegt. Das Einwalzen der Steine mit Farbe und das Feuchten (s. Lithographie) geschieht vor jedem Abdruck mit der Hand. Auf das aufgelegte Papierblatt gelangt noch der Auflagedeckel, eine mit Unschlitt beschmierte Preßspahnpappe. Nach erfolgtem Abdruck wird der Reiber (der nur durch einen Stift in der Mitte in der Führungsleiste befestigt sein darf, damit er sich dem Steine anschmiegen kann) gelockert, worauf der Karren, durch ein Gewicht gezogen, in seine Ruhelage zurückkehrt. Die kleineren Handpressen werden ausschließlich durch Menschenkraft betrieben; dagegen muß für sehr große motorischer Antrieb empfohlen werden, weil ein Steckenbleiben während des Durchziehens einen unbrauchbaren Abdruck ergeben und zum Brechen des Steines führen kann. – Die für den Druck aller größeren Auflagen dienenden Zylinderflachformmaschinen ähneln der für Buchdruck gebrauchten einfachen Schnellpresse (s. Buchdruckmaschinen), zeigen jedoch mehr oder weniger wichtige Aenderungen. Zunächst ist das mit lederüberzogenen Walzen (Massewalzen [s. Walzenmasse] können wegen der stets feuchten Form nicht verwendet werden) ausgestattete Farbwerk als Tischfarbwerk ausgebildet und es befindet sich vor dem Druckzylinder. Hinter diesem ist das Feuchtwerk angebracht. Es besteht aus einem Wasserbehälter, aus dem eine mit Stoff bekleidete Walze das Wasser auf den ebenso bezogenen Feuchttisch abgibt, von dem Filzwalzen die Flüssigkeit in geringer Menge abnehmen und den Stein einfeuchten. Messingene Ueberreiber entfernen den Schmutz von den Feuchtwalzen. Das Steinbett (Fundament) muß wegen der verschiedenen Dicke der Steine in der Höhenrichtung verstellbar sein. Der Antrieb des Fundaments erfolgt durch Eisenbahnbewegung (s.d.), Doppelrechenbewegung, Kurbelrollenbewegung u.s.w. und wird bei den sogenannten Doppelgangschnellpressen zweimal unter dem Farbwerk weggeführt, bevor der Zylinder behufs Abdruckens abrollt. Der Druckzylinder wird durch starke Federn gespannt, um das Brechen der Steine zu vermeiden. Häufig steht eine Druckzylinderbremse in Anwendung. Bogenglätter, Punktiervorrichtungen (s. Punktieren), Anlegemarken mit Mikrometerstellschrauben u.s.w. dienen genauem Passen der Formen bei Mehrfarbendruck. Für das Bedrucken von Celluloid werden besondere, der Blechdruckmaschine (s. Blechdruck) ähnliche Pressen mit Uebertragungszylinder gebaut. Die bedruckten Papierbogen werden zumeist von Hand abgenommen; sie können aber auch automatisch von der Maschine ausgeführt werden. Beim Druck von Aluminium- oder Zinkblechformen werden eiserne Spannblöcke als Unterlagen verwendet; ferner benutzt man an Stelle der ledernen Auftragwalzen mit Gummi überzogene, die zwangsweise geführt werden, damit sie nicht »rutschen«. – Hauptsächlich zum Druck von Tapeten u. dergl. ist die Steindruckrotationsmaschine (»Rotograph«) der Charlottenburger Farbwerke in Berlin gedacht, die »endloses« Papier (von einer Rolle ablaufend) zwischen einer aus gekittetem Lithographiestein bestehenden abgedrehten Formenwalze und einem mit Gummituch überzogenen Druckzylinder bedruckt. Auf die Steinwalze wird das Druckmuster mittels besonderer Maschine durch Umdruck aufgebracht und sodann geätzt. Während jeder Umdrehung rollen auf der Formenwalze zuerst Feuchtwalzen, dann Färbewalzen ab. Bei Mehrfarbendruck durchläuft der Papierstrang unmittelbar hintereinander mehrere Rotographmaschinen. – Eine sehr starke Verwendung finden heute bereits die Rotationsmaschinen für algraphischen und zinkographischen Druck. Sie sind zum Teil so konstruiert, daß die Formenplatte nur einen Teil des kontinuierlich rotierenden Formenzylinders bedeckt, während ein andrer Teil als Feuchttisch dient. Der Druckzylinder steht nach jedem Abdruck kurze Zeit zur Aufnahme des nächsten Bogens still. Andre Maschinen besitzen zwei gleichgroße, stets rotierende Zylinder und gestatten mitunter auch das Bedrucken von Rollenpapier. Ferner existieren bereits derartige algraphische und zinkographische Rotationsmaschinen für Mehrfarbendruck, der in einem Arbeitsvorgang abgewickelt wird. – Die für Buchdruck so außerordentlich wertvollen Tiegeldruckpressen können für Steindruck u. dergl. keine Benutzung finden, da bei ihnen der Abdruck der ganzen Form in einem Zeitmoment erfolgt, was bei Flachdruckformen einen ganz ungeheuren[284] Zeitaufwand erforderte. Mit dem Bau von Steindruckmaschinen befassen sich in Deutschland: Faber & Schleicher, A.-G. in Offenbach a. M.; Leipziger Schnellpressenfabrik, A.-G., vorm. Schmiers, Werner & Stein in Leipzig; Bohn & Herber in Würzburg; Schnellpressenfabrik A.-G., vorm. Albert & Co. in Frankental; Maschinenfabrik Johannisberg, Klein, Forst & Bohn Nachf. in Geisenheim a. Rh.; Karl Krause in Leipzig; Hugo Koch in Leipzig-Connewitz; Steinmesse & Stollberg, G.m.b.H. in Nürnberg u.a.

A.W. Unger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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