- Druckluftförderer [1]
Druckluftförderer (meist in Verbindung mit Saugluftförderern) pneumatische Elevatoren [1] sind sehr einfache, aber in der Regel recht teuer wirkende Hebe- und Transportmittel (Arbeitsaufwand etwa 1518 mal höher als bei Becherwerken, s. Elevatoren); dennoch durch F.C. Duckham, London, vielfach mit Erfolg eingeführt (Lizenzträger G. Luther, A.-G., Braunschweig) [2]. Saugluft wird angewendet, wenn von verschiedenen Stellen aus das Gut nach einem Orte gefördert wird (Entladung von Schiffen gleichzeitig durch mehrere Schläuche), Druckluft zur Verteilung von einem Orte nach mehreren (auch hochgelegenen) Stellen; vgl. a. Massentransport.
In einem Behälter v (Fig. 1) wird durch Kolbenluftpumpen die Luft dauernd stark verdünnt; die äußere Luft dringt durch den Mantel der in das Korn hineingehängten Saugrüssel[126] (Fig. 2) und reißt die Frucht durch das Kernrohr mit nach v, wo sie in den Trichterboden und von hier in eine Luftschleuse (Pendelkasten, Zwillingswieger, Fig. 3) fällt. Letztere besteht im wesentlichen aus zwei Gefäßen R (R1), die abwechselnd unter die Oeffnung von v gebracht werden, indem sie um eine wagerechte, seitlich gelagerte Achse T schwingen Wenn das mit v in Verbindung stehende Gefäß sich gefüllt hat, überwiegt es in einem bestimmten Augenblick das Gewicht der andern nun entleerten Kammer (der Schwerpunkt des Systems ändert sich fortwährend) und fällt nach der entgegengesetzten Seite, wodurch das andre leere Gefäß in die Füllstellung gelangt. Das volle Gefäß, jetzt ohne Verbindung mit v, öffnet sich nun infolge der oben einströmenden atmosphärischen Luft, so daß das Getreide durch eine Klappe S (S1) am Boden des Gefäßes in eine. Kammer O (Fig. 1) fällt, aus der sie vermöge der Druckluftzuführung durch d in Röhren r hinausgedrückt wird (1,2 m Wassersäule Unterdruck in v sind mit 2 m Druck in O vereinbar). Oft wird nur Saugluft (allein) verwendet; dann größter wagerechter Förderweg 200 m (Gurtförderer [s.d.] dafür mehr zu empfehlen), größte Förderhöhe rund 22 m. Ein schwimmender, 140 Tonnenstunden leistender Getreideelevator, der das Korn 18 m hoch saugt und aus der Vakuumkammer durch eignes Gewicht weiterbefördert, hat eine 450 pferdige Dampfmaschine und vier Luftpumpenzylinder von je 0,9 m Durchmesser und 1,2 m Hub. Sehr gute Reinigung und Durchlüftung des Getreides ist mit der Saugförderung verbunden (allerdings Gewichtsverlust); gesunde Entladung mit sehr wenig Bedienung. Pneumatische Förderanlagen von Oscar Bothner, Leipzig (Fig. 4), wurden in Berliner, Münchner und Pilsener Brauereien bereits eingerichtet.
Bezeichnet v die Luftgeschwindigkeit in Metersekunden, p den Luftdruck auf runde oder spitze Körper in Gramm pro Quadratmillimeter, so gehören zusammen [3]:
Ein Weizenkorn von 3,5 qmm Querschnitt und 0,0411 g wird also getragen von Luft mit v = 14 m; zum Heben gehören mindestens Geschwindigkeiten ≥ 20 m (Auftrieb bei 20 m: 0,0245 · 3,5 0,0411 = 0,0436 g).
Bei
Wassersäule Unterdruck bezw. Druck ist nach v. Ihering die theoretische Luftgeschwindigkeit
d.h. bei der Ausflußzahl 0,65 ist
(durch Röhren, Krümmungen u.s.w. natürlich noch bedeutend vermindert).
[127] Nach Zimmer [4] ist ein Vakuum von rund 254 mm Quecksilber nötig; dabei ist die Geschwindigkeit des Kornes im Saugrüssel 915 m/sec, so daß ein Rohr 3040 Tonnenstunden fördern würde. Da ein Vakuumbehälter in der Regel wenigstens zwei Rüssel hat, so leistet er 5060 Tonnenstunden. Dazu sind nötig rund 3 PS. für 1 t und Stunde. Andre pneumatische Getreideförderer von Blanchard s. [5] und Havilland s. [6].
Weitere Anwendungen von Sang- und Druckluftförderern: Reinigen von Eisenbahnpersonenwagen [7] u. dergl. mittels Saugluft (gesünder als mit Druckluft); Farbanstriche mittels Druckluft; Staubabscheider zur Entstaubung von Arbeitsräumen, Staubfänger für Saugluft (Nagel & Kaemp, Hamburg); ferner Späne- [8] und Staubabsaugung (Zyklone und Staubkammern), Schutz gegen Feuersgefahr (Staubexplosion) [9]; pneumatische Fundierung u.s.w. Auch die Beförderung von Briefen (Rohrpost), Bibliothekszetteln und kleinen Paketen mittels Druckluft gehört hierher.
Literatur: [1] Buhle, Ueber pneumatische Getreideförderung, Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. 1898, S. 921 ff.; ebend. 1904, S. 229 und Taf. 3; Ders., Glasers Annalen 1899, I, S. 59; Ders., Transport- und Lagerungseinrichtungen für Getreide und Kohle, Berlin 1899, S. 18 ff.; Baumgartner, Mühlenbau und Müllerei, Berlin 1902, 1,2, S. 787 ff.; Buhle, Deutsche Bauzeitung 1904, S. 548; Ders., Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes, 1904, S. 290 ff. [2] Lemmer, Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. 1901, S. 1216 ff. [3] Baumgartner, 1,1, S. 28. [4] Zimmer, Excerpt. Minutes of Proc. Inst. Civ. Eng. 1902 03. [5] Rev. ind. 1898, S. 501 ff. [6] Ebend. 1899, S. 233 ff. [7] Zentralbl. d. Bauverw. 1905, S. 68. [8] Glasers Annalen 1896, II, S. 72. [9] Buhle, Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. 1899, S. 230; 1904, S. 458.
M. Buhle.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.