- Herdarbeit
Herdarbeit ist derjenige nur bei der Verarbeitung der Erze angewendete Teil der nassen Aufbereitung (s. Aufbereitung), welcher das feinste Korn behandelt.
Dieses entsteht entweder bei der Arbeit in der Grube und wird mit dem Grubenklein (s. Erz) gefördert oder es wird bei der Aufbereitung absichtlich durch Zerkleinerung sehr sein eingesprengter (in andre Masse verteilter) Erze erzeugt. Das seine Korn gelangt mit Wasser gemischt als sogenannte Trübe zur Verarbeitung, die entweder bei der nassen Zerkleinerung gebildet oder, sofern es sich um Weiterverarbeitung von Zwischenprodukten handelt, durch Anrühren mit Wasser in besonderen Hilfsapparaten, den Gumpen oder Mehlkästen, hergestellt wird. Sind diese mit Rührwerken versehen, so heißen sie Rührgumpen; die Drehgumpe (s.a. d in Fig. 6) besteht aus einem sehr flachen Kegel von etwa 0,5 m Durchmesser mit aufgesetzten radialen Rippen; sie dreht sich an einer vertikalen Welle unter einem Vorratskasten hinweg, dabei füllen sich die Zwischenräume der Rippen mit Mehl. Dieses wird durch einen Wasserstrahl abgespritzt und zu Trübe angerührt.
Fließt die Trübe von einem Zerkleinerungsapparat, Pochwerk oder einer Mühle ab, so wird sie für die Herdarbeit besonders vorbereitet (s. Sortieren der Trübe), indem die Körner nach der größeren oder kleineren Fallgeschwindigkeit in verschiedene Gruppen (Sorten) getrennt werden. Jede derselben enthält kleine, aber spezifisch schwerere und größere spezifisch leichtere Körner. So würden sich z.B. die Bleiglanzkörnchen von 0,25 mm Durchmesser mit den Quarzkörnchen von 1,0 mm Durchmesser in derselben Sorte vereinigt finden. Die Herdarbeit bezweckt, ein derartiges Korngemenge nach dem spezifischen Gewichte zu trennen, so daß die schwersten aber kleinsten von den leichteren und diese wieder von den leichtesten aber größten Körnchen gesondert werden. In der Erzaufbereitung sind fast immer die schwersten Körner die erzhaltigen, also auch die wertvollsten, während die leichtesten taub sind, also aus Bergen bestehen. Der Herd bildet eine (meistens) ebene, mäßig glatte, dabei wenig geneigte Fläche; über diese fließt die Trübe in sehr dünnem Strome. Es haben nun wegen der Reibung die an der Herdfläche strömenden Wasserschichten die geringste Geschwindigkeit v, nach der Oberfläche zu steigert sich diese allmählich (s. Fig. 1). Daher erhalten die kleinen und schweren Körner a nur schwächere Stöße, während die größeren und leichteren Körner b auch in die schneller fließenden oberen Wasserschichten hinausragen und dadurch auch stärkeren Wasserstößen ausgesetzt werden. Die Größe der gestoßenen Fläche spielt hierbei keine Rolle, da sich bei gleichfälligen Körnern die Massen verhalten wie die gestoßenen Flächen. Man kann nun durch Aenderung der Herdneigung die Wassergeschwindigkeit so bemessen, daß die schwersten Körnchen am oberen Teile, die von mittlerem spezifischen Gewicht am unteren Teile der Herdfläche liegen bleiben, dagegen[42] die leichtesten, die Berge, vom Wasser über den Herd hinweggeführt werden, also auf demselben nicht zur Ablagerung gelangen. Beim Freiberger Stoßherd (Fig. 6) wird dieses Abtragen der Berge durch die Stoßbewegung befördert, man Tagt daher auch: die Berge abstoßen.
Die Herdarbeit zerfällt meistens in die folgenden drei Arbeitsvorgänge: Zunächst wird eine Zeitlang Trübe über den Herd geführt und es belegt sich dessen Fläche mit einer dünnen Schicht Material (Herdbelag). Dabei sollen reine Berge den Herd verlassen; die abfließende Trübe nennt man Herdflut oder wilde Flut, sie wird in Klärteiche geführt und setzt dort die festen Bestandteile ab. Vermutet man, daß auch etwas Erz den Herd verläßt, so führt man die Herdflut zunächst durch einen Karten (Unterfaß), welcher unter das Herdende gestellt wird, in diesem gelangen die schwereren Teilchen zum Absatz und können später nochmals verarbeitet werden. Auf dem Herde finden sich die Körnchen von oben bis unten nach abnehmendem spezifischen Gewichte abgelagert. Nach Abstellen der Trübe führt man einen Klarwasserstrom über den Herd; dabei wird der Herdbelag mit Reisigbesen oder mit der Kiste durchgearbeitet. Letztere ist ein dünnes, rechteckiges Stück Brett, das an einem zu seiner Fläche rechtwinkligen Stiele befestigt ist. Zuweilen läßt man auch aus einer Brause seine Wasserstrahlen auf den Herdbelag spritzen. Den Körnchen wird hierbei Gelegenheit zu erneuter Umlagerung gegeben, und zwar arbeitet man so, daß nur die schwersten Körner (reines Erz) auf dem Herde verbleiben, dagegen die von mittlerem spezifischen Gewicht (Zwischenprodukt oder weniger gutes Erz), auch After oder Schwänzel genannt, den Herd verlassen, um sich in besonderen Sammelkästen abzusetzen. Diesen zweiten Vorgang nennt man Abläutern oder Abtreiben. Darauf wird endlich unter erneutem Klarwasserzufluß das reine Erz durch Abkehren (man sagt auch Einkehren) vom Herde entfernt und ebenfalls durch Gerinne einem Sammelbehälter zugeführt. Das Erz in dieser Form nennt man Schliech (Schlieg). Bei den einfachsten Herden, z.B. dem liegenden Herde (Fig. 2), finden diese drei Arbeiten, das Belegen, Abläutern und Abkehren, nacheinander auf der ganzen Herdfläche statt; die Arbeit ist daher eine ununterbrochene, und es ist zweckmäßig, mehrere Herde nebeneinander zu benutzen, von denen der eine belegt wird, während auf dem andern abgeläutert und abgekehrt wird.
Nach Einrichtung und Arbeitsweise teilt man die Herde ein in solche, bei denen nur ein dünner Herdbelag gebildet und bald wieder entfernt wird (Leerherde); zu dieser Gruppe gehören die sämtlichen neueren Bauarten; im Gegensatz dazu stehen die Vollherde (z.B. Schlämmgraben, Freiberger Stoßherd), bei denen sich der Herd mit einer dicken Schicht belegt. Es fällt bei letzteren das Abläutern fort; der Herdbelag wird je nach seiner Zusammensetzung in mehreren Porten mit der Schaufel abgestochen und jede derselben in gleicher Weise wiederholt behandelt. Jede Port heißt auch ein Abstich; die am oberen Teile des Herdes abgelagerte auch die Stirn, in Oesterreich Köpfel. Da man das gröbere Korn auch rösches und das feinere Korn auch zähes nennt, unterscheidet man auch die röschen Herde oder Sandherde von den zähen Herden oder Schlämmherden. Anderseits werden die Herde in feste und bewegte eingeteilt; die Bewegung bezweckt einerseits eine bessere Absonderung auf dem Herde, z.B. bei dem Freiberger Stoßherde, anderseits aber die Durchführung der Arbeit ohne Unterbrechung. In diesem Falle wird das Belegen, Abläutern und Abkehren zu gleicher Zeit auf verschiedenen Teilen der Herdfläche ausgeführt. Bei jedem Herde bezeichnet man die Richtung, in welcher die Trübe darüber strömt, als Längsrichtung (Länge), die dazu rechtwinklige als Querrichtung (Breite). Um einen guten Herdgang zu erzielen, muß die Trübe über die Herdbreite in gleichmäßiger Schicht aufgetragen werden; dies wird durch die Stelltafel oder das Happenbrett St in Fig. 2 und 6 bewirkt. Auf demselben bilden die Stellklötzchen oder Happen mit der Unterkante des Brettes ein gleichschenkliges Dreieck. An der Spitze des letzteren strömt die Trübe zu, zwischen den Klötzchen fließen Teilströme hindurch und breiten sich über die Stelltafel gleichmäßig aus. Die Klötzchen können etwas gedreht werden, um die richtige Verteilung zu erreichen. Ferner muß die Herdfläche in der Querrichtung wagerecht liegen, damit der Trübestrom in gleich starker Schicht über den Herd fließt; andernfalls drängt sich die Trübe nach der einen Seite, und es entsteht auf dieser eine stärkere Strömung. Die meisten Herde sind eben; nur die Rundherde bestehen aus sehr stumpfen Kegelflächen, auch die parabolische Fläche kommt vor.
Zu den festen Herden gehören der liegende Herd und der Schlämmgraben. Ersterer (Fig. 2) wird von dem Kehren mit Reisigbesen auch Kehrherd oder Einkehrherd und, da man statt verwaschen auf dem Herde wohl schlämmen sagt, auch Schlämmherd genannt. Der ebene Herd H besteht aus den durch Querleisten verbundenen Herdbäumen a, darauf ist die Dielung b aus Brettern von feinjährigem Holze genagelt, seitlich begrenzen den Herd die Bordbretter c. Am unteren, durch aufgenagelte Leisten zusammengezogenen Ende[43] nimmt ein Gerinne g die Herdflut auf; am oberen Herdende (Herdkopf) befindet sich eine Arbeitsbühne E, von welcher aus die Zuführung der Trübe in einem Gerinne T und die Klarwasserzuführung durch die Rohrleitung W geregelt werden kann. Die Trübe fließt zum Zurückhalten etwaiger Unreinlichkeiten durch ein kleines Sieb und über die Stelltafel St auf den Herd. Für rösches Korn erhält der Herd, welcher etwa 1 m Breite und 4 m Länge hat, 1015° Neigung, für zähes Korn etwa 6°. Man vermindert die Neigung durch Unterlegen von Keilen am unteren Herdende. Ein Mann bedient zwei Herde; jeder derselben kann in einer Stunde etwa dreimal 2 mm dick belegt, darauf geläutert und abgekehrt werden. Der röschesten Trübe gibt man etwa einen Mehlgehalt von 0,8 kg auf 1 l, der zähesten nur 0,15 kg. Erfahrungsgemäß ist der beschriebene liegende Herd nicht zur Abscheidung solcher Erzteilchen geeignet, welche sich wegen ihrer Form als dünne Plättchen trotz hohen spezifischen Gewichtes (Bleiglanz, gediegenes Silber und Gold) längere Zeit im Wasser schwimmend erhalten. Um auch hier zum Ziele zu gelangen, belegt man den Herd mit Tüchern (Plane, Planne oder Plache genannt, davon Planenherd oder Plachenherd), in deren rauher Oberfläche sich die seinen Erzteile festsetzen, während die Berge vom Wasser darüber hinweggerollt werden. Die Planen werden von Zeit zu Zeit abgenommen und in Sammelkästen gut gespült, die Arbeit ist also unterbrochen. (Ueber die kontinuierlichen Planenherde vgl. weiter unten).
Der Schlämmgraben, oft kurzweg Graben genannt (Fig. 3), unterscheidet sich der Bauart nach vom liegenden Herde wesentlich nur durch die größere Tiefe, da sich in ihm der Schliech zu einer dicken Schicht ansammeln soll; er gehört also im weiteren Sinne zu den Vollherden. Die Trübe T wird im Mehlkasten M angerührt und ohne weiteres dem Graben zugeführt; das zur Verdünnung nötige Klarwasser gelangt aus dem Gerinne W in einen Behälter, das Gefälle G, und dann, während etwaiger Wasserüberschuß in das Gerinne W1 abfließt, über eine wagerechte Kante auf die ganze Breite gleichmäßig verteilt, zum Graben. Dieser wird, wie sich der Belag anhäuft, am unteren Ende durch Spunde, welche in die Oeffnungen s des Fußbrettes passen, nach und nach geschlossen; das vorgesetzte Brett v führt die Herdflut in das Gerinne g. Durch die Unterfässer U und U1 gelangt sie weiter in das Gerinne g1 und von dort in Klärsümpfe. Während der Arbeit wird mittels einer Kiste die Oberfläche des Belages eben gehalten. Der Schlämmgraben dient hauptsächlich für röscheres Korn und wird nur bei einfachen und kleinen Verhältnissen angewendet. Der angesammelte Schliech wird nach seinem Gehalte in Polten abgestochen.
Die Anfänge der bewegten Herde sind in den Sichertrögen zu erblicken, welche jetzt nur zur mechanischen Probe der Ergebnisse der Herdarbeit und zuweilen zur letzten Anreicherung sehr wertvoller, z.B. goldhaltiger Schlieche Verwendung finden. Die Formen der Sichertröge sind örtlich verschieden, Fig. 4 zeigt den Freiberger, Fig. 5 den Salzburger Sichertrog; letzterer wird auch Sachse oder Handsachse genannt. Man bringt den zu verwaschenden Schliech mit etwas Wasser auf den Sichertrog und schwingt diesen mit einer Hand so hin und her, daß das Wasser jedesmal lebhaft nach dem einen Ende strömt, dabei die Bergeteilchen mitnimmt, jedoch langsamer zurückfließt. Mit dem Ballen der andern Hand werden dabei Stöße auf die Rückseite r des Troges gegeben, wodurch die Ansammlung der schwersten Teilchen wie beim Freiberger Stoßherde befördert wird. Es gehört viel Uebung dazu, um die nötige Geschicklichkeit zu erlangen. Größere Salzburger Sichertröge werden zur leichteren Handhabung in einfacher Weise aufgehängt und heißen Hängesachse. Feinjähriges Lärchenholz soll das beste Material für Sichertröge sein; auch in schüsselförmig kreisrunder Form aus Holz oder Metallblech kommen sie vor unter dem Namen Waschschüssel.
Der älteste eigentliche bewegte Herd, der an vielen Orten auch heute noch wegen seiner Vielseitigkeit Anwendung findet, ist der Langstoßherd. Allgemein ist bei den bewegten Herden zu unterscheiden: der Herd selbst, das Herdgerüst, die Einrichtungen für das Auf- und Abtragen und die Bewegungsvorrichtungen. Fig. 6 und 6a zeigt die Freiberger Ausführung des Langstoßherdes. Der Herd H ist stets aus Holz, ähnlich, jedoch stärker gebaut als der liegende Herd; namentlich der Herdkopf k ist kräftig gehalten, da er die Stöße aufnehmen soll. Das Herdgerüst ruht auf einem gemauerten Fundament und besteht der Hauptsache nach aus dem Schwellwerk und drei Paar Säulen, von denen im vorliegenden Falle S und S1 aus Gußeisen, S2 aus Holz gefertigt sind. An den Säulenpaaren S und S1 ist der Herd mittels zweier Kettenpaare K und K1 aufgehängt; K sind die Stellketten, sie werden an der Herdwelle w befestigt und können nachgelassen und angezogen werden, um die Herdneigung zu ändern. K1 sind die Spannketten; durch dieselben erhält der Herd das Bestreben, nachdem er vorgestoßen wurde, wieder zurückzufallen. Um die Spannung zu vergrößern oder zu verkleinern, kann der untere Befestigungspunkt dieser Ketten mehr oder weniger nach vorn verlegt werden. Auch sind an[44] den Ketten selbst Stellschrauben angebracht, um die Herdfläche in der Querrichtung wagerecht stellen zu können. Die Arbeitsbühne E stützt sich auf die beiden Säulenpaare S1 und S2; auf derselben befinden sich der Mehlkasten M, die Drehgumpe d und die Klarwasserzuführung W. Die angerührte Trübe fließt durch ein Sieb und über die Stelltafel St auf den Herd; anderseits kann aber auch aus Spitzkästen u. dergl. sortierte Trübe in Gerinnen zugeführt werden. Am unteren Ende des Herdes gelangt die Herdflut in das Gerinne g. Die Stoßbewegung des Herdes wird folgendermaßen erzeugt: die Daumen der Welle D drücken auf den einen Arm des Winkelhebels oder Drückels Dr; dadurch schiebt die in dem andern Hebelarme beteiligte Schubstange h den Herd vor, der durch sein Eigengewicht gegen die Stauchvorrichtung C, C1 wieder zurückfällt. Die Länge des Drückelarmes, auf den die Daumenwelle wirkt, und dadurch die Länge des Ausschubes kann mittels der Stellvorrichtung st geändert werden. Durch die Herdbewegung wird bei jedem Stoße eine kleine Welle in der Trübeschicht erzeugt, die das Abflößen der Berge begünstigt, während der Rückstoß des Herdes die abgelagerten Teilchen zu einem festen Herdbelage vereinigt. Da die Neigung der Herdfläche, die Spannung des Herdes und auch die Länge des Ausschubes stellbar sind, so kann der Stoßherd allen Verhältnissen angepaßt werden; er ist, wie oben bereits erwähnt, ein Vollherd; man läßt den Schliech sich zu einer bis 12 cm starken Schicht ansammeln und flicht ihn mit der Schaufel dann ab. Die Bauart des Salzburger Stoßherdes weicht insofern von der geschilderten ab, als die Daumenwelle unmittelbar, ohne Drückeleinrichtung,[45] auf die Schubstange wirkt. Der Rittinger-Herd ist ein kontinuierlicher Querstoßherd (Fig. 7 und 7a). Gewöhnlich sind zwei Herdflächen H und H1 zu einer Platte vereinigt; die Trübe wird über eine Stelltafel T an einer Seite nur auf etwa ein Viertel der Herdbreite, über die andern drei Viertel Klarwasser W aufgetragen. Die Aufhängung des Herdes ist aus der Figur ersichtlich; die Bewegung findet folgendermaßen statt: ein Querriegel, die sogenannte Zunge h, ist unter dem Herde befestigt; dieser wird in der Ruhelage durch eine Zugstange und die Feder f gegen den im Herdgerüst festgelegten Stauchklotz C gezogen. Gegen den Federdruck ziehen die Daumen D der Welle, die in eine Aussparung der Zunge eingreifen, den Herd nach rechts, und dieser stößt dann durch den Federzug gegen den Stauchklotz. Während die in der Trübe vorhandenen Bergeteilchen auf ziemlich geradem Wege schnell über den Herd in das Bergegerinne g1 hinweggeführt werden, erhalten die auf dem Herde zur Ablagerung gelangenden Erzteilchen unter dem zweifachen Einflusse des Wasserstromes und der Herdstöße parabolische Bahnen. Diejenigen von mittlerem spezifischen Gewicht verlassen den Herd bei 2 und gelangen in das unter dem Herde befindliche Zwischenproduktgerinne g2, die schwersten, welchen der Wasserstrom die geringste Geschwindigkeit erteilt, bleiben während der längsten Zeit den Querstößen ausgesetzt; die Krümmung ihrer parabolischen Bahn ist daher am stärksten, sie verlassen den Herd bei 3 und werden von dem Erzgerinne g3 aufgenommen. Die Breite der Ströme 1, 2 und 3 kann durch die stellbaren Teiler st je nach der Zusammensetzung der Trübe bemessen werden. Dem Vorteil der kontinuierlichen Arbeit steht der Nachteil gegenüber, daß der Rittinger-Herd erheblich geringere Trübemengen verarbeitet als der Freiberger Stoßherd.
Bei den kontinuierlichen Planenherden wird eine über Führungswalzen gespannte Plane ohne Ende mit fortschreitender Längs- oder Querbewegung benutzt, um den Schliech aus dem Trübestrom zu entfernen, dem Läuterwasser zuzuführen und dann abzutragen. Zur Planenbewegung kommt zuweilen noch eine Stoß- oder Schüttelbewegung hinzu, um die Beweglichkeit der Schliechteilchen zu erhöhen. Die jetzt am meisten angewendeten Planenherde sind der Schüttelherd (Frue Vanner) und der Steinsche Herd.
Beim ersteren (Fig. 8 und 8a) hat die Plane P eine Längsbewegung, dem Trübestrom entgegen; sie besteht aus Gummistoff und hat an den Seiten aufrecht stehende Ränder. Die Führung der Plane geschieht durch die vier Walzen w, w1, w2 und w3; von diesen ist w mit einer Spannvorrichtung versehen, w1 erteilt die Bewegung, w2 und w3 liegen auf der Unterseite und führen die Plane durch den Wasserkasten i; außerdem wird der obere Teil der Plane durch Tragwalzen t gestützt. Sämtliche Walzen sind im Herdrahmen A verlagert und dieser ruht auf dem Schwellwerk (Q Querschwellen, S Herdsäulen, L Längsschwellen, q obere Querschwellen) mittels der Stützstangen r; durch Keile v kann die Herdneigung geändert werden. Die Bewegung der Plane wird von der seitlich angeordneten Welle D vermittelt, und zwar durch den Konus m, die Schnurrolle n auf der Welle d, die Schnecke s und durch das auf der Welle der Walze w1 befestigte Schneckenrad Z. Durch die Stellvorrichtung st kann die Schnurrolle n am Konus m entlang verschoben und die Geschwindigkeit der Plane geregelt werden. Außerdem erhält der ganze Herdrahmen durch die auf D angebrachten drei Kurbeln k Querschüttelbewegung. Die Trübe wird von dem Happenbrett T über die Plane verteilt; die sich absetzenden Teilchen werden unter der Brause W geläutert, gelangen um die Walze w1 herum auf die Unterseite und werden im Unterfasse i und durch die Brause B abgespült; die aus dem Kasten i beiderseits, überfließende Erztrübe findet in den Karten i1 Gelegenheit zu weiterer Klärung. Die abgetragenen Berge fließen über die Plane abwärts in das Gerinne g. Der Herd besitzt demnach die Eigentümlichkeit, daß er die aufgegebene Trübe nur in zwei Produkte zerlegen kann. Der Frue-Vanner stammt aus Nordamerika und wird in der Goldaufbereitung sehr viel angewendet.
Dagegen ist der Steinsche Herd (Fig. 9, 9a, 9b), der in Freiberg zuerst gebaut wurde, zur Aufbereitung zusammengesetzter Erze geeignet. Das Herdgerüst besteht außer dem Schwellwerk aus den Säulenpaaren S und S1 und wird durch die Strebe S verstärkt. Der Herdrahmen A ist mittels vier Stangen r an den Armen q aufgehängt, welch letztere um die Hilfsstrebe s1 drehbar sind und in der richtigen Neigung durch die Schraubenmuttern st an besonderen Stangen festgestellt werden können. Auf dem Herdrahmen ist die Herdplatte H befestigt und über diese und die beiden Walzen w und w1 die glatte Plane gespannt; der untere Teil wird durch die Hilfswalzen t getragen. Die Querbewegung der Plane wird bei der neuesten Bauart durch die Schnurrolle n bewirkt, welche auf der Achse von w1 sitzt; der Querstoß des ganzen Herdes ist wie beim Rittinger-Herde durch die Daumenwelle D mit Schwungrad Schw und Riemenscheiben R durch Zugstangen und Feder F erreicht; der Herd wird nach rechts herausgezogen und stößt gegen den Stauchklotz C an der linksseitigen Säule. Unabhängig von dem Herde ist die Aufgabevorrichtung in Form eines Gerinnes an den Hilfssäulen S1 befestigt; in der Abteilung T wird die Trübe zugeführt und dann mittels der Stelltafel St über etwa ein Drittel der Herdbreite verteilt; der entstehende Belag wird durch die Planenbewegung nach links geleitet, wo aus den beiden andern Abteilungen des Gerinnes W Läuterwasser über den Herd strömt und überdies die diagonal gelegte Brause B das allmähliche Abspülen der Produkte besorgt. Diese werden von einem mehrteiligen Gerinne g für die Berge, g1 für das ärmere, g2 für das reichere Zwischenprodukt und g3 für das Erz aufgenommen; Abfallutten führen die Schlieche in die Sammelkästen i, i1, i2 und i3. Um die Bewegung der Plane zu erleichtern, wird unter derselben auf der Herdplatte ein Wasserbett erzeugt, indem durch den Behälter und das Rohr u das Klarwasser zugeführt und mittels Diagonalrillen, die von einer Querrille ausgehen, gleichmäßig verteilt wird. Bei der Freiberger Aufbereitung [1] erhält der Herd 80 mm Planengeschwindigkeit und 150 Stöße, beides in der Minute; in derselben Zeit werden 14 l Trübe mit 0,15 kg fester Bestandteile auf 1 l aufgegeben und dabei 60 l Klarwasser verbraucht.[46] Der Herd beansprucht 0,5 PS. Betriebskraft; acht Herde können von einem Manne beaufsichtigt werden. Der neuerdings vielfach angewendete Ferraris-Herd [2] ist ein Querstoßherd etwa von den Abmessungen des Steinschen Herdes. Die Herdfläche wird von Linoleum gebildet, welches in der Querrichtung für rösches Korn mit schmalen, dünnen Leuten benagelt, für zähes Korn mit Querruten versehen ist. Hierdurch bewegt sich das Korn langsamer über die Herdfläche als beim Steinschen Herde. Das Auftragen der Trübe findet in gleicher Weise wie beim Steinschen Herde, das Abtragen nicht nur am unteren, sondern auch (für das schwere Korn) am linken Rande der Herdtafel statt. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist der ähnlich gebaute Wilfley-Herd in Gebrauch.
Die kontinuierlich arbeitenden Rundherde haben sehr stumpfe Kegel als Arbeitsflächen; hieraus folgt, daß die Neigung, welche man einem Rundherde einmal gegeben hat, nicht ohne weiteres geändert werden kann. Auch ist ihnen eigentümlich, daß die Trübe nicht in gleichmäßig dicker Schicht über den Herd strömt und deren Geschwindigkeit sich ändert. Die Rundherde (round buddle), wohl auch rotierende Herde, rotierende Herdwäsche oder Drehherde genannt, sind entweder Kegelherde die Herdfläche fällt nach außen ab, die Trübe wird nahe der Herdmitte aufgetragen, die Trübeschicht nimmt beim Fließen über den Herd an Dicke ab und verlangsamt ihre Geschwindigkeit, da sie beim Wege über den Herd immer größere Flächen bedeckt, am Umfange verläßt die Trübe den Herd; oder es sind, wenngleich sehr viel seltener, Trichterherde die Herdfläche vertieft sich nach innen, demzufolge wird die Trübe am äußeren Rande aufgetragen, auf ihrem Weg über den Herd wird die Trübeschicht allmählich stärker und ihre Geschwindigkeit größer. Der Kegelherd eignet sich besonders für solche Erze, welche in mehrere Posten getrennt werden sollen (das Dünnerwerden der Trübeschicht begünstigt dies); der Trichterherd dagegen sollte nur angewendet werden, wenn aus einer großen Menge von Trübe die wenigen noch nutzbaren Bestandteile auszuscheiden sind; er dient daher namentlich zur Weiterverarbeitung armer Zwischenprodukte. Soll ein Rundherd ununterbrochen arbeiten (die älteren nach Art der Schlämmherde gebauten Rundherde kommen kaum noch in Betracht), so muß entweder bei stillstehendem Herde die Aufgabevorrichtung gedreht werden (dies ist der Fall bei Herden von großem Durchmesser), oder der Herd dreht sich und die Aufgabevorrichtung steht still; letztere Anordnung wird bei kleineren Herden gewählt. In beiden Fällen wird bei jeder Umdrehung der Herd einmal belegt, der Belag dann abgeläutert und endlich abgespült; alle drei Vorgänge finden auf drei verschiedenen Kreissektoren gleichzeitig nebeneinander statt. Die Rundherde verarbeiten sehr große Mengen von Trübe, brauchen aber viel Klarwasser; sie werden bis zu 10 m Durchmesser gebaut. Kurz möge hier noch der Rundstoßherd von Bartsch erwähnt werden, ein Herd mit parabolisch gekrümmter Oberfläche, der während der Drehung schwache Stöße erhält.
[47] Als Beispiel soll der häufig angewendete Linkenbachsche Rundherd (Fig. 10 und 10a) beschrieben werden; er ist ein feststehender Kegelherd H mit beweglicher Aufgabe- und Abtragevorrichtung. Der Herd wird auf einem Fundament gemauert und dann mit Zementputz versehen, welcher mittels rotierender Schablone die gewählte Neigung, im Mittel 1 : 10, erhält; am Umfange ist der Herd mit Tropfkante versehen. In der Mitte wird ein schachtartiger Raum ausgespart; in denselben führt von außen ein Kanal a. Die im Mittelpunkt des Herdes stehende Welle wird durch Schnecke ohne Ende und Schneckenrad S in langsame Umdrehung versetzt; an ihrem unteren Teil ist an einem kleinen Stern von Tragarmen ein kreisrundes Gerinne befestigt, in welches durch den Kanal a und das Rohr T beständig Trübe geleitet wird. Diese fließt jedoch immer nur auf die eine Herdhälfte, nämlich über die Stelltafel St. Das Trübegerinne wird auf der andern Kreishälfte von dem Klarwassergerinne v umgeben, aus welchem das Läuterwasser über die Stelltafel W auf die andre Herdhälfte geführt wird, welche vorher mit Schliech belegt wurde. Die Brausen B verstärken die abläuternde Wirkung, während die Brause B1 den verbliebenen Erzschliech vom Herde abspült Es fließen daher beständig von einem Teile des Herdes die Berge, von dem andern das Zwischenprodukt und von einem verhältnismäßig schmalen Teile das Erz ab, jedoch drehen sich diese Sektoren ständig mit der Aufgabevorrichtung. Dementsprechend ist das Abtragen vorgesehen. An einem großen Stern von Armen d, die oben an der senkrechten Welle befestigt sind, hängt an Tragstangen ein den Herd kreisförmig umgebendes Gerinne, welches durch eingesetzte Zwischenwände in drei Abteilungen zerlegt ist, g1 für die Berge, g2 für die Zwischenprodukte und g3 für das Erz; aus diesen werden die Porten getrennt durch angesetzte Rohre (vgl. den senkrechten Schnitt) drei verschiedenen Gerinnen zugeführt, welche den Herd konzentrisch umgeben und aus denen weitere Gerinne zu Sammelsümpfen führen. An den Armen d hängen auch die Brausen; die Klarwasserzuführung W1 wird ebenfalls von oben her durch ein kreisförmiges Gerinne vermittelt.
Die Weiterverarbeitung der bei der Herdarbeit sich ergebenden Zwischenprodukte erfolgte früher immer derart, daß die Schlämme in Sümpfen gesammelt, ausgehoben, in Gumpen wieder zu Trübe angerührt und verwaschen wurden. In neuerer Zeit hat man bei den kontinuierlich arbeitenden Herden das Zwischenprodukt (gewöhnlich von mehreren Herden vereinigt und nach vorheriger Konzentration) in Trübeform weiter auf einen andern Herd zur Verarbeitung geleitet. Derart zusammenarbeitende Herde nennt man wohl auch Verbundherde. Dieses Verfahren ist namentlich bei Rundherden und auch beim Steinschen Herde zur Anwendung gebracht worden.
Literatur: Vgl. die unter Aufbereitung, Bd. 1, S. 350, unter [1], [2], [3] u. [5] genannten Werke. [1] Seemann, Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, Freiberg 1893, S. 76. [2] Zeitschr. für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate 1903, S. 252, Taf. 28 u. 29.
Treptow.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.